Märkte der Welt

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Dem Dollar droht vom Yuan vorerst keine Gefahr

Erscheinungsdatum Website: 12.04.2023 14:20:03
Erscheinungsdatum Publikation: 13.04.2023

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Über 50% des globalen Handels wird in US-Währung fakturiert / Von J. Wong

NEW YORK (Dow Jones)--Die Vorherrschaft des US-Dollar scheint in absehbarer Zeit nicht in Gefahr. Der chinesische Yuan könnte zwar an Bedeutung gewinnen, aber es ist sehr unwahrscheinlich, dass er den Greenback als globale Reservewährung ablösen wird - es sei denn, es kommt zu wirklich radikalen Änderungen des chinesischen Wirtschaftsmodells.Vorhersagen über einen mutmaßlich bevorstehenden Untergang des US-Dollar tauchen immer mal wieder auf - oft im Gefolge von Sanktionen wie jenen, die zuletzt gegen Russland verhängt wurden.

Doch das scheint der Rolle des Dollar als globale Handels- und Reservewährung bislang nichts anhaben zu können. Zwar ist der Anteil der US-Währung an den Devisenreserven der weltweiten Zentralbanken in den vergangenen Jahren gesunken, er macht nach Angaben des Internationalen Währungsfonds aber immer noch fast 60% des Gesamtvolumens aus, mehr als alle anderen Währungen zusammen. Auch die Vormachtstellung des Dollar im Welthandel scheint ungebrochen. Nach Angaben der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) wird etwa die Hälfte des Welthandels in US-Dollar fakturiert, was weit über dem Anteil der USA am internationalen Handel liegt.

Der Dollar wird auch für die Abwicklung von Geschäften verwendet, an denen gar keine US-Unternehmen beteiligt sind, und diese nutzen den Dollar zudem zur Finanzierung. Etwa die Hälfte der grenzüberschreitenden Kredite und internationalen Schuldverschreibungen auf Offshore-Märkten sind in der US-Währung denominiert. Laut einer Erhebung der BIZ vom vergangenen Jahr war der Greenback auf einer Seite von 88% aller Fremdwährungsgeschäfte zu finden. Der Kapitalmarkt in den Vereinigten Staaten ermutigt Unternehmen aus aller Welt, dort zu investieren und sich auch dort Geld zu beschaffen.

Da die USA die Vorherrschaft des Dollars als Waffe einsetzen, werden andere Länder, insbesondere diejenigen, die mit Sanktionen belegt sind, weiterhin nach Alternativen suchen. Der chinesische Yuan ist ein aussichtsreicher Kandidat. Allerdings machte die chinesische Währung im vergangenen Jahr nur 2,7% der weltweiten Devisenreserven aus.

Ein wesentliches Hindernis für eine breitere Verwendung des Yuan sind die immer noch strengen Kapitalkontrollen Chinas, die die Bereitschaft ausländischer Unternehmen einschränken, in Yuan zu investieren und Kredite aufzunehmen, sofern diese nicht für den direkten Handel mit der Volksrepublik verwendet werden. Angesichts seiner Stellung im Welthandel könnte China einen wesentlich größeren Teil seines Handels mit anderen Ländern in seiner Währung abwickeln. Doch die Handelspartner müssten ihre Yuan sicher, schnell und leicht zugänglich anlegen können.

Die strengen Vorschriften für ausländische Direktinvestitionen stellen ein großes Hindernis dar. Der Offshore-Markt ist im Vergleich zu dem vieler Industrieländer-Währungen klein. Ein für Investitionszwecke stärker genutzter Yuan könnte enorme Veränderungen für China selbst mit sich bringen - darunter wahrscheinlich eine niedrigere inländische Sparquote. Eine solche Entwicklung würde das derzeitige Wachstumsmodell Beijings, das immer noch in hohem Maße von Exporten und künstlich verbilligtem Kapital für Staatsunternehmen im Inland abhängt, direkt in Frage stellen.

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