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Babynahrung in China bleibt ein riskantes Geschäft

Erscheinungsdatum Website: 25.10.2017 10:15:03
Erscheinungsdatum Publikation: 02.11.2017

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Boom zum Jahr des Affen / Von Stephen Wilmot und Jacky Wong

BEIJING (Dow Jones)--Der Verkauf von Babynahrung sollte eigentlich ein äußerst stabiles Geschäftsfeld sein, doch in China ist er das keineswegs. Zwar boomt momentan der weltgrößte Markt für Kleinkindprodukte wieder. Doch das dürfte wohl nicht lange so bleiben.

In der Vorwoche wies der globale Milcherzeugnis-Hersteller Danone für das 3. Quartal bei der Säuglingsnahrung ein organisches Wachstum von mehr als 20% aus. Dabei legte das Geschäft im Reich der Mitte um mehr als 50% zu. Der chinesische Markt macht nunmehr zwei Fünftel der globalen Umsätze des französischen Konzerns aus. Die Rivalen Mead Johnson und Nestlé spüren ebenfalls Aufwind in der Volksrepublik.

Die Steigerung der Geburtenrate dürfte den Boom entscheidend mitbefeuern. So kletterte die Zahl im vergangenen Jahr um 8% auf 17,9 Mio Babys - so viele wie seit 2000 nicht mehr. Wie viel davon der Lockerung der berüchtigten Ein-Kind-Politik Chinas geschuldet ist, bleibt offen. Der Anstieg könnte aber auch dem Aberglauben der Chinesen geschuldet sein. Das Jahr des Affen, das 2016 begann, ist besonders vielversprechend im Tierkreis-Kalender: Menschen, die in diesem Jahr geboren werden, gelten als intelligent, schlau und flexibel.

Langfristig trübt sich das Bild dagegen ein. Im Vorjahr waren zwar 225 Mio Chinesen zwischen 23 und 32 Jahre alt, aber nur 176 Mio im Alter von 13 bis 22 Jahren, wie die Deutsche Bank anmerkt. Die Demografie jedenfalls wird Chinas Wirtschaftswachstum auf lange Sicht nicht anschieben.

Eine 3. Entwicklung ist auch nur temporär: Händler bauen ihre Vorräte nicht mehr ab. Nach einer Reihe von Gesundheitsskandalen ordnete Beijing im vergangenen Jahr an, dass Produkte zur Säuglingsnahrung - von denen es mehr als 2.000 verschiedene gibt - bis 2018 bei der nationalen Nahrungs- und Arzneimittelbehörde registriert werden müssen. Da die Händler nicht wussten, welche Marken am Ende an der Zulassung scheitern würden, bauten sie lieber die Lagerbestände ab, anstatt neue Produkte zu ordern. Unterdessen versuchten Billighersteller, die womöglich ganz vom Markt verschwinden, ihre Lager zu leeren. Da hatte es die westliche Konkurrenz dann schwer. Nun, da einige Marken bereits zugelassen sind, scheinen die Händler wieder einzukaufen - besonders bei etablierten Herstellern.

Das Danone-Management jedenfalls rechnet schon mit einem starken Jahresende. Dennoch warnen die Vorstände vor weiterer Volatilität. Erst mit der Zeit könnten sich die Absatztrends verstetigen, wenn sich die regulatorische Situation stabilisiere. Von einem auf diese Art und Weise bereinigten und disziplinierten Markt könnten die weltweit agierenden Konzerne dann wiederum profitieren. Typischerweise haben deren Marken auch einen besseren Ruf als einheimische Wettbewerber, was die Sicherheit anbelangt. Doch Anleger sollten darauf nicht zu früh hoffen. Für die absehbare Zukunft bleiben Babynahrungsmittel in China ein äußerst schwieriges Geschäft. Dow Jones

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