Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Draghi: Wertpapierkäufe bleiben bis Inflationsaussichten stabil

Erscheinungsdatum Website: 14.03.2018 17:00:03
Erscheinungsdatum Publikation: 15.03.2018

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FRANKFURT (Dow Jones)--Die Europäische Zentralbank (EZB) wird den Nettoankauf von Anleihen nach Aussage ihres Präsidenten Mario Draghi erst einstellen, wenn sich die Inflationsaussichten ausreichend den Vorstellungen des EZB-Rats angenähert haben.

Draghi sagte bei der Konferenz "The ECB and it's Watchers" in Frankfurt, die Zuversicht, dass dies geschehen werde, habe zugenommen, doch sie man noch nicht am Ziel. Zweitrundeneffekte aus den sich andeutenden protektionistischen Maßnahmen der USA stellten ein Risiko für dieses günstige Szenario dar.

"Wenn die Fortschritte bei der nachhaltigen Anpassung des Inflationspfads ausreichend sind, werden die Nettokäufe beendet", sagte Draghi. Danach werde die Reinvestition von Fälligkeiten und die Forward Guidance für angemessene finanzielle Rahmenbedingungen sorgen. Später würden dann wieder die Leitzinsen die tragende Rolle in der Geldpolitik spielen.

Die Zentralbanken des Eurosystems kaufen bis Ende September dieses Jahres monatlich Anleihen für 30 Milliarden Euro. Beobachter erwarten, dass die EZB im Juni oder Juli kommunizieren wird, ob und zu welchen Bedingungen diese Ankäufe danach fortgeführt werden.

Normalisierung der Geldpolitik in angemessenem Tempo

"Die Anpassungen unseres Politikpfads werden berechenbar verlaufen, sie werden in einem angemessenem Tempo erfolgen, das zum Inflationsausblick passt und Unsicherheiten über die Größe der Output-Lücke und die Wechselwirkung von Löhnen und ungenutzten Kapazitäten berücksichtigt", sagte Draghi.

Entscheidend für einen nachhaltigen Inflationsanstieg wird laut Draghi die Entwicklung der Löhne sein, die bis zuletzt schwach gewesen sei. Die EZB warte auf Daten, die zeigten, dass das Lohnwachstum zunehme und dass das auch zu höheren Lohnstückkosten führe. Als Risiken für den Inflationsausblick führte Draghi die jüngsten protektionistischen Tendenzen und den Euro-Wechselkurs an.

In ihrem jetzigen Stadium seien die Strafzölle der USA selbst im Falle gleichwertiger Gegenmaßnahmen der Handelspartner keine Bedrohung. Gefährlicher werde es, wenn die Sanktionen auf weitere Güter ausgedehnt würden und es zu negativen Vertrauenseffekten käme.

Der EZB-Präsident wies zudem darauf hin, dass beim Anstieg des Euro-Wechselkurses in letzter Zeit zunehmend exogene Faktoren eine Rolle gespielt hätten. Derartige Wechselkurseffekte, die nicht auf der Stärke der Euro-Wirtschaft beruhten, könnten den angestrebten Inflationsanstieg verlangsamen, warnte Draghi.

DJG/hab/chg

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