Nachrichten für Außenhandel (NfA)

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Welt: Umverteilung könnte Stickstoffdüngereinsatz stark reduzieren

Erscheinungsdatum Website: 09.10.2023 16:00:02
Erscheinungsdatum Publikation: 10.10.2023

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Absenkung laut KIT von über 30% möglich / Von Sibylle Schmidt, MBI

ESCHBORN/FRANKFURT (NfA/MBI)--Die derzeitige globale Getreideproduktion könnte mit einer deutlich geringeren Gesamtdüngung aufrechterhalten werden, wenn der Einsatz von Stickstoffdünger weltweit gleichmäßig über die Anbauflächen verteilt würde. Zu diesem Ergebnis kommen Modelle von Forschern des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). Danach soll das Niveau der weltweiten Getreideproduktion mit einem deutlich geringeren globalen Düngemitteleinsatz gehalten werden können.

Rund 60% des weltweiten Stickstoffdüngereinsatzes entfallen zurzeit auf Getreidekulturen wie Mais, Weizen oder Reis, wie das KIT jetzt mitteilte. Diese Pflanzen benötigen Stickstoffdünger, um zu wachsen. Zudem soll der Einsatz der Düngemittel die Erträge steigern. Der Nachteil dabei: Große Mengen des Düngers gelangen in den Boden und ins Grundwasser oder werden als Lachgas in die Atmosphäre abgegeben, so das KIT. Dadurch werde die Umwelt belastet und die Landwirtschaft trage zum Verlust der biologischen Vielfalt, zum Klimawandel und zum Abbau der Ozonschicht bei, stellen die Forscher fest. Als besonders problematisch sehen sie den Düngemitteleinsatz in den großen Anbaugebieten in Nord-amerika, Europa und Ostasien an, wo vergleichsweise große Mengen an Stickstoffdünger eingesetzt werden.

In Modellrechnungen modellierten die Forscher des KIT nun, wie sich eine weltweite Umverteilung des Stickstoffdüngereinsatzes auswirken würde. Hierzu simulierten sie unterschiedliche Düngermengen an verschiedenen Standorten und berechneten mithilfe des biogeochemischen Modells LandscapeDNDC die Gesamtproduktion von Mais, Weizen und Reis zwischen 2015 und 2030. Bei diesen Untersuchungen ging es speziell um die Frage, wie sich ausreichend Nahrungsmittel produzieren lassen, ohne die ökologischen Grenzen zu überschreiten, erklärt Andrew Smerald vom Institut für Meteorologie und Klimaforschung - Atmosphärische Umweltforschung (IMK-IFU), dem Campus Alpin des KIT in Garmisch-Partenkirchen.

Den Resultaten dieser Modellrechnungen zufolge soll sich der weltweite Gesamtverbrauch an Stickstoffdünger durch eine gleichmäßigere Verteilung um 32% senken lassen, ohne das derzeitige Niveau der Getreideproduktion zu beeinträchtigen, so Smerald. Dies funktioniere, indem Stickstoffdünger aus traditionellen Anbaugebieten wie China, Nordamerika und Europa in weniger genutzte Gebiete wie Subsahara-Afrika umverteilt werde, erläutert er. Die Produktionssteigerung in diesen Regionen soll dann den Produktionsrückgang in anderen Regionen ausgleichen.

Mit diesem Ansatz könnte die Weizen- und Maisproduktion 45% beziehungsweise 33% weniger Stickstoffdünger verbrauchen, behaupten die Karlsruher Forscher, ohne die weltweite Produktionsmenge zu beeinflussen. Gleichzeitig ließe sich die Nitratauswaschung beim Weizen um 71% und beim Mais um 63% reduzieren.

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