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Banken-Sektor leidet auch unter aggressiver Geldpolitik

Erscheinungsdatum Website: 11.02.2016 16:50:05
Erscheinungsdatum Publikation: 15.02.2016

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FRANKFURT (Dow Jones)--Die Banken stehen bereits seit längerem an der Börse unter Beschuss, der Sektor wird von vielen Investoren gemieden. Unkalkulierbare Kosten für Rechtsstreitigkeiten, notleidende Kredite oder fehlendes Eigenkapital lauteten in der Vergangenheit die Schlagzeilen. Die Notenbanken sollten es richten und den Banken mit ihrer ultralockeren Geldpolitik die notwendige Zeit zum Durchatmen geben. Doch nun droht gerade von dieser Seite eine neue Gefahr.

An der Börse wird mit Argwohn beobachtet, dass Notenbanken Negativzinsen einführen, um ihre Währung zu schwachen und die heimische Wirtschaft anzukurbeln. Ob das Experiment gelingt, bleibt abzuwarten. Ralf Zimmermann, Aktienstratege bei der Lampe-Bank, macht die Aktien der Banken als einen Verlierer der aggressiven Geldpolitik aus. Allein ein Blick auf die Kursentwicklung mache deutlich, dass es die Börse genauso sieht.

Seitdem die Bank of Japan die Negativzinsen eingeführt hat, verlor der Sektor-Index im Topix gut 25 Prozent an Wert. Am Donnerstagmorgen überraschte dann die Schwedische Notenbank: Die Riksbank senkte die Zinsen um 15 Basispunkte auf minus 0,50 Prozent. Für die Aktien der schwedischen Banken geht es nach unten: Der Kurs der Handelsbanken verliert 4 Prozent, für die Swedbank geht es um 3,4 Prozent nach unten und für Nordea um 4 Prozent. Der europäische Banken-Index hat seit Jahresbeginn rund 28 Prozent an Wert eingebüßt.

Aber auch ein Blick auf die Entwicklung der Renditen bei den Staatsanleihen und der Entwicklung im Sektor-Index der Banken zeigt eine starke Korrelation. Dies ist um so bedrohlicher, da sich die Renditen der Staatsanleihen in den entwickelten Märkten rund um den Globus im Fallen befinden. Dies ist sogar in den Ländern zu beobachten, deren Notenbanken eigentlich die Zinsen anheben wollten. Nicht nur die Renditen der US-Treasuries sinken, sondern auch die der britischen Gilts. Nachdem die britischen Staatsanleihen zu Jahresbeginn noch bei 2 Prozent rentierten, fällt die Rendite am Donnerstag um 15 BP auf Allzeittief bei 1,27 Prozent.

Ein Blick in die Zukunft macht wenig Hoffnung, sollte die Korrelation der Zinsentwicklung bei den Staatsanleihen mit der Kursentwicklung der Banken andauern. Am europäischen Geldmarkt wird fest damit gerechnet, dass die Europäische Zentralbank auf der nächsten Sitzung im März die Leitzinsen um 10 Basispunkte auf dann minus 0,40 Prozent senkt. Ein weiterer Schritt wird bereits für den Sommer erwartet. Ein Blick auf die Fed-Fund-Futures zeigt, dass auch in den USA im kommenden Jahr mit negativen Zinsen gerechnet wird, selbst wenn Fed-Chefin Janet Yellen momentan noch den Zinsanhebungspfad verfolgt. Sollten die Zinsen in den entwickelten Märkten rund um den Globus in den kommenden Monaten noch tiefer fallen, dürften die Investoren auch weiterhin einen Bogen um den Sektor der Banken machen.

DJG/thl/cln/15.02.2016

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