Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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IW: Freihandel 3.0 zwischen EU und Großbritannien denkbar

Erscheinungsdatum Website: 18.01.2017 17:45:06
Erscheinungsdatum Publikation: 19.01.2017

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FRANKFURT (Dow Jones)--Der von Großbritanniens Premierministerin Theresa May offenkundig akzeptierte "harte" EU-Austritt ihres Landes muss nach Einschätzung des Kölner Instituts für Wirtschaftsforschung (IW) nicht das Ende des Außenhandels mit der EU sein. Die IW-Ökonomen Jürgen Matthes und Berthold Busch schlagen ein Freihandelsabkommen 3.0 vor und verweisen darauf, dass auch May ein umfassendes Freihandelsabkommen vorschlage, zu dem üblicherweise eine weitgehende Zollfreiheit gehöre.

"Je nachdem, wie weit das Vereinigte Königreich auf die EU zugeht, wäre noch mehr drin - möglicherweise sogar der weitgehende Zugang zum freien Warenverkehr für Industrieprodukte in der EU. Damit könnten in Großbritannien zugelassene britische Industrieprodukte ohne zusätzliche Zulassung in der EU verkauft werden - und umgekehrt", argumentieren sie. Das spare enorme Kosten, weil nicht unterschiedliche Produktvarianten für beide Märkte hergestellt werden müssten.

Allerdings wäre der Zugang zum freien Warenverkehr ein großes Zugeständnis der EU gegenüber den Briten, weil die EU den wesentlich größeren Absatzmarkt zu bieten hat. Dennoch ist dieses Ziel nach Einschätzung der IW-Ökonomen erreichbar.

"Das Vereinigte Königreich müsste dazu seine technischen Produktstandards auch in Zukunft mit den EU-Vorschriften harmonisieren. Weitere britische Zugeständnisse wie begrenzte Beitragszahlungen an die EU erscheinen ebenfalls plausibel und politisch durchsetzbar", meinen sie. Würden sich beide Seiten darauf einigen, wäre dies ein Freihandelsabkommen 3.0 - "also ein Abkommen einer ganz neuen Kategorie".

Was die Briten dadurch allerdings nicht bekämen, wäre ein Pass für Bankdienstleistungen in der EU. Das IW verweist darauf, dass die EU dies auch der Schweiz verwehrt habe, obwohl die Schweiz eine sehr weit gehende Produktharmoniserung und freien Personenverkehr zulasse. Laut IW sprechen einige Argumente dagegen, dass die britische Regierung die Interessen der Finanzbranche auf Kosten der Industrie verfolgt.

DJG/hab/sha

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