Nachrichten für Außenhandel (NfA)

Teaserbild 'Nachrichten für Außenhandel (NfA)'

"Nachrichten für Außenhandel (NfA)" – die einzige deutschsprachige Tageszeitung für die gesamte Außenwirtschaft bietet einen schnellen und strukturierten Überblick über die wichtigsten Entwicklungen auf den internationalen Wachstumsmärkten.

Die NfA liefert hochwertige und praxisrelevante Hintergrundinformationen, ausführliche Analysen und Bewertungen -  deutlich umfassender als in der Wirtschaftstagespresse. Im Fokus stehen die deutschen Exportbranchen mit Schwerpunkt auf Investitionsgütern

Europa: Deutsche Firmen erleiden 60% mehr Zahlungsausfälle

Erscheinungsdatum Website: 25.05.2023 14:50:02
Erscheinungsdatum Publikation: 26.05.2023

zurück zur Übersicht

Lieferantenkredite sind derzeit das bevorzugte Mittel

KÖLN (NfA)--Die Zahlungsmoral in Westeuropa verschlechtert sich - und deutsche Lieferanten sind in erheblichem Maße davon betroffen. Das zeigt die aktuelle Zahlungsmoralbarometer-Studie von Atradius. Die im Auftrag des internationalen Kreditversicherers befragten deutschen Unternehmen konnten zuletzt 8% ihrer Außenstände nicht einziehen und mussten sie als Verlust abschreiben, was einem Anstieg von 60% gegenüber der letztjährigen Befragung entspricht.

Auch die Zahlungsverzögerungen haben zugenommen: Bei den deutschen Firmen waren in den zurückliegenden zwölf Monaten 51% der Rechnungen am Fälligkeitstag noch nicht bezahlt. Umgerechnet bedeutet das eine Erhöhung bei den verspäteten Zahlungen von 65% gegenüber der Vorjahresbefragung. Damit hat sich die Zahlungsmoral in Deutschland überdurchschnittlich stark eingetrübt: Im westeuropäischen Durchschnitt der Atradius-Studie lag der Anstieg der verspäteten Zahlungen zuletzt bei 20%.

Die Befragung zeigt auch, dass Unternehmen angesichts der zuletzt verhaltenen wirtschaftlichen Entwicklung Gegenmaßnahmen ergreifen, um ihren Cashflow aufrechtzuerhalten. Dabei setzen sie auf so genannte Warenkredite von ihren Lieferanten, die bei Geschäften mit Zahlungsziel nach erfolgter Lieferung oder Dienstleistung entstehen. So ist der Anteil der befragten deutschen Firmen, die von ihren Lieferanten Warenkredite und die Bezahlung auf Rechnung verlangen, auf 49% gestiegen. Gleichzeitig gaben 75% der befragten Unternehmen an, dass sie ihren Kunden zuletzt kürzere Zahlungsziele gewährt haben. Die durchschnittliche Frist verkürzte sich zuletzt auf 30 Tage.

Nach ihren Erwartungen für die kommenden zwölf Monate befragt, gaben 59% der befragten Unternehmen an, dass sie mit mehr Umsätzen als im vergangenen Jahr rechnen (32%: keine Veränderung, 9%: Verschlechterung). Gleichzeitig gehen aber 38% davon aus, dass sich die Zahlungsmoral ihrer Firmenkunden verschlechtert - ein überdurchschnittlicher Anteil. 42% erwarten ein gleichbleibendes Zahlungsverhalten, nur 20% eine Verbesserung.

Als größte Herausforderungen der kommenden Monate sehen die befragten deutschen Firmen die Energiekrise: Neben den Strom- und Gaspreisen ist vor allem die chemische Industrie besorgt um das Thema Speicherung von nachhaltiger Energie. Darüber hinaus wächst über alle Branchen hinweg die Sorge über steigenden Wettbewerbsdruck angesichts zunehmender Kosten. Zudem rechnet Atradius mit weltweit zunehmenden Insolvenzen in diesem Jahr, was die exportabhängige deutsche Wirtschaft weiter trifft. ?Deutschlands Wirtschaft ist weiterhin zahlreichen Unsicherheiten ausgesetzt, die die finanzielle Stabilität der hiesigen Unternehmen massiv beeinträchtigen können. In den vergangenen Monaten haben wir mehrfach beobachtet, dass angesichts fehlender Liquidität ein Großteil der Barmittel für das Tagesgeschäft verwendet wird und für Investitionen nicht mehr genügend liquide Mittel übrig sind. Das kann negative Folgen für das Unternehmenswachstum nach sich ziehen und langfristig die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland schwächen?, fasst Frank Liebold von Atradius die Ergebnisse zusammen.

zurück zur Übersicht