Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Deutsche-Bank-Vorstand kritisiert härtere Eigenkapitalvorgaben

Erscheinungsdatum Website: 12.05.2016 16:35:02
Erscheinungsdatum Publikation: 13.05.2016

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FRANKFURT (Dow Jones)--Sylvie Matherat, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bank AG, hat die Pläne des Baseler Ausschusses kritisiert, die Verwendung interner Modelle bei der Bemessung von Eigenkapitalvorgaben einzuschränken. Nach ihrer Aussage stellt die geplante Einführung bindender Kapitaluntergrenzen bei der Anwendung dieser Modelle eine neue Qualität dar, weshalb in der Bankenindustrie zu Recht von "Basel IV" gesprochen werde. "Es werden bindende Untergrenzen vorgeschlagen, aber dann gibt es keinen Anreiz mehr, Modelle zu verwenden", sagte Matherat bei einer Podiumsdiskussion in Frankfurt.

Banken müssen für einen Bruchteil der von ihnen ausgereichten Kredite Eigenkapital vorhalten. Die informelle Zielgröße, die so genannte Leverage Ratio, beträgt derzeit 3 Prozent. Die verpflichtende Zielgröße allerdings orientiert sich nicht an den gesamten Krediten (Aktiva), sondern an den nach ihrem Risikogehalt gewichteten Aktiva (Risk Weighted Assets). Diese Risikogewichtung existierte bei Basel I noch nicht, sie ist erst seit Basel II das geltende Grundprinzip und soll auch der Hauptpfeiler von Basel III sein, das bis Jahresende abgeschlossen sein soll.

Es bedeutet: Je weniger riskant ein Kredit ist, desto weniger Eigenkapital muss ein Institut dafür vorhalten. In der Summe müssen die Institute eine Eigenkapitalquote von 8 Prozent aufweisen. Allerdings haben die Banken bisher einige Freiheiten bei der Berechnung der Risikogewichte. So müssen sie nicht immer einem vorgegebenen Standardansatz folgen, sondern können interne Modelle verwenden.

Der Baseler Ausschuss hat nun allerdings im Rahmen der Vervollständigung von Basel III vorgeschlagen, dass die Institute aus ihren eigenen Risikomodellen künftig nur noch einen relativ eng bemessenen Nutzen ziehen dürfen sollen. So müssen Banken, die ihren Eigenkapitalbedarf auf Modellbasis ermittelten, mindestens 80 Prozent des Eigenkapitals vorhalten, das sich auf Basis des Standardansatzes ergeben würde. Derzeit gibt es Banken, die hier auf deutlich unter 60 Prozent kommen.

Die Banken können zu diesem und damit verbundenen anderen Ansinnen, die mit der Messung risikogewichteter Aktiva zusammenhängen, bis 24. Juni ihre Meinung äußern. Sylvie Matherats Urteil dazu: "Basel IV ist wie Basel I - nur vier Mal so hoch."

DJG/hab/kla

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