Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Fed will ihren Zinspfad schärfer zeichnen

Erscheinungsdatum Website: 19.03.2018 17:45:02
Erscheinungsdatum Publikation: 20.03.2018

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WASHINGTON (Dow Jones)--Die Notenbanker der Federal Reserve, die diese Woche zusammentreffen, werden abwägen, ob sie die Zinsen in den kommenden Jahren wegen der jüngsten Steuersenkungen und der Erhöhungen der Staatsausgaben aggressiver anheben müssen. Die Fed erwartete im Dezember, dass schrittweise Zinserhöhungen die Wirtschaft in die Lage versetzen würden, weiter zu expandieren, ohne sich zu überhitzen.

Die Währungshüter haben sich drei Zinserhöhungen in diesem Jahr und je zwei in den Jahren 2019 und 2020 vorgenommen. Seitdem hat jedoch der Schub an fiskalischen Anreizen, zusammen mit einem stetigen Wachstum und einer sehr niedrigen Arbeitslosigkeit, die Frage aufgeworfen, wie lange sie diesen Ansatz beibehalten sollten.

Als sehr sicher gilt, dass die Fed am Mittwoch ihren Leitzins um 25 Basispunkte auf 1,50 bis 1,75 Prozent erhöhen wird. Die Fed wird auch aktualisierte Projektionen veröffentlichen, die zeigen werden, ob sich die Märkte in diesem Jahr auf drei oder vier Zinserhöhungen einstellen müssen.

Ausblick auf den Zinspfad

Eine größere Frage ist allerdings, ob es unter den Notenbankern eine Neigung zu einem steileren Zinspfad im nächsten und im darauffolgenden Jahr gibt - und ob sie die Zinsen im Laufe der Zeit auf einen höheren Endpunkt anheben könnten, als sie es sich im Dezember vorgestellt hatten. Diese Entscheidungen wirken auf die ganze Wirtschaft und werden die Kreditkosten für Verbraucher, Unternehmen und Investoren beeinflussen.

Diese Fed-Sitzung ist die erste, die vom neuen Chef Jerome Powell geleitet wird. Er hat Kontinuität mit dem von seiner Vorgängerin Janet Yellen entworfenen schrittweisen Kurs des Zinsanstiegs versprochen. Wegen der zusätzlichen steuerlichen Anreize "unterscheidet sich allerdings die Welt, die Powell als Fed-Chef geerbt hat, sehr von der Welt, die Yellen an ihren Nachfolger weitergeben wollte", sagt Krishna Guha, Ko-Chef von Evercore ISI, einem Researchunternehmen.

Powell ließ bei seiner Kongressanhörung nicht erkennen, wie stark er die Zinsen in den kommenden Jahren erhöhen möchte. Als er gefragt wurde, ob er sich in diesem Jahr vier Zinserhöhungen vorstellen könnte, verwies er unter anderem auf die Fiskalpolitik als Grund für die stärkere Konjunktur. "Wir sehen eine anhaltende Stärke auf dem Arbeitsmarkt", sagte Powell. "Wir sehen einige Daten, die meiner Ansicht nach etwas mehr Vertrauen in die Inflationsrate geben werden. Und wir sehen auch eine anhaltende Stärke rund um den Globus."

Ein weiteres signifikantes Zeichen für die veränderte Denkweise der Fed waren jüngste Äußerungen von Fed-Gouverneurin Lael Brainard, die sich in den letzten Jahren als einflussreiche Fürsprecherin für sehr vorsichtige Zinserhöhungen gezeigt hatte. In einer Rede in diesem Monat sagte sie, sie sei zuversichtlicher geworden, dass die Inflation steigen werde, was es erlaube, die Zinsen weiter anzuheben.

Sie zählte die Steuersenkungen und die Ausgabenerhöhung zu den Faktoren, die ein stärkeres Wachstum anregen könnten. "Obgleich wir letztes Jahr eine Abkoppelung zwischen der anhaltenden Stärke des Arbeitsmarkts und der Inflation gesehen haben, könnte der anhaltende Rückenwind für die Beschäftigung und das über dem Trend liegende Wachstum die Überlegungen beeinflussen", sagte Brainard.

Fed will Überhitzung verhindern

Wall-Street-Ökonomen erwarten, dass die Arbeitslosigkeit im nächsten Jahr in den Bereich von 3 Prozent sinken könnte. Die Arbeitslosigkeit in den USA ist seit dem Koreakrieg nicht mehr so niedrig gewesen, und niemand ist sich ganz sicher, was das mit der Inflation oder der Finanzstabilität machen würde.

Die Fed will dafür sorgen, dass die Wirtschaft auf einem ruhigen Kurs bleibt. Wenn sie die Zinsen zu langsam anhebt, könnte sie die Inflation in die Höhe treiben oder Vermögensblasen begünstigen. Wenn sie zu schnell voranschreitet, könnte sie das Wachstum zu stark bremsen und damit die Beschäftigung und die Investitionen beeinträchtigen.

Einige der 15 Teilnehmer des Fed-Treffens dürften ihre individuellen Zinsschätzungen für die kommenden Jahre anheben. Vorerst hat die Fed jedoch wenig Grund, ihre Pläne drastisch zu ändern.

Das könnte sich aber ändern, wenn die Konjunkturdaten in den kommenden Monaten stärker werden. Die Gefahr einer Überhitzung würde die Fed zwingen, "in den nächsten Jahren irgendwann stärker auf die Bremsen zu drücken", sagte der New Yorker Fed-Chef William Dudley in einer Rede Anfang des Jahres. Dieses Szenario beunruhigt die Notenbanker, weil die Fed keine gute Bilanz bei der Abkühlung der Wirtschaft auf ein ideales Niveau hat, ohne eine Rezession auszulösen.

DJG/DJN/apo/jhe

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