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Bankenverbände sehen "grünen Faktor" bei Eigenkapital skeptisch

Erscheinungsdatum Website: 08.03.2018 18:40:02
Erscheinungsdatum Publikation: 12.03.2018

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FRANKFURT (Dow Jones)--Die deutschen Bankenverbände BdB und VÖB haben sich skeptisch zu der Idee der EU-Kommission geäußert, eine Umgestaltung der Wirtschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit durch laschere Eigenkapitalanforderungen bei der Kreditfinanzierung von sogenannten "grünen Projekte" zu fördern.

Wichtige Grundsätze der Finanzmarktstabilität müssten auch für Sustainable Finance gelten, die möglichen Risiken nachhaltiger Finanzierungen dürften nicht übersehen werden, heißt es in einer Stellungnahme von BdB-Hauptgeschäftsführer Christian Ossig. "Deshalb brauchen wir zwingend empirische Analysen, bevor zum Beispiel ein 'Grüner Faktor' bei den Eigenkapitalvorschriften überhaupt in Erwägung gezogen wird", forderte Ossig.

Der VÖB erklärte: "Unterschiedliche Kapitalanforderungen in Form eines 'green supporting factors' erachten wir nur dann als sinnvoll, wenn sie auf tatsächlich messbaren Risikounterschieden zwischen 'grünen' und 'grauen' Vermögenswerten beruhen." Grüne Vermögenswerte einseitig zu bevorzugen, könnte andernfalls einer angemessenen Berücksichtigung der Risiken im Wege stehen. Für Pauschalisierungen der komplexen Zusammenhänge gebe es derzeit keinerlei Grundlage.

Auch die Deutsche Bundesbank sieht dieses Vorhaben kritisch. "Die Förderung des 'grünen Wandels' darf nicht durch die Hintertür über Finanzmarktregulierung und Bankenaufsicht erfolgen", hatte Bundesbank-Vorstandsmitglied Andreas Dombret am Mittwoch bei der Konferenz "Bankenaufsicht in Dialog" gesagt.

Die EU-Kommission hat am Vormittag einen Aktionsplan zu Sustainable Finance vorgelegt, um die Pariser Klimaziele zu erreichen. Bis Ende 2019 sind eine Reihe von Gesetzgebungsverfahren vorgesehen, um grüne Investitionen zu fördern.

Einen ersten Gesetzesentwurf will die Kommission im Mai vorlegen, um zunächst zu definieren was unter "Green Finance" fällt. Dafür soll ein Kriterienkatalog erarbeitet werden, der es erlauben würde, Finanzprodukte entsprechend ihres "grünen" Potenzials zu klassifiziert. Anschließend soll ein Finanz-Ökolabel für Finanzprodukte eingeführt werden. So könnten Vermögensverwalter und institutionelle Anleger dazu angehalten werden, Nachhaltigkeit als wichtiges Kriterium bei Finanzgeschäften anzuerkennen.

Der SPD-Abgeordnete im Europaparlament, Jacob von Weizsäcker, hatte bei der Konferenz in Frankfurt dagegen die Etablierung eines "braunen Faktors" vorgeschlagen. Mit diesem würde die Finanzierung von im Umweltsinn nicht-nachhaltige Investitionen verteuert. Der Aktionsplan der Kommission wird nun im Europaparlament und von den Mitgliedsstaaten diskutiert.

DJG/AFP/hab/apo/12.03.2018

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