Asien Aktuell

"Asien Aktuell" liefert wöchentlich aktuelle Berichte und Recherchen zum Marktgeschehen in der Region. Die Publikation liefert zudem Nachrichten und Analysen sowie weiterführende Kontaktadressen.

China: Internationale Banken setzen auf große IPOs

Erscheinungsdatum Website: 22.03.2017 10:45:02
Erscheinungsdatum Publikation: 23.03.2017

zurück zur Übersicht

NEW YORK (Dow Jones)--Die Zahl der Börsengänge hat die global tätigen Banken zuletzt enttäuscht, doch jetzt setzen sie ihre Hoffnungen auf China. Tech-Start-ups mit einer Bewertung von insgesamt mehreren hundert Milliarden US-Dollar dürften in den nächsten Jahren den Sprung an die Börse wagen. Die IPO-Kandidaten reichen von bekannten Konzernen wie Ant Financial Services, die Payment- und Bankentochter der Alibaba Group, bis hin zum Nachrichtenportal Toutiao.

Sollten sich viele davon entscheiden, außerhalb der Volksrepublik an die Börse zu gehen - etwa in New York oder Hongkong - könnten globale Banken davon stark profitieren. Die US-Märkte haben seit dem starken IPO von Snap Mut gefasst. Im vergangenen Jahr war die Zahl der Börsengänge global um 12% gefallen und die dabei eingesammelte Summe sogar um 30%, berichtet Dealogic.

"Es gibt einen großen und tiefen Pool and Unternehmen vom chinesischen Festland, von denen wir definitiv einen Börsengang erwarten", sagt Bob McCooey, Chairman für die Region Asien-Pazifik bei der Börse Nasdaq. Die US-Börse verfolgt rund 60 chinesische Unternehmen mit Börsenambitionen, von denen die Hälfte aus dem Tech-Bereich stammt und die in den nächsten zwei Jahren den IPO wagen könnten. Nasdaq schätzt ihren Gesamtwert von 200 Mrd USD.

Eine Wall-Street-Bank, die gerade mehr Tech-Experten nach Hongkong schickt, schätzt den Gesamtwert der chinesischen Tech-Firmen, die in den kommenden Jahren an die Börse gehen könnten, inoffiziell auf rund 400 Mrd USD. Nimmt man an, dass ihre Bewertung vor dem IPO noch um ein Viertel steigt und sie rund 15% ihrer Aktien der Öffentlichkeit anbieten, würden bei den IPOs rund 75 Mrd USD umgesetzt, errechnet die Bank.

Asien und vor allem China werden am IPO-Markt immer wichtiger. Asiatische Märkte machten vergangenes Jahr 68% der weltweiten Börsengänge und 56% des eingesammelten Kapitals aus. 60 Firmen vom chinesischen Festland sind vergangenes Jahr außerhalb des eigenen Landes an die Börse gegangen, berichtet Dealogic. Davon konnten globale Banken profitieren. Vergangenes Jahr setzten sie 2,2 Mrd USD an IPO-Gebühren von asiatischen Firmen um. Das entspricht 55% der weltweiten Umsätze mit Gebühren, berichtet Dealogic. 1,5 Mrd stammten von chinesischen Firmen.

Noch ist unklar, wann genau die chinesischen IPO-Kandidaten den Sprung an die Börse wagen werden. Viele profitieren weiterhin von privaten Kapitalquellen. Die meisten chinesischen Tech-Start-ups haben Ambitionen, die Frage sei nur der Zeitpunkt, sagt Alain Lam, Tech-Banker bei Credit Suisse in Hongkong. Wichtig ist aber auch der Ort des Börsengangs. In China fällt die Bewertung eines heimischen Unternehmens meist höher aus, und dort sind es in der Regel chinesische Banken und Broker, die sich um den IPO kümmern. Zhong An Online P&C Insurance, der erste reine Online-Versicherer Chinas, hatte für dieses Jahr einen 2 Mrd USD schweren IPO in Hongkong anvisiert, sich später aber doch für das chinesische Festland entschieden, sagt eine mit der Angelegenheit vertraute Person. Eine Sprecherin für Zhong An sagte, dass das Unternehmen weiterhin mit dem Börsengang rechnet, jedoch noch keinen konkreten Zeitplan dafür habe.

An chinesischen Börsen stauen sich seit Jahren nicht abgeschlossene Börsengänge. Tech-Unternehmen ziehen außerdem oft Börsen wie die Nasdaq vor, wo Investoren besser mit ihrem Geschäftsmodell vertraut sind und weniger auf Profitabilität achten. Tech-Aktien sind an den US-Börsen zuletzt deutlich gestiegen, weshalb die Hoffnung von IPO-Kandidaten auf hohe Bewertungen wächst. Der begehrteste Kandidat ist Ant, bei dessen IPO bis zu 25 Mrd USD zusammenkommen könnten. Das wäre in etwa die Summe, die auch Alibaba selbst erzielt hatte. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass Ant noch in diesem Jahr an die Börse geht, sagen mit der Angelegenheit vertraute Personen. Eine Sprecherin sagt, dass das Unternehmen weder den Zeitpunkt noch den IPO-Ort entschieden habe.

Der größte IPO in diesem Jahr dürfte daher Shanghai Lujiazui International Financial Asset Exchange, kurz Lufax, sein. Mit einer Bewertung von 18,5 Mrd USD steht das Unternehmen im Fintech-Bereich nur Ant nach. Lufax könnte in der zweiten Jahreshälfte bis zu 5 Mrd USD einsammeln, berichten Insider. Manager des Mutterkonzerns von Toutiao sprechen inzwischen mit Banken über einen Börsengang in den USA, obwohl das Timing noch nicht klar sei, sagen mit der Angelegenheit vertraute Personen. Das Unternehmen war bei einer Finanzierungsrunde im Dezember mit 10 Mrd USD bewertet worden, sagen sie.

Andere IPO-Kandidaten sind Meituan-Dianping, ein großer Anbieter von Kinotickets und Restaurantreservierungen, der vergangenes Jahr über 3 Mrd USD eingesammelt hatte, sowie der Taxidienst Didi Chuxing Technology, der über 7 Mrd eingesammelt hat. Eine Sprecherin für Toutiao wollte sich nicht äußern. Eine Sprecherin von Didi Chuxing sagt, dass das Unternehmen noch keine IPO-Pläne habe. Meituan-Dianping reagierte nicht auf Anfragen. Dow Jones

zurück zur Übersicht