Finanz- und Wirtschaftsspiegel

Der Newsletter "Finanz- und Wirtschaftsspiegel" informiert täglich über die Aktivitäten der internationalen Zentralbanken mit Schwerpunkt auf die Europäische Zentralbank, die Federal Reserve und die Bank of Japan.

SVR: EZB soll Strategie für geldpolitische Wende kommunizieren

Erscheinungsdatum Website: 08.11.2017 16:40:03
Erscheinungsdatum Publikation: 09.11.2017

zurück zur Übersicht

BERLIN (Dow Jones)--Die fünf deutschen Wirtschaftsweisen haben die Europäische Zentralbank (EZB) zu einer "geldpolitischen Wende" aufgefordert. "Angesichts der makroökonomischen Entwicklung sollte der EZB-Rat dringend eine umfassende Strategie für eine Normalisierung der Geldpolitik kommunizieren", verlangen die Mitglieder des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (SVR) in ihrem Jahresgutachten. "Die EZB sollte die Anleihekäufe früher beenden als bisher angekündigt", raten sie darin zudem.

Im Rahmen der geforderten Strategie sollte die EZB nach Überzeugung der Wirtschaftsweisen "symmetrisch vorgehen" und deshalb nicht nur eine Erhöhung der Anleihekäufe bei schlechterer Entwicklung, sondern auch eine Verringerung und frühere Beendigung bei einer besseren Entwicklung in Aussicht stellen. Nach Einschätzung des Sachverständigenrates "wäre eine frühere Beendigung nach derzeitigem Informationsstand angemessen".

Die Ökonomen betonten, mit dem Ende der Aufkäufe würden mittel- und längerfristige Zinsen wieder verstärkt die Einschätzungen der Marktteilnehmer reflektieren, und ein daraus resultierender Anstieg der Kreditzinsen hätte den positiven Nebeneffekt, die Zinsänderungsrisiken der Banken einzudämmen. Abhängig von der Inflations- und Wachstumsentwicklung könnten sich Leitzinserhöhungen anschließen. Längerfristig sei die Bilanzsumme schrittweise zurückzuführen.

Zudem sollte der EZB-Rat laut den fünf Weisen "seine bisherige Forward-Guidance-Kommunikation ausbauen". Er könnte, aufbauend auf einer eigenen Inflationsprognose, seine Prognose zur Entwicklung der Anleihekäufe und des Leitzinses veröffentlichen. Dabei solle es aber "nicht um eine Festlegung, sondern um die Kommunikation der Erwartungen der Notenbank" gehen, um die Erwartungsbildung der Marktteilnehmer zu erleichtern.

Alternativ könnten nach Ansicht der Ökonomen die individuellen Prognosen der Ratsmitglieder veröffentlicht oder die derzeit veröffentlichte Stabsprognose um eine eigene Leitzinsprognose ergänzt werden.

DJG/ank/hab

zurück zur Übersicht