Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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EZB/Villeroy de Galhau: Euro-Stärke ist Quelle der Unsicherheit

Erscheinungsdatum Website: 16.01.2018 16:45:07
Erscheinungsdatum Publikation: 17.01.2018

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FRANKFURT (Dow Jones)--Die jüngste Euro-Aufwertung stellt nach Einschätzung von EZB-Ratsmitglied Francois Villeroy de Galhau ein potenzielles Risiko für den erhofften und prognostizierten Anstieg der Euro-Inflation dar und muss deshalb von der Europäischen Zentralbank (EZB) sehr genau in den Blick genommen werden. "Die jüngste Entwicklung des Wechselkurses ist eine Quelle der Unsicherheit, die es wegen ihrer möglichen dämpfenden Effekte auf die Importpreise zu beobachten gilt", sagte Frankreichs Notenbankchef im Interview der Börsen-Zeitung.

Die EZB sei zwar zunehmend zuversichtlich, dass sich die Inflation in die richte Richtung bewege. Die Frage sei aber, wie lange es dauere, bis der Zielwert von unter, aber nahe 2 Prozent erreicht sei. In diesem Punkt sei der Wechselkurs ein Faktor und zu beobachten.

Villeroy de Galhau sprach sich gegen voreilige Festlegungen über die Zukunft der EZB-Anleihekäufe aus, die nach aktuellem Stand bis Ende September 2018 fortgesetzt werden: "Wir haben noch sechs geldpolitische Sitzungen bis September, um zu entscheiden. Seien Sie geduldig!" Zuletzt hatten sich Stimmen aus dem EZB-Rat für ein Ende der Käufe nach September gemehrt - womöglich sogar mittels eines sofortigen Stopps.

Villeroy de Galhau betonte, dass das Wachstum zwar robust sei, die Inflation aber hinterher hinke. "Wir haben unser Inflationsziel noch nicht erreicht", sagte er.

Zugleich sagte Villeroy de Galhau aber, dass sich die Inflation dem EZB-Ziel annähere: "Das heißt, wir können die Intensität der geldpolitischen Unterstützung schrittweise reduzieren." In diesem Sinne habe der EZB-Rat mit der Halbierung des Kaufvolumens zum Jahresbeginn eine sehr wichtige Entscheidung getroffen: "Wir haben einen entschlossenen Schritt in Richtung des möglichen Endes unserer Nettokäufe gemacht", sagte er.

"Wir sind vorhersehbar, was die Richtung unserer Politik und das Sequencing betrifft. Wir sind aber nicht vorfestgelegt, was das genaue Timing betrifft", sagte er und fügte hinzu: "Das werden wir abhängig machen von dem tatsächlichen Fortschritt bei der Erreichung unseres Inflationsziels." Das gelte nicht zuletzt auch für zukünftige Zinsanhebungen. "Der Zeitpunkt und das Tempo von zukünftigen Zinserhöhungen wird vom Inflationsausblick abhängen", sagte er.

DJG/hab/apo

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