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BIZ-Chef Carstens fordert Eindämmung von Bitcoin

Erscheinungsdatum Website: 08.02.2018 19:35:02
Erscheinungsdatum Publikation: 12.02.2018

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FRANKFURT (Dow Jones)--Der Chef der Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), Agustín Carstens, hat die Behörden aufgefordert, weltweit gegen eine weitere Ausbreitung von Kryptowährungen vorzugehen. Die am weitesten verbreitete von ihnen, Bitcoin, nannte Carstens in Frankfurt eine "Mischung aus Finanzblase, Ponzi-System und Umweltkatastrophe". Zentralbanken und Finanzbehörden müssten verhindern, dass Kryptowährungen zu Parasiten der institutionellen Infrastruktur des gesamten Finanzsystems würden.

"Neue Technologie ist nicht gleichzusetzen mit besserer Technologie oder wirtschaftlichem Fortschritt", sagte Carstens. Dies gelte eindeutig für Bitcoin. "Was vielleicht ursprünglich als alternatives Zahlungssystem ohne staatliche Beteiligung gedacht war, ist inzwischen zu einer Mischung aus Finanzblase, Ponzi-System und Umweltkatastrophe geworden."

Große Kursschwankungen, hohe Transaktionskosten und mangelnder Verbraucher- und Anlegerschutz machten Kryptowährungen unsicher und ungeeignet, die Funktion von Geld als gemeinsames Zahlungsmittel, Wertaufbewahrungsmittel und Recheneinheit zu erfüllen.

Zentralbanken und Finanzbehörden sollten ihr Augenmerk nach Meinung des BIZ-Chefs besonders auf die Verknüpfungen von Kryptowährungen und realen Währungen richten und dafür sorgen, dass Kryptowährungen nicht zu Parasiten der institutionellen Infrastruktur des gesamten Finanzsystems werden.

Um einheitliche Wettbewerbsbedingungen für alle Teilnehmer an den Finanzmärkten sicherzustellen, sollte der Zugang zu rechtmäßigen Bank- und Zahlungsverkehrsdienstleistungen auf jene Börsen und Produkte beschränkt werden, welche die anerkannten hohen Standards erfüllen, sagte Agustín Carstens. Das bedeute gleiche Risiken, gleiche Regeln, und zwar ohne Ausnahme.

Bitcoins können auf privaten Plattformen in gesetzliche Währungen umgetauscht werden. Die US-Finanzaufsicht hat kürzlich der Chicago Merkantile Exchange erlaubt, Bitcoin-Futures anzubieten. Finanzexperten betrachten das als einen wichtigen Schritt zu einer weiteren Etablierung von Bitcoin als Anlageinstrument.

Die europäischen Behörden sehen Bitcoin eher kritisch. EZB-Direktor Yves Mersch hatte im Dezember gesagt, er finde es bedauerlich, wenn staatliche Stellen Instrumente genehmigten, die eine Spekulation auf solche Währungen ermöglichten. "Ich hoffe, dass das in Europa nicht geschehen wird", sagte er.

Bitcoin hat seit seinem im Dezember erreichten Hoch von knapp 20.000 US-Dollar rund 60 Prozent an Wert verloren und notiert derzeit bei rund 6.000 Dollar. Carstens sagte, die Behörden müssten bereit sein, gegen die invasive Verbreitung von Kryptowährungen tätig zu werden, um Verbraucher und Anleger zu schützen.

DJG/hab/brb/12.02.2018

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