Asien Aktuell

"Asien Aktuell" liefert wöchentlich aktuelle Berichte und Recherchen zum Marktgeschehen in der Region. Die Publikation liefert zudem Nachrichten und Analysen sowie weiterführende Kontaktadressen.

Kann Apple mit dem iPhone X in China punkten?

Erscheinungsdatum Website: 20.09.2017 09:55:03
Erscheinungsdatum Publikation: 21.09.2017

zurück zur Übersicht

Spezielle Funktionen nur für das Reich der Mitte / Die heimische Konkurrenz schläft nicht

HONG KONG (Dow Jones)--Das iPhone X muss in China unbedingt zum Verkaufsschlager werden, denn die Umsätze von Apple fallen im Reich der Mitte nun schon seit Jahren. Dazu braucht der US-Konzern deutlich mehr Kunden wie Shirley Wang. Die 29-Jährige arbeitet in der Verwaltung eines Krankenhauses und sagt, dass der stolze Preis von 8.388 Yuan (CNY; 1.077 EUR) sie nicht vom Kauf abhalten wird. "Ich bin ein großer Fan von iPhones", erklärte sie. "Auch viele meiner Freunde werden es kaufen."

In einem Land, wo es Smartphones von heimischen Herstellern schon ab 100 USD gibt, könnten einige treue Fans nicht reichen, um das Ruder herumzureißen. Selbst die zwei günstigeren neuen Apple-Modelle - das 5.888 CNY teure iPhone 8 und das größere iPhone 8 Plus für 6.688 CNY - sind für viele chinesische Verbraucher außer Reichweite. "Das ist zu teuer", sagt Mo Jia, Analyst bei der Marktforschungsfirma Canalys.

Apple war einst der beliebteste Smartphone-Anbieter Chinas, dem größten Smartphone-Markt der Welt. Bis heute geht keine Marke mit so viel Prestige einher. Der Marktanteil der Amerikaner ist jedoch auf rund 7% gefallen - nach geschätzten 16,5% Ende 2014. Heimische Wettbewerber haben große technologische Fortschritte gemacht und bieten inzwischen Modelle an, die an die örtlichen Vorlieben genau angepasst sind.

Nur in den USA und in Europa werden mehr Geräte abgesetzt

China, Hongkong und Taiwan machten im vergangenen Jahr zusammen jedoch immer noch 22% der Umsätze von Apple aus. Nur die USA und Europa liegen weiter vorne. "China ist extrem wichtig - in Bezug auf den aktuellen Marktumfang, aber auch auf das künftige Wachstum", sagt Duncan Clark, Gründer der Technologieberatung BDA China. "Das Land ist außerdem ein globales Testumfeld." Apple wolle zweierlei erreichen, erklärt Ian Fogg, Direktor bei der Beratungsfirma IHS Markit: "Man will sich von chinesischen Herstellern deutlich abheben und die Probleme einer ausländischen Marke überwinden."

Marktführer in China ist Huawei Technologies, dessen Marktanteil sich in den vergangenen drei Jahren verdoppelt hat. Im 2. Quartal deckte Huawei 21% des Marktes ab, berichtet Canalys. Als nächstes will das Unternehmen Apple auch noch die Premiumkunden abluchsen. Anfang des Jahres stellte Huawei das neue Modell P10 vor, das fast 700 USD kostet und eine Kamera beinhaltet, die man gemeinsam mit der deutschen Leica entwickelt hat. Im nächsten Monat kommt außerdem das neuste Huawei-Smartphone Mate 10 auf den Markt, dessen Prozessoren in der Lage sein sollen, Fotos mit künstlicher Intelligenz zu verbessern. Es soll außerdem schneller aufzuladen sein und mehr Akkukapazität bieten. Der Preis ist noch nicht bekannt, doch in der Regel unterbietet Huawei Apple.

Auch Xiaomi und Vivo legen nach

Der chinesische Hersteller Xiaomi hat gerade erst sein bisher teuerstes Modell vorgestellt, das 4.000 CNY kostende Mi Mix 2. Der drittgrößte chinesische Hersteller, Vivo, will ebenfalls noch in diesem Jahr ein neues Modell mit besonders großem Display präsentieren.

Um Marktanteile in China zurückzugewinnen, hat Apple einige Funktionen des neuen Betriebssystems auf die Verbraucher im Reich der Mitte zugeschnitten. So ist ein QR-Code-Leser eingebaut, wie ihn Chinesen benutzen, um einzukaufen oder Geld zu überweisen. Nutzer können Siri auch bitten, ihre QR-Codes von WeChat aufzurufen, um sich mit Freunden zu verbinden. Zudem kann man dem Smartphone im Dialekt von Schanghai diktieren. Neu ist auch, dass man eine Telefonnummer anstatt einer E-Mail-Adresse als Apple-ID nutzen kann. Damnit reagieren die Amerikaner auf eine Besonderheit des chinesischen Marktes: Es werden nur selten E-Mails verschickt - viel häufiger kommunizieren Chinesen per SMS oder WeChat.

In China können Freunde einander künftig bei iMessage via Apple Pay Geld schicken. In anderen Ländern ist die Funktion nicht verfügbar. Apple Pay ist im Reich der Mitte zwar aktiv, der Markt für mobile Zahlungssysteme wird jedoch von den heimischen Anbietern Alipay und WeChat dominiert.

Ob der US-Konzern mit diesen Initiativen Erfolg hat, wird sich in den kommenden Wochen oder Monaten zeigen. Die zwei iPhone-8-Varianten kommen am 22. September in die Läden, das iPhone X jedoch erst am 3. November, weil es im Sommer Produktionsprobleme gegeben hatte. Xia Giang, ein 30-jähriger Start-up-Gründer, wartet vorerst ab. "Vielleicht kaufe ich es", sagt er. "Das Geld ist kein Problem - aber ich will erst sehen, ob es meinen Freunden gefällt. Ich lasse sie es ausprobieren und entscheide mich dann." Dow Jones

zurück zur Übersicht