Finanz- und Wirtschaftsspiegel

Der Newsletter "Finanz- und Wirtschaftsspiegel" informiert täglich über die Aktivitäten der internationalen Zentralbanken mit Schwerpunkt auf die Europäische Zentralbank, die Federal Reserve und die Bank of Japan.
Deutsche Wirtschaft bleibt im 3Q schwach
Erscheinungsdatum Website: 30.09.2023 10:50:04
Erscheinungsdatum Publikation: 02.10.2023
FRANKFURT (Dow Jones)--Keine Besserung in Sicht: Die deutsche Wirtschaft ist schwach ins dritte Quartal gestartet, wie die harten Konjunkturdaten für Juli gezeigt haben. Einzelhandelszahlen für August zeigen nun, dass sich zumindest der private Konsum auch im weiteren Quartalsverlauf nicht erholt hat. Daten zu den Exporten, Auftragseingängen und Industrieumsätzen werden in der kommenden Woche Anhaltspunkte dazu liefern, wie es um den Rest der Wirtschaft bestellt ist. Analysten meinen: Nicht gut. Außerdem kommen der Bericht der Europäischen Zentralbank (EZB) über die Entwicklung ihrer Anleihebestände und der US-Arbeitsmarktbericht.
Das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) hat im zweiten Quartal stagniert, nachdem es zuvor zwei Quartale in Folge gesunken war. Für das dritte Quartal hatten einige Analysten zunächst noch auf eine Erholung gehofft. Aber daraus wird wohl nichts, wie zuletzt auch die Bundesbank in ihrem Monatsbericht für September einräumte.
Deutsche Exporte sinken auch im August erneut
Die momentane Schwäche der deutschen Industrie lässt sich gut an ihrer Ausfuhrleistung ablesen. Seit April sind die Exporte nicht mehr gestiegen, und die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte erwarten für August einen weiteren Rückgang (um 1,0%). Für die saisonbereinigte Handelsbilanz wird ein Überschuss von 16,1 (Juli: 15,9) Mrd Euro erwartet. Das Statistische Bundesamt (Destatis) veröffentlicht die Daten am Donnerstag (8.00 Uhr).
Deutsche Auftragseingänge steigen im August
Der Rückgang der Auftragseingänge der Industrie dürfte im August dagegen vorerst gestoppt worden sein. Volkswirte erwarten, dass die Bestellungen gegenüber dem Vormonat um 1,5% gestiegen sind, nachdem sie im Juli um 11,7% abgestürzt waren. Allerdings schwanken die Auftragseingänge seit einiger Zeit stark - im Mai und Juni waren sie um satte 14,3% gestiegen - was Prognosen zu einem unerfreulichen Geschäft macht. Zusätzlich erschwert werden Voraussagen durch die im August liegenden Sommerferien. Die Daten werden am Freitag (8.00 Uhr) veröffentlicht.
Zeitgleich kommen Zahlen zum Umsatz im verarbeitenden Gewerbe, die wegweisend für die am Montag der Folgewoche anstehenden Daten zur Industrieproduktion sein werden.
Steigt der PEPP-Anteil italienischer Anleihen weiter?
Am Mittwoch (15.00 Uhr) veröffentlicht die EZB Zahlen zur Entwicklung ihrer Anleihebestände, die unter dem APP und dem PEPP erworben worden waren. Während die APP-Bestände derzeit monatlich um rund 25 Mrd Euro abnehmen, werden die PEPP-Bestände konstant gehalten. Allerdings ist die EZB frei, leichte Verschiebungen bei den PEPP-Staatsanleihebeständen einzelner Länder vorzunehmen, und von dieser Freiheit macht sie seit Jahresbeginn Gebrauch.
So hat der Anteil italienischer Staatsanleihen am PEPP-Portfolio von 19,0 auf 19,5% zugenommen. Es wird interessant sein, zu sehen, ob sich diese Entwicklung fortgesetzt hat. Zuletzt lag die Rendite 10-jähriger italienischer Staatspapiere wieder 2%punkte über der 10-jährigen Bundesanleihen.
US-Jobmarkt hält sich trotz Zinserhöhungen wacker
Der US-Arbeitsmarkt hat sich trotz der drastischen Zinserhöhungen durch die Federal Reserve erstaunlich gut gehalten. Ein wichtiger Grund für die gute Performance scheint zu sein, dass die Unternehmen wegen des Facharbeitermangels auch in schlechten Zeiten an ihren Arbeitskräften festhalten. Während die Zinsen in die Höhe geschossen sind, ist die Inflation von ihrem Höchststand von 9,1% im Juni 2022 auf aktuell 3,7% gesunken. Dennoch hat sich die Arbeitslosenquote, die bei nur 3,8% liegt, seit Beginn der Fed-Zinserhöhungen kaum bewegt. Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt, könnte die Zentralbank eine seltene und schwierige "weiche Landung" erreichen - die Eindämmung der Inflation, ohne eine tiefe Rezession.
Für September rechnen Ökonomen mit einem Zuwachs von 153.000 (August: 187.000) Stellen und einer Arbeitslosenquote von 3,7 (3,8)%. Ein möglicher Shutdown in den USA könnte allerdings die Publikation des September-Berichts vorerst verhindern.
DJG/hab/kla