Märkte der Welt

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Wie Supermartketten auf Amazon reagieren

Erscheinungsdatum Website: 06.09.2017 13:20:04
Erscheinungsdatum Publikation: 07.09.2017

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PARIS (Dow Jones)--Die Übernahme von Whole Foods durch Amazon erhöht den Druck auf europäische Supermarktketten, stärkere Online-Shopping-Modelle zu entwickeln. Carrefour, die größte börsengehandelte Supermarktkette Europas, legte enttäuschende Ergebnisse für die 1. Jahreshälfte vor und warnte, dass sie die Umsatzziele nicht erreichen werde. Das französische Unternehmen reagiert nicht schnell genug auf sich verändernde Verbrauchervorlieben und Einkaufsgewohnheiten. Welche Bedrohung in dieser Situation Amazon genau darstellt, ist noch nicht klar.

"Die Anleger schrecken vor diesem Sektor zurück, der noch nie wirklich beliebt und für stabile Renditen bekannt war. Außerdem macht er dramatische Veränderungen durch, und das wird ihnen zu unvorhersehbar und riskant", sagt Bernstein-Analyst Bruno Monteyne. Amazon wird Europa nicht von heute auf morgen aufmischen. Whole Foods verfügt über neun Filialen - alle in Großbritannien. Diese senkten ihre Preise, genau wie die US-Filialen. Auch beim Lebensmittellieferdienst von Amazon sind jetzt Whole-Foods-Produkte erhältlich. Er ist jedoch hauptsächlich in London verfügbar.

Britische Konzerne auf einem guten Weg

Dennoch müssen die großen Ketten in Europa jetzt aktiv werden. Tesco, die größte britische Supermarktkette, bietet seit vergangenem Jahr in 250 Filialen an, dass Kunden ihre Einkäufe online zusammenstellen und am selben Tag in der Filiale abholen. Der Wettbewerber Sainsbury testet seit August ein ähnliches Angebot, bei dem Kunden sogar schon 30 Minuten später ihre Einkäufe abholen können. Alle großen britischen Supermarktketten verfügen auch über Heimlieferdienste.

Carrefour bietet inzwischen 500 Orte an, an denen Kunden aus dem Internet ihre Einkäufe abholen können. Der ehemalige Chef Georges Plassat hatte Anfang des Jahres versprochen, bis 2020 den Wert der im Internet verkauften Waren zu verdreifachen. Die Online-Aktivitäten von Carrefour seien jedoch "beklagenswert gering", sagt Bernstein-Analyst Monteyne. Er glaubt, dass das Unternehmen durch den Wettbewerb aus dem Netz 1,5 Prozentpunkte Marktanteil verloren hat.

Die geringen Online-Aktivitäten könnten Amazon anlocken. Schon jetzt ist Frankreich der drittgrößte europäische Markt des Online-Händlers. Seit März bietet der US-Konzern dort seinen Pantry-Dienst an, mit dem Prime-Now-Kunden Lebensmittel, Baby- und Haushaltsprodukte kaufen können. Carrefour-Chef Alexandre Bompard erwähnte Amazon nicht direkt, als die Ergebnisse des Unternehmens vorlegte. Seit er im Juli an Bord kam, habe er jedoch vor allem das Online-Geschäft erweitern und die Filialen verändern wollen, um sich den neuen Kundenvorlieben anzupassen, betonte er. "Die Grenzen zwischen Online und Offline verschwimmen in all unseren Ländern und Geschäftsbereichen", so Bompard.

Die Investoren zweifeln am raschen Umstieg

Seit Amazon Mitte Juni die Übernahme von Whole Foods angekündigt hat, hat Carrefour über 25% oder 4 Mrd USD an Wert verloren. Auch andere große europäische Supermarktketten haben darunter gelitten. Groupe Casino ist im selben Zeitraum um 9% gefallen. Aktien von Ahold Delhaize, dem niederländisch-belgischen Supermarktriesen liegen seit der Amazon-Ankündigung 18% im Minus.

Carrefour führte in den 1960er-Jahren das Konzept der Hypermärkte ein - riesige Filialen, in denen man alles von Baguettes bis hin zu Fahrrädern kaufen konnte. Das Modell wird jedoch immer unbeliebter, da Verbraucher lieber in kleinen und nah gelegenen Filialen einkaufen. Gerade in den europäischen Städten wächst das Online-Geschäft der Supermärkte besonders schnell. Im vergangenen Jahr machte es in Großbritannien 6,2% des Lebensmittelmarktes aus, in Frankreich immerhin 4,3%, berichtet Bernstein. Die Beratungsfirma IGD schätzt, dass der Markt in Frankreich bis 2020 auf 12,5 Mrd EUR wachsen kann - von 6,6 Mrd EUR 2015.

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