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China demetiert Exportverbot von Seltenenen Erden nach Japan

Erscheinungsdatum Website: 04.03.2011 12:30:02
Erscheinungsdatum Publikation: 10.03.2011

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Verringerung der Exportquoten lässt Preise explodieren

SHANGHAI (MdW/gtai)--Die angekündigte Verringerung von Chinas Exportquoten für Seltene Erden sorgt weiterhin für Unruhe, da die Preise mühelos jede Grenze zu durchstoßen scheinen. Die Sorgen der Abnehmer sind aber nicht selten übertrieben, da sich die Anzeichen mehren, dass die Gesamtausfuhr in diesem Jahr mengenmäßig nur wenig gekürzt werden dürfte. Zudem kommen im Jahresverlauf erste Angebote wie die der australischen Lynas auf den Markt, die schrittweise die Nachfragesituation entspannen dürften.

Die Sicherung der Rohstoffversorgung bleibt weiterhin im Visier der großen Industrieländer, wobei insbesondere China wegen der umstrittenen Reduktion der Exportquoten für Seltene Erden auf Kritik stößt. In der Tat hatte Beijing in den vergangenen Jahren die Ausfuhrkontingente kontinuierlich reduziert. Schon im Zeitraum 2005 bis 2010 gingen die Quoten von 65.600 t auf 30.300 t zurück - eine Reduktion um knapp 54%.

Als im Dezember 2010 bekannt wurde, dass für das 1. Halbjahr 2011 im Vergleich zum Vorjahreshalbjahr eine weitere Verringerung um 35,2% auf 14.400 t vorgesehen ist, schlugen die Wellen hoch. Es wird jedoch häufig übersehen, dass dies im Vergleich zum 2. Halbjahr 2010, als die Kontingente nur 8.000 t betrugen, eine Steigerung um mehr als 80% ist.

Dabei hatte sich die RE-Weltproduktion erst in den vergangenen zwei Jahrzehnten nach China verlagert, da das Land aufgrund billiger Arbeitsplätze, zahlloser illegaler Minen sowie einer Erzeugung auf Kosten der Umwelt weltweite Konkurrenten wie die US-Firma Molycorp mit ihren Minen in Mountain Pass oder die australische Lynas verdrängen konnte.

China hat die Probleme dieser Branche zwar erkannt, ist aber bislang offensichtlich nicht in der Lage, diese auch aggressiv anzugehen. Im RE-Sektor tummeln sich viel zu viele legale, halb- oder illegale Kleinunternehmen, die mit rückständiger Ausrüstung die Umwelt verpesten und dennoch schwer einzudämmen sind, weil sie vom Preisboom profitieren. Die Konsolidierung des Sektors lässt daher weiter auf sich warten, auch wenn, wie in einem Papier des Staatsrats von Mitte Februar 2011, zum wiederholten Male eine Restrukturierung der RE-Industrie gefordert wird.

Bislang ist nicht bekannt, wie die Quoten für das zweite Halbjahr 2011 aussehen werden. Nachdem Premier Wen Jiabao im vergangenen Herbst in Brüssel versichert hatte, dass sein Land nicht vorhabe, RE als strategische Waffe zu verwenden, haben sich die Gemüter zwar etwas beruhigt und Beobachter halten es für möglich, dass die Kontingente, die im Mai veröffentlich werden, im 2. Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wieder steigen und für das Gesamtjahr 28 Tsd. t erreicht werden könnten.

Dennoch ist bislang an der Preisfront noch keine Ruhe eingekehrt, obwohl die chinesische Produktion 2010 nach ersten Schätzungen mit 130.000 t stabil gehalten wurde.

Die Entwicklung spiegelt sich in der Dynamik der Indizes an den Börsen. So schoss der Kaiser Bottom Fish Online Rare Earth Stock Index (KBFO) seit Januar 2009 von 2.000 Punkten auf knapp 15.000 gegen Jahresende 2010 nach oben und erreichte im Januar einen neuen Höchststand von etwa 18.000 Punkten.

Auch am chinesischen Binnenmarkt schießen die Preise durch die Decke. Nach Angaben des Institute of Rare Earth Studies der Minmetals Corporation wurden im Februar durchgehend Höchststände erzielt. Seit Mitte Dezember 2010 legten sämtliche Preise im zweistelligen Bereich zu, und ein Ende ist nicht abzusehen. Danach legten beispielsweise Dysprosium-Eisen-Legierungen mit einem Reinheitsgehalt von bis zu 95% im Zeitraum Mitte Dezember bis Mitte Februar um 57% auf 2.250 Renminbi Yuan (CNY; etwa 250 EUR) pro kg zu, und Dysprosiumoxid lag mit einem Plus von 55% auf 2.150 CNY pro kg nur knapp darunter.

Trotz offensichtlich gestiegener Weltreserven an Seltenen Erden dürfte die Unsicherheit der Märkte kurzfristig anhalten. Nach Angaben des US Geological Survey erhöhten sich die Weltreserven im vergangenen Jahr im Vergleich zum Vorjahr um gut 11% auf 110 Mio t. Der Zuwachs - der nicht begründet wurde - entfiel in erster Linie auf China, dessen Reserven um mehr als die Hälfte auf 55 Mio. t zugenommen haben sollen.

Weltweit wurden in den vergangenen zwei Jahren Hunderte von Projekten angeschoben, die aufgrund der gestiegenen Preise nun wieder lukrativ erscheinen. Zu den größten gehört die australische Lynas, die ihre Produktion im 3. Quartal 2011 wieder aufnehmen will. Nach Firmenangaben soll sich der Ausstoß an RE-Oxiden bis Februar 2012 auf 11.000 t belaufen, und bis Jahresende 2012 sollen 22.000 t hergestellt werden.

Viele weitere Vorhaben sind in der Pipeline, von denen einige in Kürze in Betrieb genommen werden. Darunter die vietnamesische Dong Pao Mine, ein Joint Venture mit Japan, die im kommenden Jahr einsatzbereit sein soll. Ferner sollen unter anderem Arafura (Australien, 2013), Hoidas Lake (Brasilien, 2014) sowie Nechalacho (ebenfalls Brasilien, 2015) ihre Produktion aufnehmen.

Die Exportkontingente für RE und RE-Verbindungen beliefen sich 2010 auf 30.259 t. Tatsächlich ausgeliefert wurden aber 39.813 t - das entspricht einem Rückgang um 9,3% im Vergleich zum Vorjahr. Rechnet man den RE-Schmuggel hinzu, der von verschieden Quellen auf 20.000 t geschätzt wird, könnten aus chinesischer Produktion insgesamt etwa 60.000 t RE und RE-Oxide auf den Weltmarkt gelangt sein.

Im vergangenen Jahr haben Neuigkeiten aus Japan für Furore gesorgt, weil die dortigen Unternehmen behaupteten, sie würden aus politischen Gründen nicht mehr mit RE und RE-Produkten aus chinesischen Minen versorgt. Beijing hat dieses angebliche Embargo immer bestritten, und in der Tat gingen die Lieferungen von RE-Verbindungen nach Japan nicht nur nicht zurück, sondern erhöhten sich nach Zollangaben im Vergleich zum Vorjahr sogar um 38,7% auf knapp 15.000 t. In der Gruppe der Spitzenabnehmer gelang es allein den Niederlanden, mehr RE-Verbindungen aus China zu importieren, während alle anderen Abnehmer Einbußen hinnehmen mussten.

Trotz des mengenmäßigen Rückgangs der Exporte von Seltenen Erden um 13% auf knapp 34.000 t nahmen die Einnahmen sprunghaft um 220,6% auf 761 Mio USD zu. Rein rechnerisch stiegen die Durchschnittspreise 2010 im Vergleich zum Vorjahr um mehr als das Dreifache auf 22.680 USD pro Tonne. Allerdings war die Basis gering, da 2009 die Durchschnittspreise im Vergleich zu 2008 aufgrund der Weltwirtschaftskrise um 43,4% auf 6.150 USD zurückgegangen waren.

Seit Jahresbeginn liegen die Exportzölle für Seltene Erden einheitlich bei 25%. Der gleiche Satz gilt auch überwiegend für Selten-Erd-Verbindungen, wobei es hier Ausnahmen gibt. Hierzu zählen beispielweise Verbindungen des Cer, Terbium oder Lanthan, für die reduzierte Sätze von 15% angewendet werden.

Der gesamte Weltexport von Seltenen Erden umfasste 2009 nach UN-Angaben 10.532 t. Davon stellen die chinesischen Auslandslieferungen einen Anteil von 50,8%. Bei Verbindungen von Seltenen Erden lagen die Weltausfuhren bei 68.935 t. Der Anteil des chinesischen Exports daran belief sich auf 55,9%.

Bernd Schaaf (gtai)

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