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EZB/Coeure: Geldpolitik nützt Banken mehr als ihnen zu schaden

Erscheinungsdatum Website: 03.03.2016 16:45:06
Erscheinungsdatum Publikation: 07.03.2016

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FRANKFURT (Dow Jones)--Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) nützt den Banken des Euroraums nach Aussage von EZB-Direktor Benoit Coeure mehr, als ihnen zu schaden. Beim Finanztag der Süddeutschen Zeitung in Frankfurt sagte Coeure, die Legende, dass die Probleme der Banken vor allem von der Geldpolitik herrührten, müsse korrigiert werden. Banken könnten ohne die wachstumsfreundliche Politik der EZB weniger Kredite vergeben, hätten höhere Zinsausgaben und höhere Ausgaben für Risikovorsorge und niedrigere Kapitalerträge.

"Im vergangenen Jahr hatten die Banken des Euroraums vor allem deshalb höhere Nettozinserträge, weil die von der Krise besonders schwer betroffenen Institute hochverzinste Verbindlichkeiten ablösen konnten", sagte Coeure. Die nachteiligen Auswirkungen negativer Zinsen für die Gewinne der Banken behalte die EZB aber im Auge.

Beobachter rechnen damit, dass die EZB ihre Geldpolitik am 10. März weiter lockern und den Einlagensatz weiter in den negativen Bereich senken wird. Am Dienstag hatte die EZB einem Brief von EZB-Präsident Mario Draghi an Abgeordnete des Europaparlaments veröffentlicht. Darin hatte Draghi bekräftigt, dass der EZB-Rat die Angemessenheit seiner Geldpolitik in der kommenden Woche überprüfen werde, und zwar "vor dem Hintergrund erhöhter Abwärtsrisiken für den früheren Ausblick", erhöhter Unsicherheit über die Wachstumsaussichten der Volkswirtschaften in den Schwellenmärkten sowie Volatilität in den Finanz- und Rohstoffmärkten und geopolitischen Risiken".

Wenn sich die EZB entscheide zu handeln, habe sie "eine Vielzahl an Instrumenten zur Verfügung", sagte Draghi. Es gebe "keine Begrenzung dafür, wie weit wir bereit sind, unsere Instrumente innerhalb unseres Mandats einzusetzen, um unser Ziel zu erreichen".

Coeure wies in seiner Rede darauf hin, dass es im Bankensektor des Euroraums Überkapazitäten gebe, und zwar vor allem in Ländern mit einem stark fragmentierten Markt. Diese Bemerkung dürfte unter anderem auf Deutschland gemünzt gewesen sein.

Der EZB-Direktor sagte außerdem, die Unsicherheit der Banken über den weiteren Gang von Aufsicht und Regulierung habe sich verringert. Bis Jahresende würden die noch offenen Teile der Basel-II-Agenda fertiggestellt sein, namentlich die Obergrenze für die ungewichtete Schuldenquote (Leverage Ratio), verlustabsorbierende Kapitalpuffer (TLAC) und die grundlegende Prüfung des Handelsbuchs. "Ohne sonstige Änderungen werden die Aufsichtsanforderungen nicht mehr steigen", versprach Coeure.

DJG/hab/smh/07.03.2016

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