Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Niedrige Anleiherenditen bereiten Bank of Japan Kopfzerbrechen

Erscheinungsdatum Website: 26.07.2016 17:20:03
Erscheinungsdatum Publikation: 27.07.2016

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TOKIO (Dow Jones)--Die superniedrigen Anleiherenditen in Japan müssten bei der Bank of Japan (BoJ) eigentlich Zufriedenheit stiften, doch eher das Gegenteil ist der Fall. Die Notenbanker sind zunehmend besorgt über den jüngsten Rutsch der langfristigen Anleiherenditen. Auch der abnehmende Spread zwischen den kurz- und langfristigen Zinsen bereitet der BoJ Kopfzerbrechen. Denn diese Entwicklung könnte zu Lasten der Erträge der Banken wie auch der Volkswirtschaft insgesamt gehen, sagten Personen, die mit der Situation vertraut sind. Die "abgeflachte" Zinskurve hat die Geschäftsbanken hart getroffen, denn sie verdienen ihr Geld mit dem Spread.

Einige BoJ-Mitglieder suchten nun nach Ansätzen, die Lage zu verbessern, gleiches gelte für die Berater von Premierminister Shinzo Abe, erklärten die Personen weiter. "Wir wollen kein weiteres Abrutschen bei den Renditen für 20- und 30-jährige Staatsanleihen", sagte eine informierte Person.

Die Entwicklung am Anleihemarkt zeigt die Nebeneffekte der japanischen Bemühungen, das Wirtschaftswachstum anzukurbeln und die Deflation zu überwinden. Das Renditeproblem dürfte die Debatte der Zentralbanker über die Notwendigkeit und Form weiterer Lockerungsschritte verkomplizieren. Der Rat der BoJ kommt in dieser Woche zu einer regulären Sitzung zusammen, deren Ergebnisse sollen am Freitag bekanntgegeben werden.

Bislang hat der Zinsrückgang kaum zur Ankurbelung des Wachstums oder zu mehr Optimismus bei den Entscheidern geführt. Vielmehr hat sich das Kreditwachstum abgeschwächt, was Befürchtungen verschärft, die Banken strafften wegen der gedrückten Gewinne die Kreditvergabe.

Einige BoJ-Geldpolitiker setzten auf Feinjustierung wie Reduzierung der Käufe langfristiger Staatsanleihen bei gleichzeitiger Anhebung des Volumens bei kürzerlaufenden Papieren, und zwar innerhalb des laufenden Quantitativ-Easing-Programms, sagen die Informanten.

Einige Abe-Berater meinen, wenn die BoJ zusätzliche Lockerungsmaßnahmen mit diesen Modifikationen verbinde, könne so der Eindruck einer weiteren geldpolitischen Lockerung vermieden werden. Technokraten in der BoJ halten dem entgegen, dass solche Aktionen kaum Wirkung zeigen dürften. Zum einen wäre ein solcher Schritt "zu komplex", um ihn glaubwürdig zu vermitteln. Zum anderen könnte eine künstliche Versteilung der Renditekurve eine Verkleinerung des gesamten Anleihekaufprogramms notwendig machen. Das wiederum würde mit den Aussagen der BoJ kollidieren, so lange mit den Ankäufen fortzufahren, bis sie ihr Inflationsziel erreicht hat, so die informierten Personen.

DJG/DJN/cbr/smh/apo

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