Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Sondererträge treiben Gewinn der Commerzbank

Erscheinungsdatum Website: 09.11.2017 16:15:04
Erscheinungsdatum Publikation: 10.11.2017

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FRANKFURT (Dow Jones)--Die Commerzbank hat im dritten Quartal 2017 nach Verlusten im Vorquartal und im Vorjahreszeitraum wieder einen Nettogewinn erzielt und ist bei ihrem bescheidenen Jahresgewinnziel auf Kurs. Das Quartal war geprägt von positiven Sondereffekten. Bereinigt um Einmalerträge hätte die Bank ein rückläufiges Ergebnis verzeichnet.

Die Anleger zeigen sich zufrieden. Die Aktie steigt am Nachmittag um 2,3 Prozent. Die Analysten von Independent Research bemängeln jedoch, dass sich der schwache bereinigte Trend fortgesetzt habe. Die Neukundengewinnung habe sich wie im Vorquartal nicht in entsprechendem Ertragswachstum im Segment Privat- und Unternehmerkunden niedergeschlagen.

Der Nettogewinn belief sich im Zeitraum von Juli bis September auf 472 Millionen Euro nach einem vor allem durch Abschreibungen verursachten Verlust von 288 Millionen im Vorjahreszeitraum. Auch im zweiten Quartal hatte die Commerzbank einen Fehlbetrag ausgewiesen, weil sie die für den Konzernumbau anfallenden Aufwendungen anders als geplant schon komplett buchen konnte.

Kräftiger Anstieg des operativen Gewinns

Das operative Ergebnis legte im dritten Quartal um knapp 50 Prozent auf 629 Millionen Euro zu. Analysten hatten etwas weniger erwartet. Einmalige Sonderposten hatten einen erheblichen Einfluss. So steuerten Immobilienverkäufe, die Veräußerung der Anteile an dem Zahlungsdienstleister Concardis, die Auflösung eines Ratenkredit-Joint-Ventures mit der BNP Paribas und Bewertungseffekte 502 Millionen Euro zum operativen Ergebnis bei.

Im Vorjahreszeitraum hatte es ebenfalls positive Sondereffekte gegeben, aber nur in Höhe von 231 Millionen Euro. Diese Sonderposten herausgerechnet, wäre der operative Gewinn auf 127 von 198 Millionen Euro gesunken.

Dass sich der Gewinn in der Höhe vor allem auf Sondereffekte gründet, ficht Finanzvorstand Stephan Engels nicht an. Diese Sondererträge "muss man sich auch erstmal verdienen, insofern sind die uns nicht in den Schoß gefallen." Begünstigt wurde das Ergebnis neben den Sonderposten von einer deutlich niedrigeren Risikovorsorge. Für ausfallgefährdete Kredite musste die Bank nur noch 168 Millionen Euro zurücklegen. Vor einem Jahr waren es noch 275 Millionen Euro.

Ertragsrückgang auf bereinigter Basis

Die Erträge stiegen um 3,0 Prozent auf 2,511 Milliarden Euro. Bereinigt um Sonderposten sackten die Einnahmen jedoch um gut 2 von 2,2 Milliarden Euro ab. Hier machte sich das deutlich schwächere Zins- und Handelsergebnis bemerkbar, das auf 1,25 von 1,5 Milliarden Euro sank. Die Provisionserträge waren dagegen nur leicht rückläufig.

Auf das Segment Privat- und Unternehmerkunden entfielen Erträge von 1,36 Milliarden Euro, bereinigt lagen sie bei 1,13 Milliarden Euro. Dank Sondereffekten stieg das operative Ergebnis auf 381 von 273 Millionen Euro. Das Wachstumstempo bei den Neukunden, eine wichtige Säule bei der Neuausrichtung der Bank, hat im Sommerquartal etwas nachgelassen. Nachdem im ersten Halbjahr 385.000 Nettoneukunden hinzukamen, waren es im abgelaufenen Quartal 65.000. Seit Start der Initiative im Oktober 2016 wurden 587.000 Neukunden gewonnen, angestrebt werden 2 Millionen bis 2020. Im Firmenkundensegment sank das operative Ergebnis auf 241 von 327 Millionen Euro, während die Erträge leicht zulegten. Der Bereich Mittelstand habe eine verhaltene Kreditnachfrage verzeichnet, so die Bank.

Möglicherweise schnellerer Abbau des Schiffsportfolios

In der Abbaueinheit Asset & Capital Recovery (ACR) kam die Commerzbank bei der Reduzierung des problematischen Schiffskreditportfolios weiter voran. Das Schiffsportfolio hat durch einen Abbau von 30 Prozent nach neun Monaten nur noch ein Volumen von rund 3,3 Milliarden Euro und liegt für das Jahresziel von 3 Milliarden Euro auf Kurs. Mit Blick auf die Umstellung auf IFRS9 zum Jahreswechsel prüft die Bank nach Aussage von Engels einen schnelleren Abbau des Schiffsportfolios. Ab 2018 erwartet er keine Belastung der Gewinn- und Verlustrechnung durch faule Schiffskredite mehr.

Im laufenden Jahr rechnet die Commerzbank weiterhin mit einem positiven Konzernergebnis. Engels präzisierte die Erwartung mit etwa 100 Millionen Euro. In den ersten neun Monaten verdiente die Commerzbank 66 Millionen Euro, im Vorjahr waren es 279 Millionen Euro. Die Risikovorsorge wird voraussichtlich bei rund 800 Millionen Euro liegen, die harte Kernkapitalquote soll mindestens 12,5 Prozent betragen. Ende September lag sie bei guten 13,5 Prozent nach 13,0 Prozent zum Ende des ersten Halbjahres.

DJG/mgo/jhe

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