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Deutsche Wirtschaft warnt Trump vor Strafzöllen

Erscheinungsdatum Website: 16.01.2017 16:08:20
Erscheinungsdatum Publikation: 17.01.2017

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BERLIN (Dow Jones)--Die deutsche Wirtschaft hat den designierten US-Präsidenten Donald Trump davor gewarnt, in Mexiko montierte Autos mit Strafzöllen zu belegen. Unisono betonten der Verband der Automobilindustrie (VDA), der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), solche Zölle würden der Wirtschaft in den USA selbst schaden.

"Mit dem Aufbau von Zöllen oder anderen Handelsbarrieren würden sich die USA langfristig ins eigene Fleisch schneiden", sagte VDA-Präsident Matthias Wissmann. Nichtsdestotrotz nehme die deutsche Autobranche die Äußerungen Trumps ernst. Der künftige Präsident drohte BMW und anderen deutschen Herstellern in einem Interview mit der Bild-Zeitung unverhohlen mit Strafzöllen von bis zu 35 Prozent, wenn sie Fabriken in Mexiko statt in USA errichten und ihre Fahrzeuge von dort in die USA exportieren wollen. Bislang zahlen sie wegen des nordamerikanischen Freihandelsabkommens Nafta darauf keine Importzölle. "Einschränkungen des Nafta-Raumes würden der Wirtschaft einen deutlichen Dämpfer geben, das kann keiner wollen", mahnte VDA-Chef Wissmann.

Trump habe Recht, wenn er in einer Stärkung der Industrie den Schlüssel zur Schaffung von mehr und besser bezahlten Arbeitsplätzen in den USA sehe, betonte BDI-Präsident Dieter Kempf. "Dieses Ziel ist keineswegs durch Strafzölle und Protektionismus zu erreichen", warnte er aber. Die Unternehmen in den USA seien auf deutsche Ingenieurstechnologie und Zwischenprodukte aus Europa, Mexiko und anderen Regionen angewiesen. "Trump wird der eigenen Wirtschaft schaden, wenn er versucht, die Autobauer aus Mexiko zu drängen", sagte Kempf.

VDMA-Präsident Carl Martin Welcker meinte, die Unsicherheit über den wirtschaftlichen Kurs der USA werde seit Trumps Wahlsieg immer größer. "Wir sehen das mit großer Sorge", hob er hervor. Die Androhung von Strafzöllen sorge für weitere Investitionszurückhaltung, die im Maschinenbau bereits spürbar werde. Trump wolle ausländische Unternehmen zu Investitionen in seinem Land zwingen. "Letztlich bedeuten Zölle und Protektionismus jedoch, dass Produkte insbesondere in den USA teurer werden." Denn auf diesem Wege gingen Kostenvorteile für die US-Wirtschaft verloren.

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) warnte den designierten US-Präsidenten davor, entsprechende Strafzölle auf importierte Autos einzuführen. "Die amerikanische Autoindustrie wird dadurch schlechter, schwächer und teurer", sagte Gabriel der Bild-Zeitung. Außerdem würden sich die USA ziemlich umgucken, wenn Trump auch die Zulieferteile mit Strafzoll belege, so Gabriel. Die USA sind für den wichtigsten deutschen Industriezweig der zweitgrößte Exportmarkt.

Dagegen rief der Präsident des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung die Deutschen und die Europäer zum Gespräch mit dem künftigen US-Präsidenten auf. "Wir sollten den Dialog mit Trump suchen, um die weitere Entwicklung seiner wirtschaftspolitischen Pläne positiv zu beeinflussen", sagte Clemens Fuest. Trump habe klare Ziele, mehr Industriearbeitsplätze in den USA und weniger Importe - aber es bestehe die Gefahr, dass seine Politik die Ziele nicht erreiche und er dann "Sündenböcke" suche. "Das könnte die deutsche Wirtschaft mit ihren hohen Exportüberschüssen sein", warnte Fuest.

DJG/ank/sha

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