Finanz- und Wirtschaftsspiegel

Der Newsletter "Finanz- und Wirtschaftsspiegel" informiert täglich über die Aktivitäten der internationalen Zentralbanken mit Schwerpunkt auf die Europäische Zentralbank, die Federal Reserve und die Bank of Japan.

Fed-Zinserhöhung laut Yellen wahrscheinlicher geworden

Erscheinungsdatum Website: 26.08.2016 17:45:20
Erscheinungsdatum Publikation: 29.08.2016

zurück zur Übersicht

JACKSON HOLE (Dow Jones)--Eine Leitzinsanhebung der US-Notenbank ist nach Aussage ihrer Chefin, Janet Yellen, in den vergangenen Monaten wahrscheinlicher geworden. Beim geldpolitischen Symposium in Jackson Hole sagte Yellen laut vorab verbreitetem Redetext: "Angesichts der anhaltend soliden Arbeitsmarktentwicklung und unseres Ausblicks für Wirtschaftsaktivität und Inflation haben sich die Argumente für eine Anhebung der Fed Funds Rate in den vergangenen Monaten verstärkt." Zwar sei das Wirtschaftswachstum nicht allzu stark gewesen, doch habe es ausgereicht, um eine weitere Besserung am Arbeitsmarkt zu bewirken, sagte die Fed-Chefin.

Nach Einschätzung von Beobachtern bleibt eine Zinserhöhung bei der FOMC-Sitzung am 20. und 21. September damit möglich. Allerdings sicherte sich Yellen mit zusätzlichen Anmerkungen für die Möglichkeit ab, dass sich die konjunkturellen Rahmenbedingungen in den nächsten Wochen verschlechtern sollten. Besonders wichtig dürfte in diesem Zusammenhang der am 2. September anstehende Arbeitsmarktbericht für August sein.

Yellen deutet Zinserhöhung ab September an

"Unsere Entscheidungen hängen immer davon ab, in welchen Maß die hereinkommenden Daten den Ausblick (der Fed) bestätigen", sagte Yellen. Ihre Äußerungen deuten nach Einschätzung von Beobachtern darauf hin, dass die Fed-Chefin mit einer Zinsanhebung im November oder Dezember für den Fall rechnet, dass es nicht schon im September dazu kommt.

Yellen sieht die US-Volkswirtschaft nach eigenen Worten auf dem Weg, die Fed-Ziele von Maximalbeschäftigung und Preisstabilität zu erreichen, wobei sie für das Erreichen von 2 Prozent Inflation unter Verweis auf die Prognosen des Offenmarktausschusses FOMC "mehrere Jahre" veranschlagte. "Basierend auf diesem Ausblick erwartet (die Fed) einen langsamen Anstieg der Fed Funds Rate", sagte Yellen.

Yellen unsicher bei langfristiger Zinsentwicklung

Die Fed-Chefin betonte ihre Unsicherheit zu der Frage, wie sich die Zinsen langfristig weiter entwickeln werden. Die FOMC-Mitglieder veröffentlichen alle drei Monate Prognosen zum Stand der Leitzinsen am Jahresende. Im Juni beispielsweise sahen sie die Fed Funds Rate Ende 2017 bei 1,625 Prozent. Der Median für Ende 2018 lag bei 2,375 Prozent.

Janet Yellen betonte die große Unsicherheit solcher Prognosen, in dem sie darauf hinwies, dass es für Ende 2017 eine 70-prozentige Wahrscheinlichkeit für Zinsen zwischen null und 3,25 Prozent gebe und für Ende 2018 eine ebenso große Wahrscheinlichkeit für Zinsen zwischen null und 4,25 Prozent. "Die Ursache dieser großen Spanne ist, dass die Volkswirtschaft oft starken Schocks ausgesetzt ist und sich selten so wie erwartet entwickelt", sagte die Fed-Chefin.

Einen großen Teil ihrer Rede widmete Yellen der Frage, wie sich die Fed bei künftigen Wirtschaftsabschwüngen verhalten könnte. Normalerweise reagiert die Notenbank auf solche Ereignisse mit Zinssenkungen. In einer hypothetischen Zukunft werde die Fed wahrscheinlich auf Instrumente zurückgreifen müssen, die sie in der Krise angewandt habe, sagte Yellen unter Verweis auf den Ankauf von Anleihen und Niedrigszinszsagen für die Zukunft.

Sie äußerte sich zuversichtlich, dass die Notenbank ihre Ziele auch in einem Umfeld niedrigerer Zinsen erreichen könne. Selbst wenn die Zinsen im Durchschnitt niedriger als in der Vergangenheit sein sollten, werde die Geldpolitik in dem meisten Fällen in der Lage sein, wirksam zu reagieren, sagte sie.

DJG/DJN/hab/kla

zurück zur Übersicht