Märkte der Welt

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Neuer Novartis-Chef legt Fokus wieder auf F&E

Erscheinungsdatum Website: 28.02.2018 13:45:05
Erscheinungsdatum Publikation: 01.03.2018

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BASEL (Dow Jones)--Novartis schrumpft seit fünf Jahren. Der neue Chef Vasant Narasimhan, der diesen Monat an die Konzernspitze gerückt ist, muss nun entscheiden, wie weit die Schrumpfkur noch gehen soll.

Der 41-jährige hat eine technologische Revolution bei Novartis versprochen, mit der sich die Medikamenten-Pipeline wieder füllen soll. "Wir müssen ein fokussierter Medizinhersteller werden, der von Daten und digitalen Technologien vorangetrieben wird", sagt er. Novartis ist am Umsatz gemessen nach Pfizer der zweitgrößte Hersteller verschreibungspflichtiger Medikamente.

Novartis hat sich außerdem eine Frist von 18 Monaten gesetzt, um zu entscheiden, ob die Augengesundheitssparte Alcon und der US-Arm der Generikatochter Sandoz abgespaltet werden. "Das Timing der Trennung von Alcon und der Plan für Sandoz könnten zum Problem für den neuen CEO werden und ihn von der Forschung und Entwicklung ablenken", sagt UBS-Analyst Michael Leuchten. Narasimhan ist ausgebildeter Arzt und kam 2005 von der Beratungsfirma McKinsey zu Novartis. Zuletzt leitete er selbst die Forschung und Entwicklung des Schweizer Pharmaunternehmens. Als CEO will er nun mit neuen Technologien die Medikamenten-Pipeline füllen und zum Beispiel künstliche Intelligenz nutzen, um Biomarker zu identifizieren - Moleküle, die dabei helfen, Patienten zu finden, die mit hoher Wahrscheinlichkeit auf eine Behandlung reagieren. So könnte man klinische Studien beschleunigen.

Novartis arbeitet außerdem an Geräten, die über Sensoren in Echtzeit Daten zu klinischen Studien liefern. Neue Sensoren, die das Unternehmen zusammen mit Microsoft entwickelt hat, könnten zum Beispiel helfen, in Studien die Symptome von Multiple-Sklerose-Patienten zu beobachten.

Zuerst muss Narasimhan jedoch entscheiden, wie es mit Alcon und Sandoz weitergeht. Novartis hat Alcon im Rahmen von zwei Transaktionen für insgesamt 50 Mrd US-Dollar gekauft. Bis vor kurzem hatte die Sparte enttäuscht, doch jetzt erholen sich die Umsätze, wodurch die Entscheidung über einen Verkauf erschwert wird. Die US-Sparte der Generikatochter Sandoz bereitet ihm ebenfalls Kopfschmerzen. Lange Zeit generierte sie verlässlich Umsätze, doch im vierten Quartal brachen diese plötzlich um 17% ein, da die Generikapreise gefallen sind. Nun ist offen, ob Novartis sich über kurz oder lang von der Sparte trennen wird. Das Unternehmen will bei Sandoz zwar weiterhin in Biosimilars investieren - fast identische Kopien von biologischen Medikamenten, die lebendige Zellen einsetzen -, das übrige US-Portfolio werde man jedoch genau prüfen. "Wir müssen uns fragen, wie wir in Zukunft unsere Präsenz in den USA entwickeln wollen", sagt Narasimhan. "Es wird etwas dauern, bis wir darauf eine Antwort haben."

Im vergangenen Jahrzehnt haben Pharmakonzerne wie Novartis, der US-Rivale Pfizer und der britische Konkurrent GlaxoSmithKline Milliarden in Verbraucherprodukte wie Zahnpasta und Schmerzmittel, in Impfstoffe und andere Bereiche investiert, um Verluste durch auslaufende Patente auszugleichen. Inzwischen machen viele von ihnen kehrt und konzentrieren sich wieder auf riskante, aber margenstarke verschreibungspflichtige Medikamente. Pfizer verkauft gerade die riesige Sparte für Consumer Healthcare, und Glaxo will unter einem neuen CEO wieder mehr in die Medikamentenentwicklung investieren.

Novartis berichtet, dass 2017 ein bemerkenswertes Jahr für Innovationen gewesen sei. Es seien 16 neue Medikamenten oder Indikationen für bestehende Präparate zugelassen worden. Dieses Jahr werde man diesen Trend aufrechterhalten, sagt ein Unternehmenssprecher. Narasimhans Aufgabe wird sein, dieses Versprechen zu halten. Er folgt auf Joseph Jimenez, der den Pharmakonzern als CEO in seine Einzelteile zerlegte. 2014 verkaufte er die Tiergesundheitssparte, die Consumer-Healthcare-Sparte spaltete er als unabhängiges Joint Venture ab, und 2015 verkaufte er die Impfstoffsparte. Die Schrumpfung drückte die Umsätze in den vergangenen fünf Jahren um fast 20%. Novartis-Aktien entwickelten sich in dieser Zeit schlechter als die Wettbewerber: Während Jimenez' acht Jahren an der Konzernspitze stieg die Aktie um 41%, der S&P Global 1200 Health Care Index erhöhte sich indes um 130%.

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