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Bundesbank rechnet für zweites Quartal mit solider Konjunktur

Erscheinungsdatum Website: 20.05.2016 13:55:03
Erscheinungsdatum Publikation: 23.05.2016

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FRANKFURT (Dow Jones)--Die Deutsche Bundesbank rechnet damit, dass sich das Wirtschaftswachstum in Deutschland im zweiten Quartal abschwächen, aber solide bleiben wird. Wie aus dem aktuellen Monatsbericht für Mai hervorgeht, betrachtet die Bundesbank vor allem den privaten Konsum und die Bauwirtschaft weiterhin als Wachstumsstützen. Weniger zuversichtlich ist sie in Bezug auf die Industrie und deren Exporterfolge. Im ersten Quartal war das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) einer ersten Schätzung zufolge um 0,7 Prozent gestiegen. "Das Wachstum der deutschen Wirtschaft dürfte im Frühjahr an Dynamik einbüßen", heißt es in dem Bericht.

Die Bundesbank geht davon aus, dass die Kaufkraft der Konsumenten im zweiten Quartal nicht mehr so stark wie zuvor steigen wird, weil sich die Ölpreise zuletzt spürbar befestigt haben. Damit bleibt nicht mehr so viel zusätzliches Geld wie zuvor für sonstigen Konsum übrig. Allerdings ist die Bundesbank auch der Ansicht, dass die Konsumenten den Kaufkraftzuwachs der zurückliegenden Quartale nicht vollständig in Konsum umgesetzt haben, so dass hier noch Spielraum bleibt. "Dennoch wird sich der private Konsum vermutlich nicht in gleichem Maße wie im Vorquartal erhöhen", kalkuliert die Bundesbank.

Baukonjunktur auch ohne begünstigende Witterung gut

Auch das starke Expansionstempo in der Bauwirtschaft dürfte laut Bundesbank nicht zu halten sein. Grund ist vor allem, dass der Zuwachs von 3,4 Prozent im ersten Quartal auch daher rührt, dass das Saisonbereinigungsverfahren für die Wintermonate eine geringere Aktivität unterstellt. Bleibt die Aktivität aber wegen milder Witterung konstant, wird das als Anstieg gemessen. Im zweiten Quartal fehlt dafür die von der Saisonbereinigung unterstellte Erholung.

Allerdings glaubt die Bundesbank nicht, dass dieser Effekt die Aktivität stark belasten wird. "Angesichts der guten Baukonjunktur, die sich unter anderem in hohen Auftragseingängen und stark ausgelasteten Kapazitäten niederschlägt, dürften solche Rückpralleffekte gegenwärtig keine bedeutende Rolle spielen", heißt es in dem Bericht. Getragen von sehr günstigen Finanzierungsbedingungen und Einkommensperspektiven sowie starker Zuwanderung dürfte der Bausektor den kräftigen Expansionskurs tendenziell beibehalten.

Belastend dürfte sich nach Einschätzung der Bundesbank auswirken, dass der zusätzliche Schub durch steigende Ausgaben der öffentlichen Hand im Zusammenhang mit der Flüchtlingszuwanderung nachlassen wird, weil sich der Zustrom zuletzt deutlich verringert hat.

Exporte dürften nur mäßig wachsen

Schließlich ist laut Bundesbank nicht gesichert, dass die Exporte an die gute Entwicklung im ersten Quartal anknüpfen können. "Trotz der deutlich gestiegenen Auslandsbestellungen dürften die Exporte im zweiten Quartal wohl nur mäßig wachsen. Hierfür spricht der hohe Beitrag von Großaufträgen, die zu einem erheblichen Teil erst weiter in der Zukunft zu Exporten führen dürften, und vor allem die zuletzt gesunkenen Exporterwartungen", argumentiert die Bundesbank.

In den aktuellen Erwartungen der deutschen Industrie komme eine abwartende Haltung der Unternehmen zum Vorschein. Die Exporterwartungen im verarbeitenden Gewerbe seien zuletzt etwas gefallen, die Produktionserwartungen etwas gestiegen.

Eine Prognose zur Entwicklung der privaten Ausrüstungsinvestitionen, die das Wachstum im ersten Quartal laut Bundesbank spürbar gestützt haben, findet sich in dem Bericht nicht. "Die solide konjunkturelle Grundtendenz dürfte aber auch im zweiten Vierteljahr intakt bleiben", stellt die Bundesbank fest.

DJG/hab/apo/23.05.2016

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