Finanz- und Wirtschaftsspiegel

Der Newsletter "Finanz- und Wirtschaftsspiegel" informiert täglich über die Aktivitäten der internationalen Zentralbanken mit Schwerpunkt auf die Europäische Zentralbank, die Federal Reserve und die Bank of Japan.

Starke Exporte, Konsum stützen deutsche Wirtschaft im 2Q

Erscheinungsdatum Website: 25.08.2016 13:33:36
Erscheinungsdatum Publikation: 25.08.2016

zurück zur Übersicht

WIESBADEN (Dow Jones)--Das deutsche Wirtschaftswachstum ist im zweiten Quartal maßgeblich von den Exporten gestützt worden, während schwache Investitionen das Wachstum bremsten. Wie aus der zweiten Veröffentlichung des Statistischen Bundesamts (Destatis) hervorgeht, spielten Konsumausgaben im Quartal rein rechnerisch eine geringere Rolle, waren aber weiterhin eine wichtige Konjunkturstütze, während die Lagerveränderungen einen kleinen negativen Beitrag lieferten.

Laut Destatis trugen die Nettoexporte zum Quartalswachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,4 Prozent insgesamt 0,6 Prozentpunkte bei, wobei die Exporte um 1,2 Prozent stiegen und die Importe um 0,1 Prozent sanken. Die inländische Verwendung minderte das BIP-Wachstum dagegen um 0,2 Punkte.

Positive Wachstumsbeiträge lieferten ferner der private Konsum (0,1 Punkt) und der Staatskonsum (0,1 Punkt). "Angesichts niedriger Inflation und niedriger Zinsen dürfte der private Konsum ein wichtiger Wachstumstreiber bleiben", sagte ING-Diba-Chefvolkswirt Carsten Brzeski. Gleiches gelte wegen der Ausgaben für Flüchtlinge zumindest kurzfristig auch für den Staatskonsum.

In absoluten Zahlen betrachtet macht der Konsum beim Exportweltweister Deutschland derzeit einen größeren Teil der Wirtschaftsleistung aus als die Ausfuhren. Im zweiten Quartal beliefen sich die nominale Konsumausgaben auf 569 Milliarden Euro, die Exporte aber nur auf 358 Milliarden.

Die Sparquote der privaten Haushalte sank auf 9,4 (Vorquartal: 13,0) Prozent. Negative Beiträge kamen von den Bruttoinvestitionen (minus 0,4 Punkte), wobei auf Bau- und Ausrüstungsinvestitionen jeweils minus 0,2 Punkte entfielen. Die sonstigen Anlagen waren wachstumsneutral, die Lagerveränderungen minderten das Wachstum um 0,1 Punkt.

Gegenüber dem Vorjahresquartal stieg das BIP kalenderbereinigt um 1,8 Prozent. Damit wurden sowohl Quartals- als auch Jahresrate der ersten BIP-Veröffentlichung erwartungsgemäß bestätigt. Der private Konsum stieg gegenüber dem Vorquartal um 0,2 Prozent, nachdem er im ersten Quartal um ebenfalls 0,2 Prozent zugelegt hatte. Der Staatskonsum erhöhte sich um 0,6 (Vorquartal: plus 1,3) Prozent.

Die Bruttoanlageinvestitionen sanken um 1,5 (plus 1,7) Prozent, wobei die Ausrüstungsinvestitionen um 2,4 (plus 1,2) Prozent zurückgingen und die Bauinvestitionen um 1,6 (plus 2,3) Prozent. Während ING-Volkswirt Carsten Brzeski das Minus am Bau lediglich als technische Korrektur nach dem starken Vorquartal sieht, betrachtet er die Investitionsschwäche als die Achillessehne der deutschen Volkswirtschaft. "Um Investitionen in einer alternden Volkswirtschaft in Gang zu bringen, braucht es etwas Starthilfe von der Regierung", sagte er.

Mehr Investitionen wären nicht zuletzt für eine raschere Steigerung der Arbeitsproduktivität notwendig. Die gesamtwirtschaftliche Arbeitsproduktivität der Erwerbstätigem - gemessen als preisbereinigtes BIP je Stunde - ging nach vorläufigen Berechnungen gegenüber dem Vorjahr um 0,2 Prozent zurück, während sie je Erwerbstätigem um 1,9 Prozent stieg.

BayernLB-Volkswirt Stefan Kipar erwartet, dass sich das Wachstumstempo im zweiten Halbjahr wegen des britischen EU-Referendums und allgemeiner Unsicherheiten über die Zukunft der EU weiter verlangsamen wird. Gleichwohl bleibe Deutschland konjunkturell ein Fels in der Brandung, urteilte er.

DJG/hab/kgb

zurück zur Übersicht