Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Banken sichern sich bei letztem Langfristtender Nullzins bis 2021

Erscheinungsdatum Website: 23.03.2017 17:50:03
Erscheinungsdatum Publikation: 24.03.2017

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FRANKFURT (Dow Jones)--Die Banken des Euroraums haben kräftig von der Gelegenheit Gebrauch gemacht, sich langfristige Liquidität zum gegenwärtig ultraniedrigen Zins der Europäischen Zentralbank (EZB) zu besorgen. Beim vierten und letzten langfristigen gezielten Refinanzierungsgeschäft der zweiten Serie (TLTRO2) teilte die EZB nach eigenen Angaben 233,474 Milliarden Euro zu. Sie bediente damit Gebote von 474 Instituten. Der Zuteilungsbetrag lag damit am oberen Ende der Erwartungen.

Das Geschäft wird am 29. März 2017 valutiert und am 24. März 2021 fällig. Es ist höchstens mit 0,00 Prozent verzinst. Sollten die Banken die Liquidität nutzen, um Kredite an die Realwirtschaft zu vergeben, können sie sogar mit einer zusätzlichen Zahlung der EZB rechnen. Der EZB-Rat hatte Anfang des Monats kein neuen TLTRO-Programm aufgelegt. Damit bot die Auktion die vorläufig letzte Gelegenheit, zinslos Liquidität zu erhalten.

Die EZB erwartet, dass die Leitzinsen für längere Zeit - und zwar deutlich über die Zeitdauer der Wertpapierkäufe hinaus - auf dem aktuellen oder einem niedrigeren Niveau bleiben werden. Die Wertpapierkäufe sollen zunächst bis Ende 2017, auf jeden Fall aber so lange dauern, bis der EZB-Rat eine nachhaltige Korrektur der Inflationsentwicklung erkennt, die mit seinem Inflationsziel im Einklang steht.

Die Fälligkeit des letzten TLTRO im März 2021 liegt deutlich jenseits jenes Zeitraums, für den sicher eine Beibehaltung des aktuellen Zinsumfelds zu erwarten ist. "Alleine die leicht gestiegene Wahrscheinlichkeit einer EZB-Zinserhöhung dürfte für die Banken ausgereicht haben, um sich nochmals kräftig bei den Frankfurter Währungshüter einzudecken", kommentierte Thomas Gitzel, der Chefvolkswirt der Liechtensteiner VP Bank, das Tenderergebnis.

Auch das Risiko eines Sieges von Marine Le Pen bei den französischen Präsidentschaftswahlen dürfte die Banken laut Gitzel zu einer höheren Liquiditätsvorsorge veranlasst haben. "Sollte es nämlich im Zuge der französischen Präsidentschaftswahlen zu Marktturbulenzen kommen, ist ein Liquiditätspolster von Vorteil", kalkulierte er.

Beim ersten derartigen Geschäft am 24. Juni 2016 hatten 514 Institute 399,289 Milliarden Euro erhalten, beim zweiten Geschäft am 22. September waren 249 Häuser beteiligt, die 45,270 Milliarden Euro erhielten und beim dritten bekamen 200 Institute 62,160 Milliarden Euro.

DJG/hab/chg

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