Märkte der Welt

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USA: Steuern auf Auslandsgewinne müssen verrechnet werden

Erscheinungsdatum Website: 17.01.2018 13:35:06
Erscheinungsdatum Publikation: 18.01.2018

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Geschäftsberichte und Analystenkonferenzen könnten komplizierter werden

NEW YORK (Dow Jones)--Aufgrund der amerikanischen Steuerreform dürften Großbanken eine Reihe von Sonderbelastungen verbuchen, die den Gewinn im 4. Quartal schmälern. Fünf der größten US-Institute werden zusammen wohl auf rund 31 Mrd USD an steuerrelevanten Belastungen kommen. Das zeigen Dokumente und Kommentare aus Bankenkreisen. Die Aktionäre dürften nicht allzu nervös werden, denn langfristig werden Banken von der Steuerreform profitieren. Angesichts der gesunkenen Körperschaftsteuer von 35 auf 21% werden viele ihre Einbußen innerhalb weniger Jahre zurückholen. Das neue Gesetz sei "gut für uns", sagte Brian Moynihan, Chef der Bank of America, vergangenen Monat bei einer Konferenz.

Dennoch müssen Investoren aufmerksam bleiben, wenn JP Morgan Chase und Wells Fargo am heutigen Freitag die Berichtssaison für das Schlussquartal einläuten. Änderungen des Steuerrechts könnten den Kerngewinn von Banken, der einmalige Belastungen und sonstige Ereignisse ausklammert, weniger transparent machen. Geschäftsberichte und Analystenkonferenzen könnten komplizierter werden, wenn Banken versuchen, die Auswirkungen der Steuerreform zu erklären.

Weil das neue Steuergesetz im 4. Quartal verabschiedet wurde, müssen Unternehmen laut den Buchhaltungsregeln die Auswirkungen der Reform bereits in diesem Vierteljahr darstellen. Das heißt, dass einige Banken hohe Belastungen in Kauf nehmen müssen, um den Wert ihrer latenten Steueransprüche zu mindern und eine einmalige Steuer auf ihre Auslandsgewinne zu zahlen. Wegen der sinkenden Abgaben haben die Unternehmen außerdem einen Grund, absetzbare Kosten im letzten anstatt in diesem Jahr zu verbuchen, meint Christopher Marinac, Analysedirektor bei FIG Partners in Atlanta. Dadurch würden zu versteuernde Gewinne in dem Zeitraum schrumpfen, in dem noch ein höherer Steuersatz fällig wird. Prognosen zum Geschäftsjahr 2018 werden deutlich schwieriger zu interpretieren sein, weil sie bereits eine deutlich niedrigere Steuerbelastung annehmen.

Die Citigroup könnte am stärksten betroffen sein. Finanzchef John Gerspach sagte bei einer Konferenz im Dezember, dass das Institut im 4. Quartal Belastungen in Höhe von 20 Mrd USD erwartet - größtenteils durch die Wertminderung latenter Steueransprüche. Diese bestehen aus früheren Guthaben und Absetzungen, mit denen Unternehmen künftig fällige Abgaben begleichen können. Die Ansprüche der Citigroup summieren sich auf 45,5 Mrd USD und sind vor allem entstanden, als die Bank in der Finanzkrise hohe Verluste erlitt.

Wenn der Satz sinkt, schrumpft auch die Schuld

Wenn der Steuersatz sinkt, schrumpft jedoch auch die Schuld eines Unternehmens. Viele dieser Guthaben verlieren deshalb an Wert, was mit dem Gewinn verrechnet wird. Es kann jedoch auch das Gegenteil passieren: Wells Fargo hatte Ende 2016 unter dem Strich eine latente Steuerschuld, also noch fällige Steuern, in Höhe von rund 7 Mrd USD. Demzufolge könnte das Institut ein Plus verbuchen, hat dazu jedoch noch keine konkreten Pläne verkündet.

Bei der Citigroup werden jetzt auch Steuern auf ihre Auslandsgewinne fällig. Laut dem früheren Recht besteuerten die USA Gewinne, egal wo sie erwirtschaftet wurden. Viele Unternehmen ließen ihre Gewinne deshalb im Ausland, anstatt sie in die USA zurückzuführen und dort 35% zu zahlen. Künftig wernden nur noch Gewinne versteuert, die im Land selbst erzielt werden. Das neue Gesetz beschert Unternehmen außerdem eine einmalige Steuerbelastung von 15,5% auf liquide und von 8% auf illiquide Aktiva im Ausland. Zion Research schätzt, dass Finanzinstitute im S&P 500 dadurch 13,56 Mrd USD zahlen müssen.

Bank of America erwartet eine Belastung in Höhe von 3 Mrd USD für die Wertminderung latenter Steuerguthaben. JP Morgan geht von Kosten in Höhe von 2 Mrd USD durch Auslandsgewinne aus. Goldman Sachs rechnet mit Belastungen in Höhe von 5 Mrd USD aus beiden Bereichen, und Morgan Stanley fürchtet Belastungen in Höhe von 1,25 Mrd USD - größtenteils aus latenten Steueransprüchen.

Die Thematik betrifft aber auch europäische Banken. Die Deutsche Bank rechnet mit Aufwendungen in Höhe von 1,5 Mrd EUR, Barclays von 1 Mrd Pfund (1,13 Mrd EUR) und Credit Suisse von 2,3 Mrd Schweizer Franken (gut 1,96 Mrd EUR).

Neben dem Gewinn beeinflusst die Steuerreform jedoch auch noch andere Aspekte des Geschäfts. Die Wertminderung latenter Steuerguthaben wird dazu führen, dass der Buchwert einiger Institute schrumpft. Doch während die Banken all diese Belastungen verdauen, zeigen sich schon die ersten Vorteile der Steuersenkung auf 21%: Große nationale und regionale Häuser dürften ihren Gewinn pro Aktie bis 2019 um 15% steigern, schätzt Bernstein-Analyst John McDonald.

Michael Rapoport

Die Citigroup ist am stärksten betroffen: Die Belastungen werden auf etwa 20 Mrd USD geschätzt. Foto: Nils Versemann/Shutterstock

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