Nachrichten für Außenhandel (NfA)

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Osteuropa: Insolvenzen steigen 2022 um fast 40% gegenüber dem Vorjahr

Erscheinungsdatum Website: 30.05.2023 16:20:04
Erscheinungsdatum Publikation: 31.05.2023

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Energieintensive Sektoren besonders betroffen

MAINZ (NfA)--Die Region Mittel- und Osteuropa (MOE) hat in den vergangenen drei Jahren erhebliche wirtschaftliche Veränderungen durchlaufen. Die Corona-Pandemie, der anschließende wirtschaftliche Abschwung sowie der Krieg in der Ukraine haben nicht nur Bedenken hinsichtlich der gesamtwirtschaftlichen Aktivität und der Rohstoffmärkte, sondern auch hinsichtlich der Zahlungsfähigkeit der Unternehmen aufgeworfen. Die große Heterogenität innerhalb der Region, verschiedenste staatliche Unterstützungsmaßnahmen und gesetzliche Änderungen haben sich erheblich auf die Insolvenztrends der MOE-Länder ausgewirkt, wie eine Coface-Studie zeigt.

Die meisten mittel- und osteuropäischen Volkswirtschaften verzeichneten 2021 und in der ersten Hälfte des Jahres 2022 eine Erholung mit starken Wachstumsraten, trotz einer erheblichen wirtschaftlichen Volatilität. ?Das Jahr 2022 brachte eine überwiegend solide Wirtschaftsaktivität, mit einem BIP-Wachstum von über 5% in Kroatien und Slowenien und ähnlich hohen Wachstumsraten in Polen, Rumänien und Ungarn?, sagt Grzegorz Sielewicz, Chefvolkswirt für Mittel- und Osteuropa bei Coface. ?Auf der anderen Seite ist Estland mit einer Wachstumsrate von minus 1,3% in eine Rezession gefallen.?

Rückblickend trugen die 2020 von den Regierungen eingeführten Unterstützungsmaßnahmen zunächst zu einem Rückgang der Firmenpleiten bei. Die Beendigung dieser Maßnahmen erfolgte schrittweise, wobei Unternehmen von den niedrigen Zinssätzen im Jahr 2021 immer noch profitierten. ?Im Jahr 2022 sahen wir jedoch einen deutlichen Anstieg der Insolvenzen, da die Unternehmen mit vielfältigen Herausforderungen konfrontiert waren. Etwa die hohen Preise für Energie und Vorleistungsgüter, eine Reihe schneller und großer Zinserhöhungen, die höchste Inflation seit Jahrzehnten und die Unsicherheit in Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine?, erklärt Sielewicz.

Coface schätzt, dass die Gesamtzahl der Unternehmensinsolvenzverfahren in den MOE-Ländern von 25.917 im Jahr 2021 auf 36.090 im Jahr 2022 gestiegen ist, was einem Anstieg von 39,3% entspricht. In acht Ländern war die Zahl der Insolvenzen 2022 höher als im Vorjahr - dazu zählen Bulgarien, Kroatien, Lettland, Litauen, Polen, Rumänien, Serbien und Ungarn. In Estland, der Slowakei, Slowenien sowie Tschechien war die Zahl hingegen rückläufig. Den stärksten Anstieg in puncto Insolvenzen verzeichneten Serbien und Ungarn mit 106 beziehungsweise 86%, während der stärkste Rückgang in Estland verzeichnet wurde (17%). In sechs der zwölf Länder lag die Zahl der Insolvenzen 2022 oberhalb des Vor-Pandemieniveaus von 2019 - im Gegensatz zu vielen Ländern in Westeuropa.

Es überrascht nicht, dass die energieintensiven Sektoren am meisten unter den steigenden Rohstoffpreisen und den damit verbundenen höheren Betriebskosten zu leiden hatten - auch in puncto Zahlungsmoral. In Polen hatten die Branchen Chemie, Metall, Papier und Holz sowie die Agrar- und Ernährungswirtschaft mit überdurchschnittlich langen Zahlungsverzögerungen im Jahr 2022 zu kämpfen. Dabei hatten die meisten dieser Sektoren die Zahlungsfristen im Vergleich zum Vorjahr bereits verlängert.

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