Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Credit Suisse will sich bis zu 50 Mrd Franken von der SNB leihen

Erscheinungsdatum Website: 16.03.2023 15:25:02
Erscheinungsdatum Publikation: 17.03.2023

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ZÜRICH (Dow Jones)--Die Credit Suisse greift nach der von der Notenbank der Schweiz ausgeworfenen Rettungsleine. Die Bank kündigte in der Nacht zum Donnerstag an, sich bei der Schweizer Nationalbank (SNB) bis zu 50 Milliarden Franken zu leihen. Die Credit-Suisse-Aktie, die am Mittwoch knapp ein Viertel ihres Wertes eingebüßt hatte, steigt am Donnerstag. Am Vormittag liegt sie 17,6 Prozent im Plus.

Die Credit Suisse kämpft schon länger mit Problemen und einem Vertrauensverlust. Nachdem sie am Dienstag Bilanzierungsschwächen eingeräumt hatte, schloss am Mittwoch der Großaktionär Saudi National Bank weitere Investitionen in die angeschlagene Bank aus, weil eine größere Beteiligung zusätzliche regulatorische Hürden mit sich bringen würde.

Am Mittwochabend stellten sowohl die SNB als auch die Finanzmarktaufsicht Finma klar, dass die Credit Suisse die für systemrelevante Banken geltenden Anforderungen an Kapital und Liquidität erfüllt. Berichten zufolge hatte die Bank die Behörden am Mittwoch um ein öffentliches Zeichen der Unterstützung ersucht.

CEO: Arbeiten mit Hochdruck an Konzernumbau

Die Credit Suisse befindet sich inmitten eines tiefgreifenden Konzernumbaus, mit dem sich die Bank stabiler aufstellen und weniger anfällig für Marktschwankungen machen will. An diesem Umbau hält die Bank auch weiterhin fest. "Mein Team und ich sind entschlossen, weiterhin daran zu arbeiten, eine unkompliziertere und stärker fokussierte Bank zu schaffen, die auf Kundenbedürfnisse ausgerichtet ist", sagte CEO Ulrich Körner laut Mitteilung. Die Inanspruchnahme der SNB-Hilfe sei eine "entschiedene Maßnahmen, um die Liquidität präventiv zu stärken".

Die Credit Suisse will überdies einige Schuldtitel zurückkaufen, um die Zinslast zu verringern. Die Gebote erstrecken sich auf zehn Dollar-Anleihen im Wert von 2,5 Milliarden US-Dollar und vier Bonds im Volumen von 500 Millionen Dollar.

Der Abverkauf bei Credit Suisse sorgte am Mittwoch auch bei anderen Bankaktien für Kursverluste. Anleger fürchteten, dass auch diese wegen ihrer Geschäftsverbindungen mit der Schweizer Bank in Mitleidenschaft gezogen werden könnten. Die Credit Suisse ist gemäß Financial Stability Board eine global systemrelevante Bank (G-SIB). Sie muss deshalb zusätzliches Eigenkapital und Pläne für eine ordnungsgemäße Abwicklung im Falle einer Schieflage vorhalten.

EZB hört sich bei anderen Banken um

Vertreter der Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB) haben sich Berichten zufolge bei von ihr beaufsichtigten Kreditinstituten über deren Credit-Suisse-Exposure erkundigt. Eine EZB-Sprecherin lehnte eine Stellungnahme ab.

"Wenn die Regulierungsbehörden die Credit-Suisse-Situation nicht gut handhaben, wird dies Schockwellen durch den ganzen Sektor schicken", sagte Analyst Joost Beaumont von ABN Amro. Auf beiden Seiten des Atlantiks gebe es Probleme mit Banken. In den USA war am Wochenende die Silicon Valley Bank kollabiert, kurz darauf traf es die Signature Bank in New York.

DJG/DJN/mgo/sha

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