Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Fed-Spitze warnt vor Überhitzung der US-Wirtschaft

Erscheinungsdatum Website: 12.01.2018 15:35:02
Erscheinungsdatum Publikation: 15.01.2018

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NEW YORK (Dow Jones)--Die Spitze der US-Notenbank Fed sieht weiterhin gute Gründe für mehr Leitzinserhöhungen. So spricht der Chef der New Yorker Fed, William Dudley, von überzeugenden Argumenten für noch straffere Zinszügel, da die Risiken einer Überhitzung der US-Wirtschaft fortdauerten. Zudem warnte das Fed-Urgestein in einer Rede in New York vor der Steuerreform, die mit der Zeit den US-Haushalt über Gebühr strapazieren dürfte.

Falls sich die Wirtschaft weiterhin blendend entwickele und die Fed-Ziele am Arbeitsmarkt und bei der Teuerung zunehmend erreicht würden, werde er sich dafür aussprechen, graduell die expansiv ausgerichtete Geldpolitik aufzugeben, so Dudley. Die Argumente für Leitzinserhöhungen "bleiben schlagkräftig". Zugleich verwies er auf das Dauerargument der Währungshüter, wonach die Tatsache, dass die Inflation weiterhin unter dem Zielwert von 2 Prozent verharre, Geduld ratsam erscheinen lasse. Er diagnostiziert ein Wachstum über dem Trend. Dieses werde getrieben von akkomodierender Geldpolitik und Finanzbedingungen sowie der immer expansiveren Fiskalpolitik.

Dauerbrenner zu niedrige Inflation

Der Notenbanker, der sich diesen Sommer in den Ruhestand zurückzieht, ist Vize-Chairman des Offenmarktausschusses (OMC), der die Zinspolitik festlegt. Dudley galt im Vorjahr durchgehend als Befürworter von höheren Kurzfristzinsen. Die Fed rang sich dann 2017 auch tatsächlich zu drei Zinsschritten durch. Aktuell liegt der Leitzins bei zwischen 1,25 und 1,5 Prozent. Die Fed stellt für dieses Jahr drei weitere Anhebungen in Aussicht.

Die Notenbanker schlagen sich weiterhin mit der hartnäckig niedrigen Inflation herum, die vielen von ihnen Argumentationsfutter dafür gibt, nichts zu tun, auch wenn der Arbeitsmarkt floriert und generell die Wirtschaftslage so gut wie lange nicht mehr ist. Dudley hält den Zinsausblick der Fed für vernünftig. Doch natürlich hänge alles daran, wie sich der Ausblick entwickele.

Schreckgespenst harte Landung

Dudley unterstrich in seiner Rede, dass die Wirtschaft auch zu rasant wachsen könne, was die Fed unter Handlungszwang setzen würde. Zugleich spiegelten die günstigen Finanzierungsbedingungen nicht den Wunsch der Fed wider, den Preis des Schuldenmachens zu verteuern. Inzwischen seien die Finanzierungsbedingungen sogar günstiger als zu Beginn der Rücknahme der ultralockeren Geldpolitik. Das bedeute: In den kommenden Jahre müsse die Fed vielleicht kräftiger als bisher auf die Zinsbremse treten. Das beschwöre dann zweifelsohne die Gefahr einer "harten Landung" herauf.

Dudley ließ Sorge um die Steuerreform anklingen. Die Republikaner erhoffen sich von ihr mehr Wachstum und höhere Löhne. Dagegen rechnet Dudley mit der Zeit vor allem mit einem höheren Defizit. Dudley lässt unverblümt Kritik durchschimmern: "Der aktuelle Fiskalpfad ist nicht nachhaltig." Sie könne in höheren Langfristzinsen, dem Herausdrängen von Privatinvestitionen und gar einem angekratzten Ruf der USA als Schuldner resultieren.

Steuerreform kommt laut Dudley bei der Bevölkerung nicht an

Kurzfristig tue die Steuerreform der Wirtschaft wohl noch nicht mal sonderlich gut. Größte Nutznießer seien die Unternehmenswelt und Haushalte mit höheren Einkommen, die das Geld meist sowieso sparen statt es auszugeben. Trotzdem sieht der Fachmann kurzfristig die US-Wirtschaft in ungeahnten Höhen. Dudley selbst geht für 2018 von einem Wirtschaftswachstum von 2,5 bis 2,75 Prozent aus. Die Arbeitslosenquote könne unter 4 Prozent fallen, was laut Ökonomie-Lehrbüchern geradezu gesetzmäßig die Löhne nach oben treiben würde. Von daher geht Dudley mit der Zeit auch von einer Teuerung jenseits der 2 Prozent aus.

Die aktuelle Annäherung der kurz- und langfristigen Renditen am Anleihemarkt sieht der Fed-Spitzenmann nicht als Warnzeichen für den Wirtschaftsausblick. Würde diese Abflachung der Zinsstrukturkurve nicht einsetzen, hechelte die Fed womöglich der Kurve bei der Rücknahme der expansiven Geldpolitik hinterher. Die hohen Vermögenspreise besorgen ihn "leicht, aber nicht sonderlich". Vor einem Börsencrash hat er offenbar keine Angst. Sollten die Kurse erheblich in die Knie gehen, was wohl vor allem auf einen schlechteren Wirtschaftsausblick zurückgehen würde, hätte das seiner Meinung nach nicht die zerstörerische Wirkung von vor zehn Jahren.

DJG/DJN/axw/cbr

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