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Deutsche-Börse-Chef wirbt für Fusion mit LSE

Erscheinungsdatum Website: 03.03.2016 16:40:02
Erscheinungsdatum Publikation: 07.03.2016

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FRANKFURT (Dow Jones)--Börsenchef Carsten Kengeter hat erneut für den geplanten Zusammenschluss der Deutschen Börse mit dem Londoner Börsenbetreiber LSE geworben. Gleichzeitig versuchte er die Befürchtung zu zerstreuen, eine Fusion seines Unternehmens mit dem Londoner Pendant könnte den Finanzplatz Frankfurt schwächen. "Die neue Gruppe manifestiert sich in den zwei Hauptsitzen Frankfurt und London", die fortbestehen würden, sagte Carsten Kengeter auf dem "SZ-Finanztag" in Frankfurt. "Das Dienstleistungsangebot beider Standorte bleibt erhalten."

"Mir liegt der Finanzplatz Frankfurt Rhein/Main sehr am Herzen, und ich sehe mich in der Pflicht, etwas für diesen Finanzplatz zu tun", versprach Kengeter. Dieser sei einem harten Wettbewerb unterworfen und deshalb auf Bündnisse angewiesen. Der Manager sagte, er sei überzeugt, dass die Marktteilnehmer von der Fusion profitieren werden. Der Zusammenschluss der beiden wichtigsten Finanzplätze Europas sei eine Chance für beide. Von einem Nullsummenspiel könne keine Rede sein.

Kritiker des Zusammenschlusses befürchten, dass trotz der beiden Hauptsitze in London und Frankfurt das Schwergewicht der neuen Börse in London liegen wird. Denn nach dem bisherigen Stand der Gespräche soll die neue Megabörse ihren Sitz in London haben und eine Aktiengesellschaft nach britischem Recht werden (plc). Carsten Kengeter soll Chef der gemeinsamen Börse werden.

Kengeter verwies demgegenüber auf die Notwendigkeit, dass für ein wirtschaftlich starkes Europa ein funktionsfähiger Kapitalmarkt der Schlüssel sei. Eindringlich warnte er daher auch vor einem Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union. Es sei eine "große Gefahr, nicht nur für die Finanzbranche, sondern für die gesamte Gemeinschaft". Es wäre zudem ein fatales Zeichen an die europafeindlichen Kräfte.

Die LSE und die Deutsche Börse hatten vor einer Woche angekündigt, über eine Fusion unter Gleichen zu verhandeln. Bei einem Zusammenschluss würde eine Megabörse entstehen. Mit einer kombinierten Marktkapitalisierung von rund 25 Milliarden Euro entstünde der zweitgrößte Börsenbetreiber weltweit und der größte in Europa.

Eine gemeinsame Gruppe würde sich auf Augenhöhe bewegen mit den Platzhirschen CME aus Chicago und der ICE aus Atlanta im US-Bundesstaat Georgia. Die ICE hat jedoch bereits am vergangenen Dienstag angekündigt, ein Gegengebot für die LSE zu prüfen. Auch die CME Group, Betreiber der Terminkontrakt- und Derivatebörse Chicago Mercantile Exchange, könnte das Vorhaben durchkreuzen und einen Bieterkampf anzetteln. Eine informierte Person sagte ebenfalls letzten Dienstag, die CME erwäge eine Offerte für die LSE. Bisher hätten die Amerikaner aber noch nicht darüber entschieden.

DJG/mgo/kgb/07.03.2016

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