Asien Aktuell

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Hongkongs Börse dürfte die besten Tage hinter sich haben

Erscheinungsdatum Website: 14.03.2018 10:35:06
Erscheinungsdatum Publikation: 15.03.2018

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BEIJING (Dow Jones)--Was kommt als Nächstes für Hongkong? Die Zukunft von Asiens bisher wichtigstem Finanzzentrum hing zuletzt so in der Schwebe wie nie zuvor. Dem Marktplatz macht die Konkurrenz von Festlandbörsen wie Shanghai und Shenzhen schwer zu schaffen, die stark expandieren und sich auch für Auslandsinvestoren geöffnet haben. Und doch gibt es Hoffnung für den Finanzplatz: Die Aktien von Hong Kong Exchanges and Clearing (HKEX), dem Börsenbetreiber der Stadt, haussieren, allein um 48% in den vergangenen zwölf Monaten.

Die Begeisterung wirkt aber überzogen, insbesondere angesichts der potenziellen Bedrohungen für den Handelsplatz. So wird die Aktie inzwischen mit dem 46-Fachen der Gewinne des Vorjahres gehandelt und damit deutlich höher als der Fünfjahres-Durchschnitt, was den Konzern zum teuersten aller bedeutenden Börsenbetreiber der Welt macht. Der Börsenbetreiber ICE, dem die New Yorker Börse gehört, ist nur das 17-Fache wert. Auch die Nasdaq kommt über das 19-Fache nicht hinaus.

Die jüngste Herausforderung für die HKEX kommt aus Beijing. So wollen es die Machthaber für im Ausland gelistete Firmen wie Alibaba und Tencent attraktiver machen, in die Heimat zurückzukehren. Dort dürften sie laut den Plänen dann sogenannte Hinterlegungsscheine ausgeben. Das könnte die HKEX schwer treffen, die bisher gerade für die Tech-Riesen so attraktiv ist. Die Börse der Stadt dürfte im Verlauf dieses Jahres ihre Regeln lockern, um auch eine Zwei-Klassen-Aktienstruktur zuzulassen. Letztlich war das Pochen Hongkongs auf dem Prinzip "Eine Aktie, eine Stimme" 2014 ein Hauptgrund Alibabas nach New York für seinen 25 Mrd Dollar schweren Rekord-Börsengang zu streben. Hongkong könnte wieder den Kürzeren ziehen, wenn Alibaba und andere in Zukunft eine Notierung im erweiterten Reich der Mitte für ausreichend halten.

Zudem wirken sich auch allgemeine Trends gegen HKEX aus. Der Konzern verdient an minimalen Provisionen auf Aktiengeschäfte, so dass sich bei hohen Marktumsätzen viel verdienen lässt. Die guten Nachrichten: Im historischen Vergleich haben die Handelsvolumina zuletzt zugelegt. Schlecht ist aber, dass bei den vorerst letzten Fällen mit einer solchen Konstellation am Ende die Märkte in die Knie gingen.

Sicherlich gibt es eine große Unbekannte. CEO Charles Li buhlt vehement um ein Listing Saudi Aramcos in seiner Stadt. Sollte HKEX einen Stück vom Kuchen dieses gewaltigen Börsengang einheimsen, wäre das ein Riesenschub für Hongkong. Ob der Plan aufgeht, steht aber völlig in den Sternen. Um die hohe Bewertung zu rechtfertigen, müsste HKEX weiterhin so hohe Handelsumsätze haben. Es wäre auch von Vorteil, einige chinesische Tech-Riesen sowie Aramco zu gewinnen. Doch da nichts davon sicher ist, scheint es derzeit am besten, Aktien von HKEX zu verkaufen. Dow Jones

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