Ostwirtschaftsreport

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Chinesischer Ölkonzern CEFC legt Expansionspläne in Mitteleuropa auf Eis

Erscheinungsdatum Website: 22.03.2018 10:15:25
Erscheinungsdatum Publikation: 27.03.2018

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SHANGHAI (Dow Jones)--Der chinesische Ölkonzern CEFC China Energy lässt seine Pläne einer umfangreichen Expansion in Mitteleuropa fallen. Das Vorhaben, den Anteil an der tschechisch-slowakischen Holdinggesellschaft J & T Finance Group auf 50 von zuvor 9,9% zu erhöhen, werde nicht weiter verfolgt, teilte die CEFC in Prag mit.

Der Vertrag im Volumen von 800 Mio Euro wurde vor fast zwei Jahren in Anwesenheit des tschechischen und des chinesischen Präsidenten unterzeichnet. Das Abkommen sollte die engere Beziehung der beiden Länder zueinander demonstrieren. Als Folge hätte CEFC, Chinas größte private Ölgesellschaft, als erstes Unternehmen aus dem Reich der Mitte faktisch die Kontrollmehrheit an einem Finanzinstitut in der Europäischen Union erlangt. Allerdings hat die Tschechische Nationalbank aus unklaren Gründen kein grünes Licht für die Transaktion gegeben.

Die Mittelung der CEFC kam nur Stunden, nachdem das Büro des tschechischen Präsidenten Milos Zeman bestätigte, dass die chinesischen Behörden gegen den CEFC-Chairman Ye Jianming ermitteln. In der vergangenen Woche hatte bereits das Wall Street Journal von informierten Personen erfahren, dass gegen den Ölmagnaten ermittelt werde. Ye Jianming diente auch zeitweise als Berater des tschechischen Präsidenten.

Tschechien hatte in der vergangenen Woche Unterhändler entsandt, um Regierungsbeamte und CEFC-Vertreter in Shanghai zu treffen. Diese hätten erfahren, dass gegen Ye persönlich eine Untersuchung laufe wegen nicht näher bezeichneter rechtlicher Angelegenheiten, heißt es weiter in der Stellungnahme der Regierung Tschechiens. Der Konzern CEFC soll aber nicht Gegenstand der Untersuchung sein.

"Das Unternehmen betrachtet die Entwicklung seiner Projekte in der Tschechischen Republik weiterhin als eine seiner Hauptprioritäten", so die Tschechen weiter. Sowohl die CEFC als auch die tschechische Erklärung deuteten an, dass Ye den Ölgiganten wohl verlassen wird. Der Aufenthaltsort von Ye ist nicht bekannt und er konnte deswegen nicht für einen Kommentar erreicht werden. Eine CEFC-Unternehmenssprecherin sagte am Dienstag, sie könne keine Fragen in der Sache beantworten. Unabhängig davon teilte CEFC über ihr Prager Büro mit, dass Führungsteam im Konzern habe weiter das Sagen. Allerdings soll nach den Angaben der Tschechen das Unternehmen mittlerweile von CEFC-Präsident Chan Chauto geleitet werden.

Die Ereignisse um CEFC kommen zu einer Zeit, in der das Unternehmen seine Finanzen zu stützen versucht. Denn es besteht die Sorgen, CEFC könnte vielleicht nicht in der Lage sein, die eigenen Investitionsverpflichtungen zu erfüllen, einschließlich des Plans, für 9 Mrd US-Dollar einen Anteil an dem russischen Ölriesen Rosneft zu kaufen.

Yes Fall erinnert an die jüngsten Probleme anderer einst erfolgreicher chinesischer Unternehmer. Dazu gehört Chen Feng vom Mischkonzern HNA Group, der sich gerade von vielen Firmenteilen trennt, und Wu Xiaohui, der aggressive Gründer des Versicherers Anbang Insurance, der nun verstaatlicht wurde.

Während Xi chinesische Unternehmen zur globalen Expansion drängte, ernannte Ye Prag zur "zweiten Firmenzentrale" und kaufte Anteile an europäischen Immobilien, Banken, Versicherern und sogar einem Fußballteam. Er wurde Berater des tschechischen Präsidenten und half 2016, Xis Besuch in Tschechien zu organisieren.

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