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EZB entzieht estnischer Versobank Lizenz wegen Geldwäsche

Erscheinungsdatum Website: 28.03.2018 23:10:03
Erscheinungsdatum Publikation: 03.04.2018

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FRANKFURT (Dow Jones)--Die Europäische Zentralbank (EZB) hat der estnischen Versobank die Lizenz entzogen. Die estnische Bankenaufsichtsbehörde, die diese Maßnahme bereits am 8. Februar bei der EZB beantragt hatte, begründete den Schritt mit ernsthaften Rechtsbrüchen, die sich über längere Zeit hingezogen hätten. Die EZB wirft der Bank vor, nicht genug gegen Geldwäsche und Terrorfinanzierung getan zu haben.

Die Versobank ist nach der lettischen ABLV Bank das zweite Institut aus einem baltischen Land, das wegen seiner Geschäftspraktiken scheitert. Die ABLV hatte Liquiditätsprobleme bekommen, nachdem die US-Behörden der Bank den Zugang zum US-Markt gesperrt hatten. Sie war daraufhin von der EZB für gescheitert erklärt worden und wird derzeit abgewickelt.

Die estnischen Behörden untersagten der Versobank sämtliche Transaktionen, auch die Auszahlung von Guthaben. Der Verwaltungsrat des estnischen Einlagensicherungsfonds berät am Dienstag über die Auszahlung von Guthaben. Von den 5.600 Depositeninhabern der Versobank leben nach Aussage der Bankaufsichtsbehörde nur 2.000 in Estland. Sie bot auch in Deutschland Festgeldanlagen an.

Da die Bank außerdem eine der kleinsten in Estland sei, werde ihre Schließung keine negativen Auswirkungen für den Bankensektor als Ganzes haben. Außerdem habe die Bank genügend Assets, um die Forderungen ihrer Kunden zu bedienen.

Die EZB hatte die Bank am 6. März über den Antrag der estnischen Aufsichtsbehörde informiert und ihr fünf Werktage Zeit für eine Stellungnahme gegeben. Die von der Versobank gelieferten Antworten reichten aber nicht aus, um die EZB umzustimmen.

Laut EZB haben die estnischen Behörden seit 2015 bei Vorortinspektionen immer wieder Verstöße gegen geltende Regeln festgestellt. Diese Mißstände seien auch nach wiederholter Aufforderung nicht abgestellt worden, so dass die EZB keinen Anlass gesehen habe, an eine künftiges Wohlverhalten des Instituts zu glauben.

In der Begründung der EZB-Entscheidung heißt es: "Das Geschäftsmodell der Bank beinhaltete in beträchtlichem Ausmaß Risiken, dass es zu Geldwäsche und Terrorfinanzierung kommen könnte." Die Versobank habe vor allem Zahlungverkehrsdienstleistungen angeboten.

DJG/hab/apo/03.04.2018

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