Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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J. Bär: Wahl bringt Impulse für Branchen und Peripherie-Bonds

Erscheinungsdatum Website: 20.09.2017 17:05:28
Erscheinungsdatum Publikation: 21.09.2017

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ZÜRICH (Dow Jones)--Die Branchenallokation und die Anleihen der Peripherieländer der Eurozone könnten laut Julius Bär stärker auf die Bundestagswahl reagieren. "Der DAX dürfte dagegen nur kurz beeinflusst werden", sagte Lutz Welge, Leiter des Portfolio-Managements für europäische Kunden außerhalb der Schweiz und Großbritanniens, in einem Gespräch mit Dow Jones Newswires. "Lediglich bei einem rot-rot-grünen Wahlsieg gäbe es wohl eine heftige Reaktion im DAX nach unten", meint er.

Welge erwartet, dass bei einer bürgerlichen Koalition die Industrietitel in den Vordergrund geraten werden. "Denn dann läuft alles auf eine stärker angebotsorientierte Politik hinaus", sagt er. Davon dürften dann die exportorientierten Industrieaktien profitieren.

Dagegen könnten die Anleihen der Peripherie darunter leiden, dass die FDP einem EU-Finanzminister mit eigenem Budget skeptisch gegenüberstehe. "Besonders angelsächsische Investoren erwarten, dass die Geldschleusen geöffnet werden", so Welge. Sie könnten auf einen Regierungseintritt der FDP verschnupft reagieren: "Besonders wenn die FDP den Finanzminister stellt", so Welge.

Anders wäre es bei einer aus derzeitiger Sicht unwahrscheinlichen SPD-geführten Regierung: Denn dann wäre nach Ansicht Welges die Wahrscheinlichkeit groß, dass mehr deutsches Steuergeld in die Eurozone fließe. "Angelsächsische Anleger würden dann bei Anleihen und Aktien in der Eurozone noch einmal kräftig zugreifen", erwartet Welge.

Bei einer so genannten Jamaika-Koalition gerieten Anbieter regenerativer Energien noch stärker in den Blick als bisher. Größere Impulse auf den Gesamtmarkt seien aber dann genauso unwahrscheinlich wie bei einer Fortsetzung der großen Koalition. "Denn die Konjunktur läuft so gut, dass Dips im DAX voraussichtlich schnell zum Kauf genutzt werden, sogar bei einem unerwartet starken Abschneiden der AfD", glaubt der Portfolio-Manager.

"Die übergeordneten Haussethemen drängen die Bundestagswahl in den Hintergrund", sagte Welge. In den USA habe der Markt die erhoffte Steuerreform quasi ausgepreist, von daher gebe es positives Überraschungspotenzial. Mit der geldpolitischen Wende seien die Notenbanken nach den zu frühen Zinserhöhungen der Vergangenheit sehr vorsichtig, in der Eurozone werde das Anleihenkaufprogramm, wenn auch kleiner, vermutlich bis September oder sogar Dezember 2018 fortgesetzt. "Damit sind bis Mitte 2018 DAX-Stände um 13.500 drin, weitgehend unabhängig vom Ausgang der Bundestagswahl", gibt er sich zuversichtlich.

DJG/hru/gos

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