Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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EZB hält still - stellt konditionierte Zinssenkung in Aussicht

Erscheinungsdatum Website: 11.04.2024 20:20:03
Erscheinungsdatum Publikation: 12.04.2024

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FRANKFURT (Dow Jones)--Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat seine Zinsen wie erwartet bestätigt und eine Zinssenkung für den Fall weiterer Fortschritte bei der Annäherung der Inflation an den Zielwert von 2 Prozent in Aussicht gestellt. Der ausschlaggebende Bankeinlagensatz bleibt bei 4,00 Prozent, wie die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte prognostiziert hatten. "Der EZB-Rat ist entschlossen, dafür zu sorgen, dass die Inflation rechtzeitig zu ihrem mittelfristigen Ziel von 2 Prozent zurückkehrt. Er ist der Ansicht, dass die Leitzinsen auf einem Niveau liegen, das einen wesentlichen Beitrag zum laufenden Disinflationsprozess leistet", heißt es im Zinsbeschluss.

Zum Zinsausblick heißt es: "Sollte die aktualisierte Beurteilung der Inflationsaussichten, der Dynamik der zugrunde liegenden Inflation und der Stärke der geldpolitischen Transmission durch den EZB-Rat das Vertrauen des EZB-Rats in eine nachhaltige Annäherung der Inflation an das Ziel weiter stärken, wäre es angemessen, das derzeitige Niveau der geldpolitischen Restriktionen zu verringern." In jedem Fall werde der EZB-Rat weiterhin einen datenabhängigen Ansatz verfolgen und von Sitzung zu Sitzung entscheiden, um die angemessene Höhe und Dauer der Restriktionen zu bestimmen. Er lege sich nicht im Voraus auf einen bestimmten Zinspfad fest.

Laut EZB-Statement haben die hereingekommenen Daten die frühere Einschätzung der mittelfristigen Inflationsaussichten im Großen und Ganzen bestätigt. "Die Inflation ist weiter zurückgegangen, angeführt von einer niedrigeren Lebensmittel- und Warenpreisinflation", heißt es. Die meisten Messgrößen der zugrunde liegende Inflation gingen zurück, der Lohnanstieg schwäche sich allmählich ab, und die Unternehmen absorbieren einen Teil des Anstiegs der Arbeitskosten über ihre Gewinne. Die Finanzierungsbedingungen sind laut EZB nach wie vor restriktiv, und die vergangenen Zinserhöhungen belasten weiterhin die Nachfrage, was zu einem Rückgang der Inflation beitrage. "Der inländische Preisdruck ist jedoch stark und hält den Preisanstieg bei den Dienstleistungen hoch."

Die Guidance zum Kaufprogrammen APP wurde bestätigt. Die Wiederanlage unter dem PEPP-Programm will die EZB ab dem zweiten Halbjahr stufenweise verringern und Ende 2024 ganz einstellen.

Folgende Beschlüsse fasste der EZB-Rat:

1. Leitzinsen bleiben unverändert

Der Satz für Bankeinlagen bei der EZB bleibt bei 4,00 Prozent, der Hauptrefinanzierungssatz bei 4,50 Prozent und der Spitzenrefinanzierungssatz bei 4,75 Prozent.

2. APP-Anleihebestände nehmen moderat ab

Die Tilgungsbeträge fällig werdender Anleihen, die unter dem APP-Programm gekauft wurden, werden nicht wieder angelegt. Dadurch sinken die APP-Anleihebestände langsam und berechenbar.

3. PEPP-Wiederanlage

Die Tilgungsbeträge von fällig gewordener Anleihen, die unter dem PEPP-Programm erworben wurden, werden nur noch während des ersten Halbjahres 2024 voll wieder angelegt. Ab dem zweiten Halbjahr sollen die PEPP-Bestände monatlich im Durchschnitt um 7,5 Milliarden Euro sinken. Dabei will der Rat flexibel vorgehen, um den Risiken für den geldpolitischen Transmissionsmechanismus entgegenzuwirken, die sich im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie ergeben.

4. Refinanzierungsgeschäfte

Der Rat will darauf achten, wie sich die Rückzahlung der langfristigen Refinanzierungsgeschäfte (TLTRO) durch die Banken auf die geldpolitische Ausrichtung auswirkt.

5. Spread-Kontrolle steht bereit

Der Rat ist bereit, im Notfall und unter bestimmten Voraussetzungen gezielt Anleihen bestimmter Staaten zu kaufen, wenn deren Zinsen die Übertragung der Geldpolitik behindern. Dazu heißt es, es stehe das Transmissionsschutzinstrument (TPI) zur Verfügung, um "einer ungerechtfertigten, ungeordneten Marktdynamik entgegenzuwirken, die eine ernsthafte Bedrohung für die Transmission der Geldpolitik in allen Ländern des Euro-Währungsgebiets" darstelle.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde wird die Entscheidung in einer gegen 14.45 Uhr beginnenden Pressekonferenz erläutern.

DJG/hab/kla

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