Finanz- und Wirtschaftsspiegel
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Regierung erwartet bis 2030 drei Abscheidungsanlagen für CO2-Emissionen
Erscheinungsdatum Website: 11.09.2024 16:25:01
Erscheinungsdatum Publikation: 12.09.2024
BERLIN (Dow Jones)--Das Bundeswirtschaftsministerium rechnet damit, dass bis 2030 mindestens drei industrielle Abscheidungsanlagen für Kohlendioxid in Betrieb sind. Das geht aus den Details zur Carbon Management Strategie der Bundesregierung hervor, in die Dow Jones Newswires Einblick hat und von der die Frankfurter Allgemeine Zeitung zuerst berichtet hat. Die staatliche Förderung solcher Anlagen soll nur auf schwer bzw. nicht vermeidbare Emissionen in der Industrie und Abfallwirtschaft fokussiert werden.
Mit der Carbon-Management-Strategie und dem geplanten CO2-Speichergesetz soll die Abscheidung und die unterirdische Speicherung des klimaschädlichen Kohlendioxids (CO2) auf hoher See sowie dessen Transport erstmals zugelassen werden. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sieht darin einen wichtigen Baustein für die angestrebte Klimaneutralität im Jahr 2045 und den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandorts Deutschland, besonders für die energieintensive Zement- und Kalkindustrie. Grundsätzlich hat der Strategie zufolge aber die Vermeidung des Ausstoßes von Kohlendioxid (CO2) und der Ausbau der erneuerbaren Energien Priorität.
Die Regierung schließt die Speicherung von Kohlendioxid (CCS oder Carbon Capture and Storage) und die anschließende Nutzung von CO2 (CCU oder Carbon Capture and Utilization) bei der Verfeuerung von fossilen Energieträgern aus. Die Regierung hält daher am Kohleausstieg 2038 fest und schließt damit Emissionen aus mit Kohle betriebenen Energieerzeugungsanlagen vom Zugang zu den CO2- Pipelines und -Speichern aus.
"Die Bundesregierung sieht in der CO2-Abscheidung ein notwendiges Mittel für die Reduktion nicht vermeidbarer Prozessemissionen in Industrie und Abfallwirtschaft. Daher strebt sie an, dass in Deutschland bereits vor 2030 jeweils mindestens ein großskaliges CO2-Abscheideprojekt in der Zement- und Kalkindustrie sowie an einer Müllverbrennungsanlage in Betrieb genommen wird", heißt es in dem 49-seitigen Papier, in das Dow Jones Einblick hat. Die Strategie nennt allerdings keine genauen Orte oder geschätzten Kosten.
Eckpunkte zu der Carbon Management Strategie waren Ende Mai bereits im Bundeskabinett verabschiedet worden. Mit den nun vorgelegten Details, die noch zwischen den Ministerien abstimmt werden, will die Regierung die Pläne nun weiter vorantreiben.
Das Wirtschaftsministerium geht davon aus, dass eine staatliche Förderung zum Hochlauf der Technologie notwendig ist, diese sich aber auf schwer oder nicht vermeidbare Emissionen in der Industrie und Abfallwirtschaft fokussieren soll. Denn nach aktuellen Analysen sei nicht davon auszugehen ist, dass kurz- bis mittelfristig die höheren Kosten einer klimaneutralen Produktionsweise mittels CCS/CCU-Technologien im Vergleich zur herkömmlichen, emissionsintensiven Produktion von Grundstoffen (wie beispielsweise Zement und Kalk aber teilweise auch Grundchemikalien) allein durch den CO2-Preis am Markt ausgeglichen werden können.
Der Aufbau der CO2-Infrastruktur und speziell der Leitungen soll privatwirtschaftlich und marktgetrieben erfolgen, wie es in der Strategie heißt.
DJG/aat/brb