Märkte der Welt

Der Newsletter "Märkte der Welt" enthält - nach Regionen gegliedert - wöchentliche Zusammenfassungen und Hintergrundanalysen der wichtigsten Nachrichten zur Außenwirtschaft sowie Informationen zu Auslandsaktivitäten deutscher Unternehmen unterschiedlichster Branchen. Zudem sind weiterführende Kontaktadressen mit Ansprechpartnern angegeben. Die Berichterstattung wird durch das weltweite Netz der Bundesagentur für Außenwirtschaft (bfai) unterstützt und ist mit Grafiken und Charts angereichert.

Privatkonsum beflügelt das Wirtschaftswachstum

Erscheinungsdatum Website: 17.05.2023 14:30:04
Erscheinungsdatum Publikation: 18.05.2023

zurück zur Übersicht

Finanzielle Lage der Privathaushalte bessert sich / Von Christy Tan, Franklin Templeton Institute

FRANKFURT (NfA)--Die Hoffnungen, dass China in diesem Jahr ein reales Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 5% erreichen oder sogar übertreffen wird, könnten sich bewahrheiten. Haupttreiber wird hierbei der Konsum sein, beflügelt durch die Ersparnisse der privaten Haushalte sowie die wirtschaftsfreundliche Politik. Für eine schnellere und nachhaltigere Erholung sind jedoch weitere, bislang noch nicht umgesetzte politische Maßnahmen erforderlich. Die chinesische Wirtschaft leidet aber nicht unter einer Wachstumsverlangsamung oder gar einer Rezession, wie wir es in den Industrieländern beobachten.

China weist mit 45,5% des BIP eine der höchsten Bruttosparquoten weltweit auf, und die Ersparnisse der privaten Haushalte sind 2022 auf über 2,5 Bill US-Dollar angestiegen. Diese erklären sich durch eine beispiellose Null-Covid-Politik, die Millionen Menschen dazu zwang, teils monatelang zu Hause zu bleiben. Diese haben ihr Geld weder für Haus- und Wohnungskäufe noch für Investitionen an den lokalen Börsen ausgegeben. Die Ersparnisse dürften nun nach und nach weniger werden, sobald die Einschätzung der Einkommens- und Beschäftigungsaussichten wieder zuversichtlicher ausfällt. Kurzum stellt der Binnenkonsum in China den größten potenziellen Treiber für das allgemeine Wachstum in den nächsten sechs bis 12 Monaten dar.

Es bestehen erste Anzeichen dafür, dass die neue Regierung wieder auf ein konsumorientiertes Wachstumsmodell umschwenken könnte. Dies würde eine Steigerung des verfügbaren Einkommens der privaten Haushalte sowie eine weitere Stärkung des sozialen Sicherungsnetzes erfordern. Beijing kündigte jüngst an, die Steuer- und Abgabenlast für Unternehmen um 261,6 Mrd Dollar in diesem Jahr zu senken und bestehende Vergünstigungen zu verlängern. Letzteres dürfte weitere Kosteneinsparungen auf Unternehmensseite in Höhe von 173 Mrd Dollar zur Folge haben. Damit hat die Regierung in Beijing die Steuererleichterungen in Höhe von 1% des BIP bis 2024 verlängert, wobei beinahe die Hälfte der Senkungen (rund 0,4% des BIP) auf den Konsumbereich entfallen. Überdies besteht erheblicher politischer Spielraum für eine weitere Verlängerung.

Berechnungen vom Franklin Templeton Institute zeigen zudem, dass das Nettovermögen der privaten Haushalte intakt bleiben dürfte, auch wenn die Häuserpreise um bis zu 20% gegenüber den 2019 verzeichneten Niveaus nachgeben. Darüber hinaus deuten die jüngsten Indikatoren darauf hin, dass die rückläufigen Zinsen in China eine Welle an Rückzahlungen bei Hypothekendarlehen anstelle von Neukäufen nach sich gezogen haben. Hauseigentümer nahmen günstigere Konsumkredite auf, um die zu höheren Zinsen aufgenommenen Hypothekendarlehen zu reduzieren. Trotz der gesunkenen Zinsen haben die ausstehenden Hypotheken 2022 ein Plateau bei rund 5,7 Bill Dollar erreicht.

Vielleicht lockert China die regulatorischen Anforderungen für Immobilien im Rahmen der ?Drei roten Linien?, allerdings wäre dies nicht ratsam. Diese Vorschriften sind das notwendige Übel, um das Verschuldungsrisiko bei Immobilienunternehmen zu senken. Zudem fördern sie - zusammen mit anderen Unterstützungsmaßnahmen - den Übergang zu einem nachhaltigeren Modell in der Branche.

zurück zur Übersicht