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Neue dynamische Märkte, vor allem in den Boomregionen Asiens und Osteuropas, gewinnen für den deutschen Automobil- und Maschinenbau zunehmend an Bedeutung. 

Alles dreht sich um die Elektromobilität

Erscheinungsdatum Website: 12.09.2017 14:55:07
Erscheinungsdatum Publikation: 13.09.2017

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FRANKFURT (Dow Jones/AFP)--Die deutschen Autohersteller wollen ihre führende Marktstellung angesichts des Wandels hin zur Elektromobilität mit massiven Investitionen absichern. Volkswagen und Daimler kündigten vor Beginn der Automesse IAA in Frankfurt die Elektrifizierung aller Modelle in den nächsten Jahren an. Neben reinen Elektroautos wollen die Konzerne mit vielen Hybridmodellen den Übergang vom Verbrennungsmotor zur Elektromobilität stemmen. Und auch BMW gibt sich angriffslustig.

Volkswagen will den Ausbau der Elektrowagen-Modellpalette in den kommenden Jahren forcieren. "Ab 2020 starten wir die Elektro-Offensive", sagte VW-Markenvorstand Herbert Diess. In den nächsten Jahren werde die Modellpalette erneuert und das Angebot an Stromern nach und nach ausgebaut. Das sei ein erster Schritt, sagte Diess in Frankfurt.

Volkswagen hatte bereits am Montag angekündigt, die Investitionen im Bereich Elektromobilität zu erhöhen und bis spätestens 2030 alle Automodelle des Konzerns zu elektrifizieren. Allein bis 2025 sollen die Konzernmarken, zu denen Audi, Porsche oder Skoda gehören, über 80 neue Elektrofahrzeuge auf den Markt bringen. Davon sollen rund 50 rein elektrisch und etwa 30 als Plug-in-Hybride angeboten werden. In die Industrialisierung der Elektromobilität sollen über 20 Mrd Euro investiert werden.

Mit der I.D.-Familie stellt der Wolfsburger Konzern bisher drei elektrische Konzeptautos in Aussicht. Neben dem SUV Crozz, der für das Jahr 2020 angekündigt ist und mit einer Batterieladung 500 km fahren soll, will VW den Buzz (Bus mit Elektroantrieb) und den I.D. dann im Angebot haben. Die Modelle der Marke Volkswagen sind drei der wichtigsten Volumenmodelle der künftigen Elektro-Offensive der Konzerns mit seinen Marken Audi, Skoda oder Seat. Im Jahr 2020 soll der Absatz der rein elektrisch angetriebenen VWs bei 100.000 Autos liegen. "Bis 2025, so unsere Prognosen, könnte sich der jährliche Absatz der I.D.-Modelle auf eine Million Fahrzeuge verzehnfachen", sagte Diess.

"Das ist eine Selbstverpflichtung, an der wir uns ab heute messen lassen", erklärte Konzernchef Matthias Müller. Die "Roadmap E" sei eine Botschaft an die Zulieferer und ein "klares Signal" an die politisch Verantwortlichen. Die 20 Mrd EUR, die VW investieren will, sollen nicht nur in die zwei konzerneigenen Elektroplattformen fließen. Das Geld sei auch für die Ladeinfrastruktur vorgesehen, so Müller.

Daimler-Chef Dieter Zetsche verkündete in Frankfurt ebenfalls konkretere Pläne. Innerhalb von fünf Jahren sollen für die gesamte Mercedes-Modellpalette elektrische Antriebe auf den Markt gebracht werden. Der Konzern plane bis 2022 mit mehr als 50 elektrifizierten Fahrzeugvarianten, so der CEO. Bis zu 10 Mrd EUR will Daimler investieren. Noch früher, bis zum Ende der Dekade, wollen die Stuttgarter den Smart in Europa und den USA zu einer reinen Elektromarke machen. Er werde die erste Automarke, die vom Verbrennungsmotor komplett umsteige. Zudem wird Daimler in drei Jahren Elektroautos auch in China fertigen. Der zuständige Konzernvorstand Hubertus Troska sagte auf der IAA, Mercedes wolle die Fahrzeuge der EQ-Reihe - unter diesem Namen sollen die Elehtrofahrzeuge vermarktet werden - künftig auf vier Kontinenten vom Band laufen lassen.

BMW sagt dem Elektropionier Tesla mit einem neuen Elektromodell den Kampf an. Der DAX-Konzern präsentierte auf der IAA das neue Fahrzeug namens "BMWi Vision Dynamics", der zwischen dem i3 und i8 positioniert werden soll. Der neue Viertürer soll eine Reichweite von 600 Km haben und beschleunige innerhalb von vier Sekunden auf 100 km/h, sagte Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich. Wann BMW das neue Elektrocoupe in Serie bringen will, teilte der Autohersteller nicht mit.

Der Münchener Konzern ist mit seinen Fahrzeugen i3 und i8 einer der Vorreiter in Sachen Elektromobilität. Allerdings sind die verkauften Stückzahlen noch relativ gering. Den Markt in Bewegung gebracht hat weltweit besonders Tesla. Der US-Autohersteller zielt mit seinem neuen Model 3 auf den Massenmarkt ab, wo BMW mit der 3er-Reihe seit Jahren starke Absätze erzielt.

Die deutschen Hersteller stocken derzeit angesichts des beschleunigten Wandels zur Elektromobilität ihre Investitionen in den Bereich auf. "Elektromobilität hat für BMW oberste Priorität", betonte BMW-CEO Harald Krüger am Dienstag anlässlich der Präsentation des Vision Dynamics. Wie bereits angekündigt, stellte BMW unter anderem auch eine Neuauflage des Elektroautos i3 vor, unter anderem auch mit einem Sportfahrwerk.

Opel hat auf der IAA das erste Modell als Plug-in-Hybrid vorgestellt. Der neue Kompakt-SUV Grandland X werde der erste Opel sein, der mit dieser Antriebsart angeboten werde, kündigte CEO Michael Lohscheller in Frankfurt an. Zum Bestellstart hatte der Rüsselheimer Autokonzern das SUV mit Benzin- und Dieselmotor angeboten. Opel bietet sei längerem schon den Ampera als reines Elektroauto an, das mehrere Hundert Kilometer mit einer Batterieladung zurücklegen kann.

"Unser neuer Grandland X als Plug-in-Hybrid ist das nächste große Beispiel dafür, welche Chancen für uns im PSA-Konzernverbund liegen. Diesen Weg werden wir konsequent weitergehen", sagte Lohscheller, der die Pressekonferenz auf der IAA auf französisch eröffnete, nur um kurz darauf ins Deutsche zu wechseln und klarzustellen, dass Opel ein deutsches Unternehmen sei und auch bleibe.

Opel gehört seit August zu PSA Peugeot Citroen. Lohschellers Aufgabe ist es nun, den Autobauer schnell in die Gewinnzone zu führen. Bis 2020 soll Opel profitabel werden. Dafür will er bis 2016 jährliche Synergien von 1,7 Mrd Euro nutzen, etwa bei Entwicklung und Einkauf.

PSA will die Elektrifizierung vorantreiben. PSA-Chef Carlos Tavares hatte jüngst in einem Interview die Möglichkeit ins Spiel gebracht, dass Opel zu einer reinen E-Auto-Marke werden könnte. "Wenn Opel irgendwann eine rein elektrische Automarke werden will, ist das für uns auch okay - vorausgesetzt, dass dies profitabel ist", sagte so Tavares.

ma

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