Nachrichten für Außenhandel (NfA)

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"Nachrichten für Außenhandel (NfA)" – die einzige deutschsprachige Tageszeitung für die gesamte Außenwirtschaft bietet einen schnellen und strukturierten Überblick über die wichtigsten Entwicklungen auf den internationalen Wachstumsmärkten.

Die NfA liefert hochwertige und praxisrelevante Hintergrundinformationen, ausführliche Analysen und Bewertungen -  deutlich umfassender als in der Wirtschaftstagespresse. Im Fokus stehen die deutschen Exportbranchen mit Schwerpunkt auf Investitionsgütern

Welt: Was ist, wenn Trump wiedergewählt wird?

Erscheinungsdatum Website: 16.04.2024 16:20:04
Erscheinungsdatum Publikation: 17.04.2024

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Von Thomas Obst, Jürgen Matthes und Samina Sultan, IW

KÖLN (NfA)--Eine mögliche Wiederwahl von Donald Trump zum US-Präsidenten im November könnte der Welthandelsordnung erheblich schaden, falls Trump wie angekündigt die US-Zölle anheben würde, um vor allem das Handelsdefizit der USA zu verringern. Ein solches Szenario würde sich nicht nur negativ auf die Weltwirtschaft auswirken - in einer Zeit erheblicher globaler Spannungen.

In diesem Report werden die Auswirkungen von zwei Szenarien simuliert. Szenario 1 beinhaltet eine Erhöhung der US-Zölle auf 10% auf alle US-Einfuhren und auf 60% auf US-Imoprte aus China, was einer Zollerhöhung um 40 Prozentpunkte entspricht. In Szenario 2 würde China als Reaktion auf Szenario 1 mit einer Zollerhöhung um 40 Prozentpunkte auf seine Einfuhren aus den USA antworten.

In beiden Szenarien würde das Niveau des realen US-BIPs in den ersten Jahren in einer Größenordnung von bis zu etwa 1 bis 1,4% geringer ausfallen als im Basisszenario ohne Zollerhöhungen. Dies ist zum Teil auf einen angenommenen vorübergehenden Vertrauensschock zurückzuführen, der sich vor allem auf die privaten Investitionen und den privaten Verbrauch auswirkt. Darüber hinaus sinkt der private Verbrauch auch aufgrund höherer Verbraucherpreise. Die kumulierten BIP-Verluste über den 4-Jahres-Horizont belaufen sich in den USA auf fast 600 Mrd US-Dollar in Szenario 1 und fast 1.000 Mrd Dollar in Szenario 2.

In Szenario 1 würde der BIP-Effekt 2028 allerdings kaum noch negativ sein. Dies ist hauptsächlich zurückzuführen auf den temporären Charakter eines angenommenen Vertrauensschocks sowie auf eine Verbesserung der Handelsbilanz, des staatlichen Haushaltssaldos und der Terms of Trade. Im Fall einer Vergeltung Chinas in Szenario 2 würden die USA jedoch auch mittelfristig BIP-Verluste in der Größenordnung von etwa einem halben Prozentpunkt des BIP erleiden mit leicht abnehmender Tendenz über die Folgejahre.

In Szenario 2 würde das weltweite BIP im Jahr 2028 um mehr als 1% niedriger liegen als im Basisszenario. Darüber hinaus würde der Welthandel negativ beeinflusst werden. Die Wirkungen dieser Effekte lassen sich am Beispiel Deutschlands verdeutlichen. In Szenario 2 würde die Nachfrage der wichtigsten Exportpartner 2028 um etwa 5,5% niedriger ausfallen als im Basisszenario ohne Zollerhöhungen. Dies entspricht einem Rückgang der deutschen Exporte von 4,5%. In der Folge fallen die privaten Investitionen deutlich geringer aus. In absoluten Werten wären sie in Szenario 2 um 27 Mrd Euro niedriger und würden damit mehr als die Hälfte des gesamten BIP-Rückgangs von rund 50 Mrd Euro im Jahr 2028 ausmachen. Dies entspricht einem Rückgang des BIP-Niveaus um etwa 1,4% gegenüber dem Basisszenario.

Aber auch in Szenario 1 wäre das BIP im Jahr 2028 um 1,2% niedriger, ein deutlich stärkerer Rückgang als in den USA. In absoluten Zahlen belaufen sich die kumulierten BIP-Verluste über den 4-Jahres-Zeithorizont auf mehr als 120 Mrd Euro für Deutschland in Szenario 1 und auf fast 150 Mrd Euro in Szenario 2. Die wesentlichen Gründe für den Unterschied zu den USA liegen in der Tatsache, dass Deutschland stärker exportorientiert ist und sich seine Handelsbilanz verschlechtern würde, während sich die Handelsbilanz der USA verbessert. Auch die EU wäre stärker betroffen als die USA.

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