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Neue dynamische Märkte, vor allem in den Boomregionen Asiens und Osteuropas, gewinnen für den deutschen Automobil- und Maschinenbau zunehmend an Bedeutung. 

Die wachsende Macht der Zulieferer

Erscheinungsdatum Website: 11.09.2017 14:35:03
Erscheinungsdatum Publikation: 12.09.2017

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Boeing und Airbus wollen Komponenten selbst herstellen

CHICAGO (Dow Jones)--Die weltgrößten Flugzeugbauer wollen mit einem Streich ihre Produktionsabläufe zuverlässiger machen, Kosten senken und die Gewinne steigern - indem sie mehr Bauteile in ihren Flugzeugen selbst herstellen. Der Zulieferer United Technologies hat gerade angekündigt, für 23 Mrd USD den Wettbewerber Rockwell Collins kaufen zu wollen. Grundsätzlich ist unter den Luftfahrtzulieferern eine Konsolidierungswelle zu beobachten, was Boeing und den europäischen Rivalen Airbus nervös macht.

So kündigte der US-Konzern an, einige Zulieferverträge zu kündigen, wenn die Fusionen den Wettbewerb in der Lieferkette weiter schwächten. Auch Airbus hat sich skeptisch gegenüber den Plänen geäußert. Beide Flugzeugbauer haben sich deshalb entschieden, mehr Komponenten selbst zu bauen. In diesem Monat beginnt Boeing mit dem Bau einer Fabrik im englischen Sheffield, wo Teile hergestellt werden sollen, die die Flügelklappen von Flugzeugen bewegen. Airbus will indes eigene Triebwerksgondeln herstellen, die aktuell vor allem von United Technologies geliefert werden.

"Wir überdenken ständig, ob wir Teile herstellen oder zukaufen", sagt Fabrice Brégier, COO bei Airbus. Boeing hat schon vor zwei Jahren entschieden, Triebwerksgondeln selbst herzustellen, und kündigte im Juli an, auch eigene Elektronikkomponenten zu bauen. Dieser Markt wird aktuell von Rockwell Collins und Honeywell dominiert. Die Flügel für die neue 777 will Boeing in Seattle herstellen, anstatt sie von einem Zulieferer zu kaufen. Beim 787 Dreamliner kamen die Flügel noch von Drittanbietern.

Boeing und Airbus sollen in diesem Jahr Flugzeuge im Wert von über 100 Mrd USD ausliefern. Bei beiden stauen sich die Aufträge noch auf Jahre. Ihr Wert summiert sich auf fast 1 Bill USD. Bauteile, die über die Hälfte dieser Summe ausmachen, werden jedoch von anderen Firmen wie United Technologies, Spirit AeroSystems und General Electric hergestellt. Die Konzerne stehen unter Druck, ihre Auftragsbücher schnell abzuarbeiten. Sie fordern deshalb von Zulieferern Rabatte und das Versprechen, Komponenten fristgerecht zu liefern. Seitdem der Kreis der Zulieferer immer weiter schrumpft, wächst jedoch deren Verhandlungsmacht. United Technologies hat 2012 schon den Rivalen Goodrich gekauft. Die Fusion mit Rockwell Collins würde das Unternehmen zum weltgrößten Flugzeugzulieferer werden. Indes verhandelt der Komponentenhersteller Safran mit dem Flugzeuginnenausstatter Zodiac Aerospace über einen Zusammenschluss.

Die Zulieferer erzielen traditionell höhere Gewinnmargen als Boeing und Airbus. Flugzeug- und Triebwerkhersteller haben in den vergangenen zwei Jahren im Schnitt Margen von 9% erreicht. Sogenannte Tier-1-Zulieferer wie United Technologies und Rockwell Collins, die fertige Teile für Flugzeuge herstellen, erzielen Margen von 14%. Tier-2-Zulieferer, die kleinere Komponenten herstellen, kommen sogar auf 17%, berichtet die Boston-Consulting Group. Manager von Boeing und Airbus wollen jetzt einen Teil dieser zusätzlichen Margen für sich beanspruchen. Außerdem hoffen sie dadurch ihr lukratives Wartungsgeschäft auszubauen.

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