Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Kapitalquote der Commerzbank schmilzt wegen höherem Risiko

Erscheinungsdatum Website: 26.07.2016 16:40:03
Erscheinungsdatum Publikation: 27.07.2016

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FRANKFURT (Dow Jones)--Der Gewinn der Commerzbank ist im zweiten Quartal um ein Drittel eingebrochen und die Kapitalquote von 12 Prozent auf 11,5 Prozent geschmolzen. Der Kapitalmarkt erwartet allerdings von den Banken, jetzt schon die Kapitalanforderungen nach dem Regelwerk Basel III zu erfüllen. Diese liegen für die Commerzbank bei 11,75 Prozent. Die Bank begründete den Rückgang mit höheren Risiken. Am Aktienmarkt reagieren Investoren verunsichert, die Aktie verliert zum Börsenstart 3,5 Prozent.

In den drei Monaten stiegen die risikogewichteten Aktiva (RWA) von 195 Milliarden Euro Ende März an. Grund hierfür sind höhere Pensionsverpflichtungen und gestiegene Neubwertungsrücklagen aufgrund höherer Kreditausfallrisiken für italienische Staatsanleihen. Noch gravierender wirkten sich aber externe Risikofaktoren aus, die im RWA-Modell abgebildet werden. Das Modell spiegelt auch beispielsweise ab, wenn andere Banken in Schwierigkeiten geraten. Das hat zur Folge, dass bei den einzelnen Banken, selbst wenn sie nicht direkt etwas damit zu tun haben, das Risiko steigt.

Gewinn bricht ein

Der Bank machten die niedrigen Zinsen stark zu schaffen. Das operative Ergebnis der Commerzbank sank im zweiten Quartal auf Basis vorläufiger Zahlen um 18,4 Prozent auf 342 Millionen Euro. Unter dem Strich verdiente der DAX-Konzern 209 Millionen Euro, das war ein Einbruch um knapp ein Drittel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Nach Angaben der Bank lagen die Ergebnisse im Rahmen des Analystenkonsens.

Hinzu kommen höhere Pensionsverpflichtungen, nachdem der Abzinsungsfaktor auf 1,7 von 2 Prozent gesenkt wurde. Daneben nannte die Bank höhere Kapitalabzüge in der Neubewertungsrücklage vor allem wegen höherer Kreditrisikoaufschläge auf italienische Staatsanleihen. Per Ende März hatte die Bank italienische Staatsanleihen von mehr als 10 Milliarden Euro im Portfolio.

Keine Auswirkungen auf Stresstest-Ergebnis

Die Bank muss wegen der gesunkenen Kapitalquote keine Konsequenzen für das Stresstest-Ergebnis befürchten. Denn für den Stresstest wurde die damals noch hohe Kapitalquote vom Ende des Jahres heran gezogen. Das Stresstest-Ergebnis wird von der Aufsicht Eba am Freitag veröffentlicht.

Die Commerzbank teilte weiter mit, es bleibe der Anspruch des Instituts, die Kapitalquote unter vollständiger Anwendung von Basel 3 oberhalb der SREP-Anforderung zu halten. SREP (Supervisory Review and Evaluation Process) ist ein regelmäßiger Prüfprozess der bei der EZB angesiedelten Bankenaufsicht für die individuellen Eigenkapitalanforderungen großer Banken, bei dem das tatsächliche Risikoprofil mit den vom Institut ergriffenen Vorkehrungen zur Risikobegrenzung verglichen wird.

Die SREP-Anforderung für 2016 liegt bei 10,25 Prozent. Den zusätzlichen Kapitalpuffer sieht die Commerzbank früheren Angaben zufolge bei 1,5 Prozent, sodass sich für 2019 eine SREP-Anforderung inklusive des Kapitalpuffers von 11,75 Prozent ergibt. Die Commerzbank wird ihre endgültigen Zahlen für das zweite Quartal am 2. August 2016 veröffentlichen.

DJG/mgo/kla

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