Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Cipollone: EZB kann Zinsen zügig senken - wenn Daten stimmen

Erscheinungsdatum Website: 27.03.2024 18:10:03
Erscheinungsdatum Publikation: 28.03.2024

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FRANKFURT (Dow Jones)--Die Europäische Zentralbank (EZB) kann ihre Zinsen nach Aussage von EZB-Direktor Piero Cipollone zügig senken, wenn die Daten die Inflationsprognosen der im März veröffentlichten Stabsprojektionen bestätigen sollten. In einer Rede im Brüssel warnte der Italiener die EZB vor einer zu starken Fixierung auf die kurzfristige Entwicklung der Löhne und verwies darauf, dass eine zu schwache Lohndynamik Wirtschafts- und Produktivitätswachstum gefährden würden.

Cipollone sagte laut veröffentlichtem Redetext: "Weitere Daten abzuwarten, bevor wir mit der Normalisierung unserer Leitzinsen beginnen, bietet uns eine zusätzliche Absicherung gegen Aufwärtsrisiken für die Inflation. Angesichts einer seit 18 Monaten stagnierenden Wirtschaft, der eher abwärts gerichteten Risiken für die Wirtschaftsaussichten und der restriktiven Kreditbedingungen sollten wir die Verhältnismäßigkeit nicht aus den Augen verlieren."

Cipollone zufolge muss sich das Lohnwachstum zwar mittelfristig abschwächen, damit sich die Inflation nachhaltig 2 Prozent annähert. Doch würde ein übermäßiger Fokus auf kurzfristige Lohnentwicklungen die notwendige Erholung der Wirtschaft beeinträchtigen. "Wenn sich die Wirtschaft nicht erholt, würde dies mechanisch Abwärtsdruck auf das Produktivitätswachstum oder die Beschäftigung ausüben", sagte er.

Der EZB-Direktor ist der Ansicht, dass das derzeitige wirtschaftliche Umfeld kurzfristig eine Erholung der Reallöhne zulässt, die die Inflation nicht anheizt, sofern die Reallohnsteigerungen allmählich mit dem Produktivitätswachstum in Einklang gebracht werden. Dafür führte er drei Gründe an:

1. Erstens sei die kumulierte Reallohnentwicklung seit Beginn der Pandemie noch schwächer als das Produktivitätswachstum gewesen. Ende 2023 hätten die Reallöhne immer noch unter ihrem Niveau von Ende 2019 gelegen, während die Produktivität in etwa gleich blieb. "Dies schafft einen gewissen Spielraum für eine nicht-inflationäre Erholung der Reallöhne", sagte Cipollone.

2. Zweitens biete die Umkehrung der Angebotsschocks Spielraum für einen nichtinflationären Anstieg der Reallöhne. "Insbesondere der beträchtliche Rückgang der Energiepreise und der Vorleistungskosten verschafft den Unternehmen einen Puffer, um den Lohndruck aufzufangen, so dass er nicht an die Verbraucherpreise weitergegeben wird."

3. Drittens gibt es Cipollone zufolge Spielraum für eine Neugewichtung der Anteile von Löhnen und Gewinnen an der Wertschöpfung. "In einem Umfeld hoher und volatiler Inflation, in dem die Preissignale verschwimmen und die Verbraucher nicht ohne weiteres zwischen Preiserhöhungen, die auf Kostensteigerungen zurückzuführen sind, und solchen, die auf Marktmacht und opportunistische Strategien zurückzuführen sind, unterscheiden können, waren die Unternehmen in der Lage, ihre Verkaufspreise zu erhöhen und sich höhere Gewinnspannen zu sichern, während sich die Terms of Trade des Euroraums verschlechterten", erläuterte der EZB-Direktor.

Jetzt erwarteten die Unternehmen dagegen, dass die Arbeitskosten stärker steigen würden als die Verkaufspreise. "Dies steht im Einklang mit einem Umfeld gedämpfter Nachfrage, in dem die Unternehmen davon ausgehen, dass sie ihre Preise nicht weiter erhöhen können, ohne Marktanteile zu verlieren. Aus diesen Gründen gehen die von Experten der EZB erstellten Projektionen davon aus, dass ein Aufholen der Reallöhne, insbesondere im Jahr 2024, mit einer rechtzeitigen Erreichung unseres Ziels vereinbar ist."

Sollten die hereinkommenden Daten das in den Projektionen vom März vorausgesagte Szenario bestätigen, sollte die EZB bereit sein, den Restriktionsgrad ihrer Geldpolitik rasch zurückzufahren. Eurostat veröffentlicht in der nächsten Woche Inflationszahlen für März.

DJG/hab/ros

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