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Saudi-Arabien: Erfolg des Aramco-IPO ist nicht garantiert

Erscheinungsdatum Website: 07.11.2017 15:25:02
Erscheinungsdatum Publikation: 08.11.2017

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Rechtliche Barrieren bleiben gewaltig / Von Nathaniel Taplin

NEW YORK (Dow Jones)--Es klingt nach einem orientalischen Märchen unter arabischem Sternenhimmel: Ein mächtiger Prinz räumt im Palast unter korrupten Regimegünstlingen kräftig auf und führt sein Land in eine bessere Zukunft. Ganz nebenbei ist aus diesem Märchen auch der Stoff für die Träume von Ölinvestoren gemacht.

Im Mittelpunkt steht dabei nicht zuletzt der Schlag des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman vom Wochenende gegen mächtige Rivalen. Wegen Korruptionsvorwürfen sitzen inzwischen 60 Mitglieder des Königshauses und andere Eliten im Gefängnis, darunter der frühere Chef der Nationalgarde.

Die Ölmärkte scheinen die Inhaftierungen als Zeichen für die Stärke des Kronprinzen zu interpretieren. Das macht wohl auch den von ihm forcierten Börsengang des Ölmonopolisten Saudi Aramco wahrscheinlicher. Dieser wiederum dürfte besser bei höheren Ölpreisen funktionieren, weshalb die Saudis gerade jetzt an Förderkürzungen festhalten sollten, um den Preis zu stützen. So lautet zumindest die Theorie.

Doch die saudische Politik ist immer so etwas wie eine Black Box und von außen nur schwer einzuschätzen. Der Vorstoß des Prinzen mit Dolch im Gewande könnte auch nach hinten losgehen. Die Verhaftungen haben die Elite des Ölstaates verunsichert und könnten es erschweren, den 2 Bill USD schweren Börsengang tatsächlich umzusetzen. Ganz zu schweigen von den Förderkürzungen, unter denen die Einnahmen der Saudis zunächst kräftig leiden dürften.

Die rechtlichen und technischen Barrieren für Aramcos IPO bleiben gewaltig. Auch wenn sich US-Präsident Donald Trump diese Woche dafür ausgesprochen haben mag, fürchtet sich Riad davor, anfälliger für Prozesse in Zusammenhang mit dem Terroranschlag vom 11. September zu werden. Hinzu kommen Hindernisse in China, einem der denkbaren Top-Investoren. Da die chinesischen Kapitalverkehrskontrollen Investments erschweren, könnte es für die Saudis gar nicht so leicht werden, die Riesensummen einzuwerben. Deshalb gibt es Überlegungen, Aramco-Aktien außerbörslich an chinesische Anleger zu verkaufen, darunter an die Erdölriesen China National Petroleum und Sinopec.

Letztlich gibt es selbst bei einem Erfolg des Kronprinzen im Machtkampf keine Garantie dafür, dass die US-Schieferförderer bei höheren Preisen nicht einfach wieder ihren Ausstoß erhöhen. Öl-Optimisten verweisen auf die fallende Zahl von Bohrlöchern in den USA. Doch das könnte auch eher temporärer Natur sein. Ein triumphierender Kronprinz und ein maues Angebotswachstum in den USA im kommenden Jahr wären tatsächlich vielversprechend für den Aramco-Börsengang. Doch niemand sollte derzeit so weit gehen, den Tag vor dem Abend zu loben. NfA/8.11.2017

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