Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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OECD warnt China vor wachsenden finanziellen Risiken

Erscheinungsdatum Website: 24.03.2017 18:00:27
Erscheinungsdatum Publikation: 27.03.2017

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PEKING (Dow Jones)--China muss sich nach Auffassung der OECD dringend um einige wichtige Probleme kümmern, um den wachsenden Risiken für die Wirtschaft Herr zu werden. Zu dem Schluss kommt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in ihrem Länderbericht für China. Sie verweist unter anderem auf die hohen Überkapazitäten in der Schwerindustrie und die Preisentwicklung im Immobiliensektor. Zudem greife die Innovationsoffensive, die die Wirtschaft stärker konsumorientiert und weniger auf billige Fertigung und Export ausrichten soll, zu kurz.

Die OECD prognostiziert für China ein Wachstum von 6,5 Prozent in diesem und 6,3 Prozent im nächsten Jahr. Das Land steht vor einem schwierigen Balanceakt. In einem wichtigen politischen Jahr - so werden auf einem Parteikongress im Herbst neue Anführer ernannt - will Peking das Wachstum stärken und muss dabei eine mögliche Finanzkrise abwenden, nachdem die Wirtschaft jahrelang Stimulierungsmaßnahmen erhalten hat und die Schulden schnell anstiegen.

Sorgen macht der OECD neben den Industriekapazitäten die Wohnungswirtschaft. Laut dem Bericht könnte China mehr als drei Jahre brauchen, um die überschüssigen Wohnungsbestände in Kleinstädten abzubauen. Die Preise für Wohnimmobilien stiegen in den ersten zwei Monaten 2017 um 22,7 Prozent nach 16,8 Prozent im Dezember, obwohl China versucht, die Spekulation einzudämmen.

Die Finanzstabilität wird außerdem durch die wachsende Finanzindustrie und die Verschuldung der Unternehmen gefährdet, insbesondere bei staatlichen Gesellschaften. Die Verschuldung der Unternehmen lag laut OECD-Daten Anfang 2016 bei 170 Prozent des Bruttoinlandsprodukts nach weniger als 100 Prozent Ende 2008. Das ist für eine große Volkswirtschaft ein sehr hoher Wert. Vor der OECD hatte bereits Mitte 2016 der Internationale Währungsfonds vor der hohen Verschuldung gewarnt.

Im vergangenen Jahr hat China das Wachstum vor allem mit einer lockeren Geldpolitik und hohen Infrastrukturausgaben gestärkt. 2016 legte die Wirtschaft um 6,7 Prozent zu, es war das schwächste Wachstum seit einem Vierteljahrhundert. Peking hat sich für dieses Jahr ein Wachstum von "rund 6,5 Prozent" zum Ziel gesetzt.

China habe zwar substanzielle Reformen eingeleitet, etwa mit einer Innovationsoffensive, sagte OECD-Direktor Alvaro Santos Pereira. Es könne aber "noch viel mehr" getan werden. So sehe China 2 Prozent des Bruttoinlandsprduktes für Forschung und Entwicklung vor - mehr als in anderen OECD-Ländern - und Subventionen sorgten für einen Anstieg der Patente. Viele davon seien aber nur Verbesserungen und stellten keine Innovationen dar.

China werde der wichtigste Treiber für das globale Wachstum bleiben, so die OECD. Es müsse jedoch mehr tun, um Ungerechtigkeiten etwa beim Bildungssystem, im Gesundheitswesen, bei Pensionen und in anderen Teilen des Sozialsystems auszumerzen. Viele Menschen würden durch diese Probleme abgehängt.

DJG/DJN/mgo/brb/27.03.2017

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