Finanz- und Wirtschaftsspiegel

Der Newsletter "Finanz- und Wirtschaftsspiegel" informiert täglich über die Aktivitäten der internationalen Zentralbanken mit Schwerpunkt auf die Europäische Zentralbank, die Federal Reserve und die Bank of Japan.

Draghi: EZB hat weder QE-Verlängerung noch Tapering diskutiert

Erscheinungsdatum Website: 20.10.2016 16:25:04
Erscheinungsdatum Publikation: 21.10.2016

zurück zur Übersicht

FRANKFURT (Dow Jones)--EZB-Präsident Mario Draghi hat die prinzipielle Handlungsbereitschaft der Europäischen Zentralbank (EZB) bekräftigt, aber keinerlei Hinweise auf den künftigen geldpolitischen Kurs gegeben. In seiner Pressekonferenz nach der geldpolitischen Beschlussfassung sagte Draghi auf die Frage nach Diskussionen im Rat über die von vielen Beobachtern erwartete Verlängerung des Anleihekaufprogramms: "Das haben wir nicht diskutiert." Auch eine schrittweise Verringerung der Ankäufe (Tapering) sei nicht diskutiert worden, fügte er hinzu.

In seinen Einleitenden Bemerkungen hatte Draghi versichert, die EZB werde die sehr substanzielle geldpolitische Unterstützung aufrecht erhalten, auf der die Stabsprojektionen basierten und die notwendig seien, um eine Rückkehr zu knapp 2 Prozent Inflation sicherzustellen. "Falls notwendig, werden wir handeln und dabei alle innerhalb unseres Mandats verfügbaren Instrumente einsetzen", sagte er.

Laut Draghi wird der EZB-Rat in den nächsten Monaten mehr Informationen erhalten, die eine bessere Beurteilung des makroökonomischen Umfelds erlaubten, darunter neue Stabsprojektionen. Außerdem werden dem Rat im Dezember Ergebnisse der Arbeitsgruppen vorliegen, die nach Optionen für eine reibungslose Fortführung des Ankaufprogramms suchten.

Draghi: Mögliche Wertpapierverknappung wurde breit diskutiert

"Einen großen Raum nahmen die Diskussionen über die Frage ein, was getan werden könnte, wenn es zu einer Verknappung von Wertpapieren in einigen Ländern kommen sollte, bisher ist das aber kein Problem", sagte er. Die zuständigen Arbeitsgruppen prüften derzeit auftragsgemäß Optionen, die sicherstellten, dass das Ankaufprogramm künftig reibungslos fortgeführt werden könnte. Diese Arbeitsgruppen hätten dem Rat darüber Bericht erstattet, und dort seien diese Optionen ebenfalls diskutiert worden.

Im Vorfeld der EZB-Ratssitzung hatte es Spekulationen darüber gegeben, dass die EZB ihre Anleihekäufe - gegenwärtig für 80 Milliarden Euro pro Monat - schrittweise verringern könnte. Grund dafür war neben einer entsprechenden Agenturmeldung auch der langsame Anstieg der Inflation im Euroraum. Die Verbraucherpreise waren im September mit einer Jahresrate von 0,4 Prozent gestiegen. Im August waren es 0,2 Prozent gewesen.

EZB findet grundlegende Inflationsentwicklung nicht überzeugend

Draghi stellte in seiner Eröffnungsrede aber klar, dass er diesem Anstieg noch keine besondere Bedeutung beimisst: "Die Inflationsraten dürften in den nächsten Monaten anziehen - größtenteils aufgrund von Basiseffekten in der Jahresveränderungsrate der Energiepreise", sagte er. Die grundlegende Inflation dagegen zeige bisher keinen überzeugenden Aufwärtstrend.

Zuvor hatte der EZB-Rat beschlossen, die Leitzinsen unverändert zu lassen. Der Satz für Bankeinlagen bei der EZB liegt damit weiterhin bei minus 0,40 Prozent. Laut EZB-Rat sollen die Zinsen für längere Zeit so niedrig wie bisher bleiben oder sogar noch sinken, und zwar über den Zeitraum der Anleihekäufe hinaus.

Die Anleihekäufe selbst will die EZB mindestens bis Ende März 2017 fortführen, auf jedenfalls aber so lange, bis die Inflation nachhaltig auf knapp 2 Prozent gestiegen ist. Ausweislich ihrer jüngsten Stabsprojektionen rechnet die EZB damit, dass das frühestens Ende 2018 passieren wird. Für den Durchschnitt dieses Jahres erwartet sie 1,6 Prozent Inflation.

DJG/hab/smh

zurück zur Übersicht