Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Allianz/Heise: EZB-Geldpolitik wirkt umverteilend

Erscheinungsdatum Website: 21.09.2016 16:15:03
Erscheinungsdatum Publikation: 22.09.2016

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FRANKFURT (Dow Jones)--Der Chefvolkswirt der Allianz, Michael Heise, hat Aussagen der Deutschen Bundesbank zur Verteilungswirkung der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) kritisiert. Heise sagte, die Annahmen der Bundesbank zu den Wirkungen der Geldpolitik seien teilweise "unplausibel". Die Bundesbank war in einem Aufsatz ihres aktuellen Monatsberichts der vor allem in Deutschland weit verbreiteten Wahrnehmung entgegen getreten, dass die zunehmend unkonventionelle Geldpolitik die Unterschiede zwischen Arm und Reich vergrößere.

Unter anderem hatte sie argumentiert, dass die lockere Geldpolitik zwar durchaus die Preise von Vermögenswerten steigen lasse, was Wohlhabende in Deutschland begünstige, dass sie andererseits aber auch die Konjunktur und damit Arbeitsmarkt und Einkommen stütze.

Dieses Argument will Heise jedoch nicht gelten lassen. "Die Indizien sprechen dafür, dass in den vergangenen 16 Monaten keine starken konjunkturellen Wirkungen eingetreten sind, und bei einer solchen Indizienlage wäre es an der Zentralbank, zu beweisen, dass ihre Geldpolitik konjunkturell wirkt", sagte er bei der Vorstellung einer Vermögensstudie in Frankfurt.

Heise verwies zudem auf einen "schon jetzt zu bemerkenden Anstieg der Immobilienpreise" und folgerte: "Die Plausibilität spricht für mich eindeutig für eine Umverteilung zu den höheren Vermögensklassen."

Laut der Allianz-Studie ist das Vermögen in Deutschland ohnehin vergleichsweise ungleich verteilt. Demnach gehörten 2015 rund 60 Prozent des Gesamtvermögens den reichsten 10 Prozent der Bevölkerung. In der Eurozone waren es nur 50 Prozent. Beim Nettogeldvermögen liegt Deutschland mit durchschnittlich 47.681 Euro weltweit auf Platz 18. Die ersten drei Plätze belegen die Schweiz (170.589 Euro), die USA, (160.949 Euro) und Großbritannien (95.600 Euro).

DJG/hab/flf

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