Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Australiens Regulierer schrauben Kapitalauflagen für Banken nach oben

Erscheinungsdatum Website: 19.07.2017 16:00:03
Erscheinungsdatum Publikation: 20.07.2017

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MELBOURNE (Dow Jones)--Australiens größte Geldhäuser müssen künftig milliardenhohe Dollarbeträge zusätzlich an Kapital vorhalten. Die Finanzaufsicht des Landes hob die Minimalkapitalauflagen an, um sicherzustellen, dass die Banken eine "unfraglich starke" Benchmark einhalten und für künftige Krisen wetterfest werden.

Die Finanzaufseher räumen den Banken mehr als zwei Jahre ein, um die neuen Kapitalziele zu schaffen. Das ist relativ gut machbar, wenn man die Gewinnlage der Geldhäuser bedenkt ebenso wie ihre Anstrengungen der Vorjahre, die Kapitalpuffer in Erwartung der verschärften Regeln aufzufüllen. Alle Großbanken sehen sich nach eigenen Angaben gut positioniert, um die Auflagen einzuhalten.

Boomender Wohungsmarkt erhöht Hypothekenrisiken

Es ist jetzt das zweite Mal seit 2015, dass die australische Aufsichtsbehörde APRA von den Banken höhere Kapitalpolster verlangt, um globalen Schocks standzuhalten. Der Schritt kommt auch zu einer Zeit, in der die Regulierer genau auf zunehmend riskante Hypothekenkredite schauen, die sich aus boomenden Wohnungspreisen in Städten wie Sydney und Melbourne ergeben. APRA hat bereits weitere Änderungen angedeutet, unter anderem in einem Diskussionspapier über neue Hypotheken-Risikogewichte, das aber erst im Verlauf des weiteren Jahres veröffentlicht wird. Die Regulierer wollen insbesondere vermeiden, dass die Banken in einer Krise auf den Steuerzahler angewiesen sind.

Die neue Benchmark hilft dabei, die neuen Kapitalzielvorgaben für die Großbanken festzuzurren. Ende 2014 hatte ein Bericht über den Finanzsektor gefordert, dass die Kreditgeber mit ihren Kapitalquoten im besten Quartil der international agierenden Institute liegen müssten. Das führte zu mehreren Regulierungsänderungen, unter anderem auch der Forderung nach einer Anhebung der notwendigen Kapitalreserven auf Häuserkredite. Aus diesem Grund hatten die Großbanken einst bereits insgesamt 20 Milliarden australische Dollar oder umgerechnet knapp 13,7 Milliarden Euro über neues Eigenkapital und einbehaltene Gewinne vorgehalten.

Banken müssen noch zulegen

APRA verlangt von den landesweit vier größten Geldhäusern - Commonwealth Bank, Westpac Banking, Australia & New Zealand Banking sowie der National Australia Bank - eine Tier-1-Kapitalquote von mindestens 10,5 Prozent. Insofern müssen sich die Banken im Vergleich zu Ende Dezember im Schnitt noch um 1 Prozentpunkt verbessern.

"Die Banken sind in einer ziemlich guten Position, die APRA-Mindestauflagen über die kommenden Jahre organisch zu schaffen", meint Portfoliomanager Omkar Joshi von Regal Funds aus Sydney. Da die neue Benchmark wohl alle künftigen Änderungen bei den Hypotheken-Risikogewichten umfassen sollte, seien die Dividenden wohl gesichert, was auch der Druck auf die Gewinne nicht verhindere. Analysten rechnen zunächst mit einem Überschießen der Minimalkapitalauflagen.

DJG/DJN/axw/sha

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