Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Bank of Japan zündet die nächste Stufe

Erscheinungsdatum Website: 19.09.2016 16:20:03
Erscheinungsdatum Publikation: 20.09.2016

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TOKIO (Dow Jones)--Bei der Sitzung der japanischen Notenbank am Mittwoch steht sicherlich im Fokus der Investoren, ob die Bank of Japan (BoJ) die Zinsen weiter in den Negativbereich drückt. Doch es gibt auch andere, weniger spektakuläre Wege, um den Märkten mit der Geldpolitik einen neuen Schub zu verleihen. Ganz oben auf der Liste stehen mögliche Veränderungen beim Kauf von Staatsanleihen durch die Notenbank. Das berichten mehrere Informanten mit direkten Kenntnissen der internen Diskussionen in der BoJ. Die Notenbank würde damit auf Kritiker reagieren, die auf negative Folgen beim Kauf der Staatspapiere verwiesen hatten.

Langfristige Zinsen sollen steigen

Die BoJ hatte im Februar einen Strafzins von 0,10 Prozent auf bestimmte Einlagen bei der Notenbank verhängt und damit die Geldpolitik weiter gelockert. Schon zuvor kaufte die BoJ jedes Jahr japanische Staatsanleihen im Volumen von 80 Billionen Yen, umgerechnet rund 700 Milliarden Euro. Das hatte zur Folge, dass der Renditeabstand kurz- und langlaufender Staatschulden sich annäherten und auch insgesamt die Rendite langfristiger Papiere sank.

Geschäftsbanken kamen dadurch in Bedrängnis. Diese beschaffen sich zumeist kurzfristig Geld, verleihen es aber mit langen Laufzeiten. Das funktioniert nur gut, wenn die langfristigen Zinsen höher sind. Auch Versicherer und Pensionsfonds litten unter der Strategie der BoJ. Diese investieren in langfristige Anlagen, um ihre teilweise auf Jahrzehnte absehbaren Verpflichtungen erfüllen zu können. Doch selbst die 30 oder 40 Jahre laufenden Staatsanleihen bringen kaum noch Rendite.

Beschwerden darüber tat die BoJ zunächst ab, doch nun denken einige Ratsmitglieder offenbar darüber nach, wie sie die Renditen 20-jähriger Papiere oder bei noch längeren Laufzeiten wieder anheben können. Das berichten mehrere Informanten. Ein Weg könnte sein, sich beim Anleihekauf mehr auf Papiere mit kurzfristiger Laufzeit zu konzentrieren.

Probleme bleiben trotzdem

Allerdings wäre ein solcher Schritt mit zwei Problemen verbunden. Erstens könnten die Märkte ihn als eine Straffung der Geldpolitik interpretieren, was Notenbankchef Haruhiko Kuroda von sich weist. Zweitens könnte es über kurz oder lang schlicht nicht genügend Anleihen mit kurzer oder mittlerer Laufzeit geben, befürchten zudem Volkswirte.

Die Märkte preisen mögliche Veränderungen jedoch bereits ein: Langfristige Anleihen rentieren wieder etwas höher. Die Zinskurve sei wieder etwas steiler, und dies sei durch die erwarteten Veränderungen beim Kaufprogramm der BoJ ausgelöst worden, sagte Investmentchef Kazuto Doi vom Vermögensverwalter Western Asset Management in Tokio.

"Es ist klar, dass die BoJ eine steilere Zinskurve will", sagte Naka Matsuzawa, Zinsstratege bei Nomura Securities. Die Notenbank werde mit ihrem Schritt keine Schocks auslösen, weil sie die Märkte diesmal gut vorbereitet hätten. Dass die Notenbank nochmals an der Zinsschraube dreht, glaubt die Mehrheit der Marktteilnehmer nicht. Kuroda hat zwar signalisiert, dass er den Strafzins von 0,10 Prozent vertiefen könnte, doch viele Analysten rechnen mit zu starken Protesten von Finanzhäusern und der Regierung, so dass der Notenbankchef wohl stillhalten dürfte.

Bessere Kommunikation mit dem Kapitalmarkt

Auf der Liste der Notenbanker steht ansonsten noch die Verbesserung ihrer Beziehung zum Kapitalmarkt. Informanten berichten, Marktteilnehmer sollten künftig besser vorbereitet werden, welche Wirtschaftsentwicklungen zu Veränderungen der Geldpolitik führen könnten. Einige Schritte in diese Richtung könnten bereits am Mittwoch gegangen werden, Entscheidungen gebe es aber noch nicht, berichten die Informanten.

In den ersten drei Jahren seiner Amtszeit hatte Kuroda eher den Ansatz einer Schocktherapie verfolgt. Er wollte der Öffentlichkeit die Deflationserwartungen austreiben und den Eindruck erwecken, dass die angestrebte Inflation von 2 Prozent nun kommen werde. So führte er den negativen Einlagenzins nur zwei Wochen ein, nachdem er eine solche Möglichkeit noch ausgeschlossen hatte. Doch die Schocks verfehlten ihre Wirkung, und die Inflationserwartungen fielen sogar noch. Die Marktteilnehmer beschwerten sich aber, von den Entscheidungen der Notenbank überrumpelt worden zu sein.

Erwartet wird schließlich am Mittwoch, dass die BoJ ihre Wortwahl beim Inflationsziel von 2 Prozent ändert. Zuletzt sollte dieses Ziel bis März 2018 erreicht worden sein. Die Preise fallen jedoch eher, so dass Beobachter nun damit rechnen, dass die Notenbank kein Zeitfenster mehr nennt, bis wann die Teuerung auf 2 Prozent steigen soll. Stattdessen könnte sie formulieren, das Ziel "so bald wie möglich" zu erreichen, berichten die Informanten. Auch hier gebe es aber noch keine Entscheidung.

Schließlich könnte die BoJ noch ihr Programm zum Kauf von Unternehmensanleihen ausweiten. Ein Informant berichtet, einige Offizielle der Notenbank hätten bei Regierungsvertretern den Eindruck erweckt, dass ein solcher Vorschlag auf dem Tisch liege. Bislang hat die Notenbank zwar den Kauf von Aktien ausgeweitet, das Volumen bei Unternehmensanleihen aber mit 3,2 Billionen Yen stabil gehalten.

DJG/DJN/jhe/apo

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